21.02.2023, 19.32 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Ralf Putsch: Vom Philosophie-Studenten zum Chef mit Philosophie

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Knipex-Chef Ralf Putsch (vo.) war in der Reihe „Portrait“ zu Gast bei Prof. Dr. Martin Fleuß und Martin Probach (re.) im Küllenhahner Gemeindehaus. | Foto: Meinhard Koke

Was hat Ralf Putsch, der Chef von Zangen-Hersteller Knipex, mit Star-Bildhauer Tony Cragg, Ex-Museumsdirektor Gerhard Finckh oder auch Ex-Uni-Rektor Lambert T. Koch gemeinsam? Sie alle zählten zu den Gästen in der Reihe „Portrait“ (die CW berichtete mehrfach) – und Anfang Februar 2023 folgte auch Ralf Putsch der Einladung nach Küllenhahn. Ebenso wie zuvor Cragg, Finckh und Koch erwies sich auch der Firmenchef als „Zugpferd“ – ein volles Gemeindehaus wollte hören, was sich der Mensch und Unternehmer von seinen Gastgebern Prof. Martin Fleuß und Martin Probach entlocken lassen würde.

Knipex: Top-Eintausend der Familienunternehmen

Vorweg: Ralf Putsch präsentierte sich vollkommen unprätentiös! Keine Spur von einem hohen Ross, auf dem Cronenbergs größter Arbeitgeber, einer der größten Mäzene Wuppertals und bundesweit renommierter Unternehmer, laut Portal DDW auf Platz 1.140 der 10.000 wichtigsten Familienunternehmen Deutschlands, sowie Träger des deutschen Nachhaltigkeitspreises 2018 und nicht zuletzt „Zangen-Weltmeister“ durchaus sitzen könnte – vor dem Küllenhahner Altar ließ sich Ralf Putsch locker von seinen Gastgebern „in die Zange“ nehmen. Dass Knipex ein erfolgreiches Unternehmen ist, für welches „Made in Germany“ scheinbar kein Hindernis bedeutet, das vielmehr in Qualitätszangen – in übrigens rund 1.000 Variationen – spitze auf dem Weltmarkt ist, das ist bemerkenswert.

Dafür waren die allermeisten Besucher allerdings kaum an die Nesselbergstraße gekommen. Wohl eher interessierte sie, welcher Mensch hinter dem Erfolgsrezept steckt. Und hier gewährte der „Portrait“-Abend Einsichten, die sich vielleicht so zusammenfassen ließen: „Vom Philosophie-Studenten zum Chef mit Unternehmensphilosophie“…! Offen berichtete Ralf Putsch, dass seine Eltern ihn an der langen Leine laufen ließen: In der glücklichen Kindheit konnte sich Putsch mit seinen Freunden im nahen Gelpetal austoben, nach dem Abitur auf dem Internat zog es ihn zum Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft nach Freiburg, Tübingen und Paris – nicht nur räumlich, auch innerlich war Ralf Putsch auf Distanz zu Cronenberg, Familie und Zangen. Vom kulturellen Leben in der Seine-Metropole schwärmte Ralf Putsch: Für 5 Mark ergatterte er Restkarten für die Oper, auf der sogar echte Pferde zu erleben waren – „das war großes Kino, das war der Kosmos, in dem ich mich bewegt habe…“

Kollegen, Konkretes & die Liebe: „Da ist es halt passiert…“

Letztlich war er in diesem Kosmos aber doch nicht in seinem Element: Die Geisteswissenschaft („Man muss einhundert Bücher lesen, um eins zu schreiben“) und das damit verbundene „recht einsame Geschäft“ stießen Putsch auf, nach dem Studienende mit dem Abschluss Magister Artium (M.A.) ging der damals 30-Jährige doch auf „Tuchfühlung“ zu Cronenberg – er schnupperte als Praktikant bei Knipex rein: „Dann ist es halt passiert“, schilderte Ralf Putsch, dass er in der Zusammenarbeit mit Kollegen, dem fassbaren Produktionsprozess oder auch der Internationalität des Geschäfts „Blut leckte“: „Das hat mich voll ausgefüllt.“ Nicht zuletzt lernte er seine Ehefrau kennen und lieben: „Da waren die wissenschaftlichen Ambitionen dann vollends hinüber…“ Zur Erfolgsgeschichte von Knipex betonte Ralf Putsch, dass diese permanent neu zu bestätigen sei: „Das ist ein ständiger Fluss.“

Sponsoring: „Wir fühlen uns als Teil dieser Gemeinschaft…!“

Als er seine Erfolgsgaranten beschrieb, wurde klar: Der Familienunternehmer hat der Philosophie zwar den Rücken zugewandt, aber er hat eine Philosophie: Natürlich seien hochwertiges Material, präzise Verarbeitung und ständige Innovationen notwendig, um den Vorsprung zu halten. Es komme, so Ralf Putsch weiter, aber immer auch auf die Menschen an: Empathie, Kreativität und Sensibilität seien gefordert, die Förderung von Menschen und ihrer Talente wichtig: „Qualität ist auch die Sache von Menschen“, unterstrich Putsch und verwies dabei auf die Berger Maschinenfabrik in der Kohlfurth als ein Erfolgsbeispiel: „Am Ende ist das Schöpferische nichts, das man erzwingen kann!“ Zu dieser Philosophie passt, was der Knipex-Chef auf das Lob aus dem Publikum zum großzügigen Kultur- und Bildungssponsoring des Cronenberger Unternehmens sagte: Er wolle dazu beitragen, dass junge Leute eine Chance haben, er wolle sie interessieren, manchmal brauche es ja nur etwas Geld, um Engagement, Ideen oder Projekte zu ermöglichen: „Da machen wir gerne mit, dann ist der Hebel so groß“, so der „Möglichmacher“ von der Oberkamper Straße: „Wir fühlen uns als Teil dieser Gemeinschaft“ – dafür gab es spontan Applaus.

„Knipex und Cronenberg, das gehört zusammen…!“

Mehr „Gemeinschaft“ ist Ralf Putsch und seiner Firma in der Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden zu wünschen: Ein „schweres Thema“, seufzte der Knipex-Chef fast, vieles müsste schneller und besser gehen; damit sich Firmen wohlfühlen könnten in der Stadt, müsse sich einiges ändern: „Wenn jemand investieren möchte, braucht es eine Willkommenskultur – das wäre schön.“ Wie diese Kultur (auch) aussehen könnte, das ließ Ralf Putschs Statement zu Cronenberg durchblicken: „Die Menschen hier kennen sich und halten zusammen – das ist ein großer Schatz…“, befand der Unternehmer. Bevor Ralf Putsch mit viel Applaus verabschiedet wurde, formulierte Martin Fleuß eine Quintessenz des Abends: „Knipex und Cronenberg, das gehört zusammen!“