22.03.2023, 12.52 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Legal, illegal oder egal?“ Kritik an Fällungen in Sudberg-Wald
Als Nicole Kunert und Andreas Reußer an diesem März-Samstag einen morgendlichen Spaziergang durch den Sudberger Wald absolvierten, trauten sie ihren Ohren und Augen nicht: Motorsägen „heulten“ auf, Bäume fielen – hatte nicht am 1. März die alljährliche Schonfrist zum Fällen von Bäumen begonnen?
Keine Spur davon in dem Landschaftsschutzgebiet am Ende der Sudberger Straße: Zumal es keinerlei Warnschilder oder Absperrungen an dem Reit- oder Wanderweg gegeben habe, erschraken Nicole Kunert und Andreas Reußer angesichts der ihrer Aussage nach massiven Zerstörung des dortigen Reit- beziehungsweise Wanderwegs und einer „extremen Gefahrerstelle“: Ein gefällter Baum hing „wie ein Damoklesschwert“ in einem halb entwurzelten Baum über den Wegen.
Anrufe bei Feuerwehr, Ordnungsamt und Polizei brachten keine Abhilfe, aber die Erkenntnis: Bei dem Waldstück handelt es sich um einen Privatwald. Aber darf denn hier während der Gehölzschonzeit bis zum 30. September gefällt werden? Darf ein allgemeiner Wanderweg für Tage versperrt werden? Und darf eine solche Gefahrenstelle einfach so hinterlassen werden? Kann doch nicht sein, glaubten Nicole Kunert und Andreas Reußer: „Gerade in Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimaschutz wären wir sehr erstaunt, wenn die kommerzielle Nutzung des Holzes über dem Schutz stehen würde.“
Keine Schonfrist für kommerzielle Waldwirtschaft
Da mussten sich die Sudberger aber eines Besseren belehren lassen: Abteilungsleiter Sebastian Rabe von der Stadt erläuterte zwar, dass solche Fäll-Maßnahmen selbstverständlich entsprechend abgesperrt und Gefahrenbäume beseitigt werden müssen: „Ich muss Ihnen aber mitteilen, dass eine solche Maßnahme grundsätzlich nicht verboten oder genehmigungspflichtig ist. Die Forstwirtschaft ist grundsätzlich von der ,Gehölzschonzeit’ ausgenommen.“ Zudem, so Rabe weiter, sei der Weg nicht öffentlich gewidmet – eine Sperrung also grundsätzlich nicht verboten.
Dennoch fehlt Nicole Kunert und Andreas Reußer das Verständnis: Privatleute dürften von März bis September keine Holzschnitte vornehmen, in einem Waldstück aber sei „brachiales, rücksichtsloses Verhalten“ erlaubt? „Es ist der ,normalen’ Bevölkerung schwer zu erklären, warum ,Wir’ alles für die Nachhaltigkeit, Klima-, Umwelt- und Naturschutz leisten sollen, aber sobald kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen, dies alles nicht mehr wichtig ist“, verstehen die Sudberger nicht: „Der von uns gewählte Titel ,Legal, illegal, ganz egal?’ trifft es dann leider sehr zutreffend“, finden sie…