25.07.2023, 16.37 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Zwei Lkw voller Plagiate? Polizei „enterte“ Produktpiraten-Shop

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Mit zwei Lkw rückte die Polizei an dem mutmaßlichen Plagiate-Shop am Kaisergarten an. | Foto: Meinhard Koke

„Sommerloch“ in Cronenberg? Hier und da vielleicht, Anfang Juli jedoch nicht im Dörper Norden: Ein Polizei-Aufgebot rückte am 4. Juli am Kaisergarten an – auf Anordnung der Staatsanwaltschaft durchsuchten die Einsatzkräfte bis in den Nachmittag hinein ein Lager an der Rückseite eine Pizzeria an der Hahnerberger Straße. Der Verdacht lautet: gewerbliche Verletzung des Markenrechts.

Und zwar im größeren Stile, wie auch die beiden Polizei-Lkw am Einsatzort bewiesen. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert: Die Auswertung der beschlagnahmten Waren werde zwar noch einige Wochen, vielleicht sogar Monate andauern. Feststellen konnte Baumert allerdings bereits: Bei der Durchsuchungsaktion wurden insgesamt rund 4.350 mutmaßliche Plagiate beschlagnahmt, ordentlich in Kartons verpackt und zu einem Polizei-Lager transportiert.

TikTok-Shop: „A+-Qualität“ auch zur Abholung

Bei den beschlagnahmten Bekleidungsstücken handelt es sich um mutmaßliche Fälschungen von „Edelmarken“: Wie ein Blick auf die TikTok-Präsenz des Cronenberger „vip“-Shops verrät, war an der Hahnerberger Straße „alles Mögliche da“ und von Prada und Dolce & Gabbana oder Gucci über Nike, Hilfiger und Diesel bis hin zu Burberry vieles Teures günstig erhältlich. Und zwar in „High End A+ Qualität“, wie die TikTok-Seite verheißt, auf der ebenso zu lesen ist, dass sowohl Versand wie auch die direkte Abholung vor Ort und die „sichere Bezahlung“ per PayPal möglich sei – oder besser: war…!

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Buchstäblich „haufenweise“ mutmaßlicher Edelmarken-Plagiate wurden von der Polizei in dem Online-Shop an der Hahnerberger Straße gesichtet und abtransportiert. | Foto: Meinhard Koke

Buchstäblich „haufenweise“ mutmaßlicher Edelmarken-Plagiate wurden von der Polizei in dem Online-Shop an der Hahnerberger Straße gesichtet und abtransportiert. | Foto: Meinhard Koke

„Das hier geht über das Normalmaß hinaus…“

Auch wenn die Auswertung gerade erst begonnen hatte, bezifferte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert den „hypothetischen Schaden“ durch die möglichen Markenrechtsverletzungen nach einer groben Ersteinschätzung auf mehrere hunderttausend Euro. Immer wieder habe man es auch in Wuppertal mit Produktpiraterie zu tun, „das hier scheint aber schon ein großer Fall zu sein – das geht über das Normalmaß hinaus“, glaubte der Wuppertaler Oberstaatsanwalt. Der Vorwurf richte sich gegen zwei Beschuldigte, die weiter auf freiem Fuß seien.

Polizei: Weitere Hinweise erbeten

Sollten die mutmaßlichen Produktpiraten verurteilt werden, müssen die Shop-Inhaber mit einer Geldstrafe und/oder einer Freiheitsstrafe von bis zu etwa 1,5 Jahren rechnen. Gravierender könnten indes die zivilrechtlichen Folgen sein: Sollten die Edelmarken die Betreiber des Hahnerberger „vip“-Shops verklagen und Recht bekommen, drohten den Produktpiraten hohe Schadensersatz-Summen – „die Hersteller gehen gegen den Plagiatehandel sehr rigide vor“, weiß Oberstaatsanwalt Baumert.

Hinweise zu dem möglichen Plagiate-Shop sind unter Telefon (0202) 247 13 90 (Cronenberg) oder (0202) 284-0 (Präsidium) an die Polizei erbeten.