02.11.2023, 16.14 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Moutainbiking-Strecken: Das „Königsetappen-Ziel“ in Reichweite?
Es scheint ein bisschen so zu sein wie bei der Königsetappe der Tour de France: Die ist quälend steil und zieht sich über endlos kräftezehrende Höhenmeter. Das Ringen um die Ausweisung von offiziellen Mountainbiking-Strecken in Wuppertal zieht sich ebenso: Seit Jahren wird an einem Runden Tisch diskutiert und ausgelotet. Nun aber scheint der vielleicht schwierigste Zwischenanstieg geschafft und der Zielbereich am Horizont erahnbar: „Es entwickelt sich was“, berichtet Thomas Kaplanek im Online-Gespräch via Zoom: Die Gespräche mit Stadt Wuppertal, Naturschutz-Vertretern und Landesbetrieb Wald und Holz machten Fortschritte: „Wir sehen die Bereitschaft, miteinander zu sprechen.“
Wie auf Skipisten oder der Trasse: Biker kanalisieren…
Wie Jörg Werbeck, seines Zeichens nicht nur begeisterter Mountainbiker, sondern auch vielfach in Vereinen und Gremien engagierter Natur- und Umweltschützer, berichtet, sind aktuell vier Gebiete für die Ausweisung von Biker-Strecken im Westen Wuppertals im Gespräch, darunter auch das Kaltenbachtal. Werbeck stellt sich – analog etwa zu Skigebieten oder längst bestehenden Biking-Strecken – die Ausweisung von blauen, schwarzen und roten Biker-Pisten vor: „Man kann nicht nur sagen ,Du darfst nicht…‘, mit Verboten kriegt man nicht viel bewegt“, betont der Küllenhahner: „Man muss die Biker vielmehr positiv mitnehmen.“ Als hiesiges Beispiel für eine „richtig gemachte Kanalisierung“ benennt Werbeck die Sambatrasse: „Da gehen alle drüber…“.
„In Holland klappt das grandios“, ergänzt Mountainbiker Thomas Kaplanek: Wenn die Grundlagen geschaffen, Strecken ausgewiesen und gekennzeichnet seien, dann funktioniere das „absolut problemlos“. Zumal: „Wenn man ausweist, kann man auch die Nutzungsbedingungen festlegen“, betont Kaplanek. Großes (Fern-)Ziel dabei ist, ein attraktives Biking-Netz im Städtedreieck zu knüpfen, erläutert Karsten Schulte von der Initiative „Wuppertrails“. Das könnte zum Beispiel über die Sambatrasse die bestehenden Strecken am Kothen in Barmen und den Klingentrail in Solingen sowie zukünftige miteinander verbinden: „Wenn es in Wuppertal eine Lösung gibt, dann klappt das auch anderswo…!“
Wie Moutainbiker David Mörs berichtet, sollen bei einem nächsten Treffen des Runden Tischs im November Ergebnisse der Prüfungen möglicher Trails im Westen Wuppertals vorgestellt werden: „Alle gehen den Weg der Prüfungen mit“, zeigt sich auch Mörs optimistisch, dass in dem Spannungsfeld Naturschutz versus Freizeitsport attraktive Lösungen gefunden werden können. Konkret: Rundstrecken von 20/30 Kilometern Länge, die steil nach oben und wieder runter führen, das sei das, was sich die Moutainbiker wünschten – „da kommen sie auf ihre Runde“, sagt David Mörs.
Stadt: „Wir grenzen Optionen sukzessive ein…“
Man taste sich in Gesprächen mit allen Beteiligten sukzessive heran, wo Strecken zu finden sein könnten, bestätigt Karin Blume von der Stadt: Es gebe diverse Optionen, die man eingrenze, allerdings: Naturschutzgebiete seien dabei außen vor, sagt die Mitarbeiterin des Ressorts Umweltschutz: „Die sind sakrosankt.“
„Naturschutzgebiete fallen nicht grundsätzlich raus
Nicht so unumstößlich ist da die Ansicht von Hermann Fröhlingsdorf: „Wir wären froh, wenn wir irgendwo eine oder mehrere Strecken in Wuppertal hätten“, sagt der Fachgebietsleiter „Hoheit“ beim Landesbetrieb Wald und Holz – zum Beispiel das Naturschutzgebiet Burgholz „fällt für mich da nicht grundsätzlich raus“. In Bergisch-Gladbach zum Beispiel laufe eine ausgewiesene Strecke jedenfalls „super“: „Wir haben heute im Land mehrere Mountainbike-Strecken – warum nicht auch in Wuppertal…?“
Appell: Das Lagerdenken überwinden
Würden Vorschläge gemacht, dann werde man prüfen, verspricht Fröhlingsdorf, „auch im Naturschutzgebiet“. Allerdings, so betont er ebenfalls: Die Belange der Naturschutzvereine seien zu berücksichtigen, aber: Man dürfe nicht in Lagern denken, unterstreicht Fröhlingsdorf mit Blick auf die unterschiedlichen Interessen…