17.02.2023, 13.49 Uhr   |   Marion Heidenreich   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Reihe „Wissenswertes“: Einblicke in das Technische Hilfswerk

Artikelfoto

Prof. Dr. Martin Fleuß, der Initiator der Reihe „Wissenswertes“ der Evangelischen Gemeinde Küllenhahn (re.), mit seinem ersten Gast 2023, Daniel Eggert vom Technischen Hilfswerk (THW). | Foto: Marion Heidenreich

Ein jeder hat die blauen Fahrzeuge des Technischen Hilfswerkes (THW) schon einmal gesehen: Besonders die Bilder von den Hilfseinsätzen des THW rund um die Hochwasserkatastrophe 2021 sind doch vielen noch im Gedächtnis. Präsent war das THW auch jüngst rund um Lützerath. Sicherheits- und Wirtschaftsingenieur Daniel Eggert, hauptamtlich beim THW seit 2014 und ehrenamtlich seit 2006 bei der Freiwilligen Feuerwehr Hahnerberg (FFH) rund um Schützen, Bergen und Retten im Einsatz, folgte der Einladung von Prof. Dr. Martin Fleuß: Im Rahmen der ersten Veranstaltung 2023 in der Reihe „Wissenswertes“ präsentierte Eggert den interessierten Zuhörern im Gemeindehaus Küllenhahn die Aufgaben des THW im Zivil- und Katastrophenschutz – in Deutschland wie auch bei weltweiten Einsätzen.

Geschichte und Gliederung des THW

Bereits in der Weimarer Republik gab es eine Vorgängerorganistation, die Technische Nothilfe (TN), die der Aufrechterhaltung der Infrastruktur und dem Zivilschutz dienen sollte und dem Reichsinnenministerium unterstellt war. In den 1930er-Jahren wurde die TN dem Reichsapperat der Ordnungspolizei unterstellt und letztlich 1945 von den Allierten aufgelöst. Das THW, so wie es heute besteht, wurde 1950 im Auftrag des damaligen Bundesinnenministers und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann als ein „ziviler Ordnungsdienst“ gegründet. Seit 1953 ist das Technische Hilfswerk eine Bundesanstalt. Der Leitgedanke ist seit nunmehr 70 Jahren die humanitäre Idee, „sich ehrenamtlich für den Schutz der Bevölkerung und notleidende Menschen zu engagieren“. Dafür ist das THW nicht nur im Inland, sondern auch weltweit bekannt.

Kernaufgabe im Rahmen des völkerrechtlichen Zivilschutzes (definiert durch das Grundgesetz und das 4. Genfer Abkommen) ist die „Notinstandsetzung unentbehrlicher öffentlicher Versorgungseinrichtungen“. Soll heißen: Auf Anforderung von Feuerwehr und Polizei leistet das THW in Katastrophenfällen – wie dem Hochwasser 2021 – oder größeren Unglücksfällen technische Hilfe. Dafür gibt es deutschlandweit flächendeckend 748 Dienststellen, davon drei Ausbildungs- und fünf Logistikzentren. Die weitere Gliederung des THW umfasst acht Landesverbände, 66 Regionalstellen und 668 Ortsverbände – einer davon ist der Wuppertaler Ortsverband. Moment – acht Landesverbände? Richtig: „Nicht jedes der 16 Bundesländer hat einen eigenen Landesverband: nur für Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen entsprechen die Landesgrenzen den Landesverbandsgrenzen: „Alle anderen Bundesländer teilen sich einen Landesverband“, erklärte Daniel Eggert an dem „Wissenwertes“-Abend. In Wuppertal gibt es zwei Technische Züge und einen Fachzug „Führung und Kommunikation“. Ein technischer Zug, der aus mindestens 19 Personen besteht, setzt sich aus verschiedenen Fachgruppen zusammen, so zu Notversorgung, Sprengung, Ortung und Brückenbau oder Infrastruktur.

Ehrenamt im THW

So vielfältig die Aufgaben des THW, so unterschiedlich auch die gut 80.000 Ehrenamtlichen: „Das THW ist ein Spiegel der Gesellschaft“, betonte Daniel Eggert, dass alle beruflichen Fachrichtungen und Fertigkeiten vertreten sind: „Jeder, der sich engagieren will, ist herzlich willkommen.“ Die THW-Jugendarbeit ist offen für bereits alle Interessierten ab 6 Jahren, ab dem 16. Lebensjahr kann die Grundausbildungsprüfung ablegt werden. An Einsätzen darf man allerdings erst mit der Volljährigkeit und bestandener Einsatzbefähigung teilnehmen. Alle, die im Erwachsenenalter in das THW eintreten, erhalten natürlich auch eine Grundausbildung und die technische Ausbildung in der gewählten Fachgruppe. Zusätzlich können je nach persönlichem Interesse auch weitere „Soft-Skills“ erworben werden, die auch im Berufsalltag nützlich sind. „Und selbstverständlich“, so betonte der THWler auf Nachfrage, „gibt es auch nach Einsätzen psychologische Unterstützung und Hilfe bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen“.

Das THW in Zahlen

In den 668 Ortsverbänden engagieren sich ca. 80.000 Ehrenamtliche, davon ca. 15.000 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren, in 1.700 Fachgruppen, denen im Einsatz 10.000 Fahrzeuge und Anhänger zur Verfügung stehen. Weitere Informationen zum Wuppertaler Ortsverband: ov-wuppertal.thw.de/das-thw-in-wuppertal/