24.01.2024, 15.49 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Anatoli Moskalets: Das ist „Foto-Balsam“ für die Wuppertal-Seele!

In der „Galerie im Turm“ in der Christuskirche zeigt Anatoli Moskalets (vorne), hier mit den Organisatoren des Fotoforums Wuppertal sowie Sohn Valentin (hi. li.), wie er Wuppertal sieht… | Foto: Meinhard Koke
In der „Galerie im Turm“ darf nicht jede/r ausstellen: Man habe die Bilder natürlich vorab unter die Lupe genommen, versicherten Claus-Dieter Meier, Detlef Hinz und Fritz Zander vom „Fotoforum Wuppertal“. Dass am 12. Januar die Vernissage zu der Schau „So sehe ich Wuppertal“ im Turm der Christuskirche stattfand, bewies: Anatoli Moskalets Wuppertal-Fotografien haben die Anerkennung der Fotoforum-Mitglieder gefunden – „er sieht Dinge in Wuppertal, an denen wir vorbeigehen“, zeigte sich auch Claus-Dieter Meier bei der Ausstellungseröffnung am Unterer Grifflenberg 65 beeindruckt von den Moskalets-Fotos: „Das tut der Wuppertal-Seele gut…“
Im Sommer 2021 aus der Ukraine ins unbekannte Tal geflüchtet
Die Fotografien des 57-Jährigen erheben vielleicht keinen besonderen künstlerischen Anspruch. Anatoli Moskalets fängt mit seiner Canon-Kamera vielmehr Motive von Wuppertal ein, die Grußkarten aus dem Tal zur Ehre gereichen würden. Und zwar mit ebenso geschultem wie auch mit kreativem Blick: Zum Beispiel ein Schaufenster-Spiegelbild vom Vohwinkler Rathaus zeugt von seiner Kreativität hinter der Linse. Die Moskalets-Schau ist bemerkenswert, und das in doppelter Hinsicht: Zunächst ist da Anatoli Moskalets’ Schicksal: Im Juli 2021 flüchtete er sich vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aus der Stadt Charkiw nach Deutschland.
Ein unvoreingenommener Blick auf die Wupper-Metropole
Von Wuppertal hatte der Laborant zuvor nie gehört – Bekannte sorgten vielmehr dafür, dass Anatoli Moskalets mit Vater und Sohn in die Bergische Metropole kam. Umso bemerkenswerter – und eindrucksvoller gerade für alteingesessene Wuppertaler – ist die die Schau unter der Überschrift „So sehe ich Wuppertal“: Wie mag jemand, der einen unvoreingenommenen Blick auf die Stadt hat, die Bergische Metropole sehen? Eine Stadt, deren Bürger sich selbst nicht einig sind, ob sie liebenswert ist oder doch eher hässlich und grau – und überdies ziemlich verregnet; eine Stadt, deren Name im Lotto-Sketch von Loriot, dem Gassenhauer „Polonäse nach Blankenese“ oder erst jüngst rund um sündhafte teure goldene Bänke bundesweit auftaucht; eine Stadt, deren Bürger zuerst Vohwinkler, Ronsdorfer oder Cronenberger sind, und dann erst Wuppertaler…!
Kein Prunk, aber viel Schönes – da kommt Wuppertal-Stolz auf
Wer – ohne Wuppertal zu kennen – durch die Schau von Anatoli Moskalets geht, findet: Wow, das ist ja eine tolle Stadt – die Impressionen des 57-Jährigen zeichnen ein beeindruckendes Mosaik von Wuppertal. Auch wenn die Impressionen weniger mit prächtigen oder prestigeträchtigen Prunkbauten auftrumpfen können, sie beweisen: Wuppertal hat viele Trümpfe zu bieten: Treppen- und Häuserschluchten, Toelleturm und Nordpark, Impressionen von der Talachse, die Wupper, Schloss Lüntenbeck, der neue Döppersberg oder auch ein Bänke-Idyll in einem der Parks der Stadt – beim Schlendern durch die Moskalets-Schau kommt „Wuppertal-Stolz“ auf!

Filmte auch während der Vernissage zu seiner Ausstellung in der „Galerie im Turm“: Anatoli Moskalets „anders“ in Aktion… | Foto: Karl-Heinz Kamiz
Willkommenskultur ist Moskalets „Wuppertal-Star“
Und, hat der Ukrainer einen „Liebling“ in seiner Zufluchtsstadt ausgemacht? Ja, die Schwebebahn hat es Anatoli Moskalets besonders angetan – wie diverse Bilder von der hängenden Bahn beweisen… Wobei: Die Stadt selbst, so erklärt der 57-Jährige in einer Mischung aus gebrochenem Deutsch und Englisch, sei sein Favorit: Wuppertal sei eine „beautiful town“, mit ihrem vielen Grün erinnere sie ihn etwas an die Krim – nur das Meer fehle… Vor allem aber: Wie freundlich Wuppertal ihn, seinen Vater und seinen Sohn aufgenommen habe, das hat die Wuppertal-Liebe von Anatoli Moskalets entfacht: „Wir sind hier sehr glücklich“, strahlt der inzwischen in Sonnborn lebende Fotograf – und Wuppertal darf sich mit seinen Fotos glücklich schätzen…!
Cronenberg fehlt – Wuppertal-Liebe ist steigerungsfähig
Aus der „Höhensicht“ etwas bedauerlich: Cronenberg hat Anatoli Moskalets für sich und seine Kamera noch nicht entdeckt – seine Wuppertal-Liebe ist damit also steigerungsfähig…! Die Ausstellung „So sehe ich Wuppertal“ ist noch bis 7. Februar mittwochs jeweils von 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 01 52 / 216 019 05 in der Turm-Galerie der Christuskirche zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos auch via fotoforum-wuppertal.de.