02.08.2023, 19.42 Uhr | Marion Heidenreich | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Wissenswertes“: Nach Gefährdetenhilfe nun Gemeinde im Fokus
In der Reihe „Wissenswertes“ empfing Prof. Dr. Martin Fleuß zuletzt Klaus Krampitz im evangelischen Gemeindehaus Küllenhahn: Der Abteilungsleiter der Diakonie Wuppertal berichtete an der Nesselbergstraße aus seinem Alltag in der Gefährdetenhilfe – auf der Straße und in der Beratungsstelle. Krampitz, seit 25 Jahren als Sozialarbeiter in Wuppertal tätig, ist Ansprechpartner und Helfer für Obdachlose und andere Menschen in sozialen Schwierigkeiten – sprich: Personen, die durchs Raster des sozialen Sicherheitssystems gefallen sind.
In der Beratungsstelle, dem Tagesaufenthalt in der Ludwigstraße und auf der Straße sind die circa 20 MitarbeiterInnen der Gefährdetenhilfe tätig. Vornehmlich werde man in den ärmeren Stadtteilen gebraucht: „Nach Ronsdorf und Cronenberg kommen wir eigentlich nur, wenn wir benachrichtigt werden“, erläuterte Klaus Krampitz. Der „neue“ Standort (seit 2020) in der Nähe des Karlsplatzes erleichtert den Bedürftigen den Zugang: Neben Beratung und Versorgung mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und ähnlichem bietet die Diakonie den Wohnungs- und Obdachlosen auch eine Postadresse. Diese ist besonders wichtig, damit die Betroffenen zum Beispiel für Ämter erreichbar sind und Sozialleistungen empfangen können.
Der Alltag der Gefährdetenhilfe
Zurzeit nehmen rund 570 Personen das Diakonie-Angebot wahr. Neben der Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen, wird auch Hilfestellung beim Umgang mit Ämtern oder der Vermittlung von Wohnraum geleistet. Wohnungslosigkeit kann jedem passieren, unterstrich der Sozialarbeiter: Trennung oder Krankheit sind Gründe, meist sind Wohnungslose Personen, die bereits am Rand des sozialen Netzes standen: Schulden, Abhängigkeiten und Armut oder Wohnungsverweise (z.B. bei häuslicher Gewalt) sind dabei immer wiederkehrende Faktoren. Manchmal liegt es aber auch ein- fach an der „Unselbstständigkeit“ der Betroffenen: „Viele der Geschichten ähneln sich, aber jede Geschichte ist individuell.“
„Wir können nicht jeden retten…“
Während zur Beratungsstelle und dem Tagesaufenthalt die Klienten aktiv kommen, geht die Sozialarbeit auf der Straße zu den Menschen. Hier treffen sie nicht nur auf Obdachlose, sondern auch auf diejenigen, die vom Verlust der sozialen Teilhabe durch Ar- mut und Abhängigkeiten bedroht sind. Es wird Hilfe „auf Augenhöhe“ angeboten, die aber nicht immer angenommen wird. Im Vordergrund der Arbeit der Gefährdetenhilfe steht die Selbst- bestimmung und das Wissen, dass nicht jedem Bedürftigen geholfen werden kann: „Wir sind Teil des Systems, deshalb schlägt uns natürlich auch Ablehnung und Misstrauen entgegen“, berichtete Klaus Krampitz: „Wenn jemand keine Hilfe annehmen will, muss das akzeptiert werden.“ Als einen Kampf gegen Windmühlen sieht der Sozialarbeiter seine Arbeit nicht: „Es ist wichtig zu helfen, aber wir können nicht jeden retten – Verantwortung für sein Leben trifft jeder Erwachsene letztlich selbst.“
Nähgere Infos & nächster „Wissenswertes“-Termin
Mehr zum Arbeitsbereich „Sozialer Teilhabe“ der Diakonie Wuppertal ist online unter www.diakoniewuppertal.de zu erfahren. Beim nächsten Termin in der Reihe „Wissenswertes“ ist am kommenden Freitag, 4. August, Pfarrer Thomas Hoppe bei Initiator Martin Fleuß zu Gast. Der Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Cronenberg wird vor dem Hintergrund des geplanten Zusammengehens von Evangelisch-Cronenberg und -Küllenhahn ab 19.30 Uhr rund um die „Alte Gemeinde Cronenberg“ berichten. Der Eintritt an der Nesselbergstraße 12 ist wie gewohnt frei, Interessierte sind willkommen.