14.02.2024, 20.06 Uhr | Martin Hagemeyer | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Talfahrt“ bei „KNIPEX“: Prost! Da war nichts schönzutrinken…!
„Die Rückkehr der Wicküler“ hieß zwar nicht, dass die Drei einen Aufschwung in der bergischen Brauereilandschaft verkünden konnten. Vielmehr kleideten sich die Akteure der „Talfahrt 2023“ kurzzeitig als Mischung aus Musketieren und Wikingern. Der kabarettistische Jahresrückblick von Jens Neutag, Jürgen H. Scheugenpflug und Ulrich Rasch bot im Forum der Firma KNIPEX einmal mehr einen vereinten Parforce-Ritt durch zwölf Monate Wuppertal – mit scharfer „Klinge“, verbal und musikalisch sowie gleich dreifach: An drei Abenden gastierten die „Talfahrer“ an der Oberkamper Straße – stets ausverkauft! Der bewährte „Talfahrt“-Spaß präsentiert stets humorig einen Mix aus Meldungen des jeweiligen Jahres – ob mit „Bogen“ oder ohne. Mit manchem konnte man rechnen: Die schon „berühmten“ goldenen Bänke datieren zwar schon vom Vor-Vor-Jahr, taugten aber auch beim 2023-Rückblick zur „Lachnummer“. „Spüren Sie schon was?“, sah man per Einspielfilm einen Reporter fragen – und ein dort sitzender Mann raunzte unnachahmlich: „Ja, ’nen nassen Arsch.“
Es wurde einer der „Running Gags“ des Abends, die bei jeder „Talfahrt“ dazugehören – so wie der Satz einer „zivileren“ Bank-Kritikerin: „Da schlägt man fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen.“ Als dankbares Elberfeld-Thema hatte das komische Trio die City-Baustellen im frotzelnden Fokus, gleichfalls ja längst Dauerbrenner. „Im Slalom durch das Minenfeld“, sang Scheugenpflug, „und dazu vielleicht ein kleiner Kreuzbandriss“. Später hieß es: „Aus Elberfeld wird jetzt ein Truppenübungsplatz“, und als Variante des Hits „Siehste, dat is‘ Wuppertal“ ein zerknirschtes „Olle Hüüsjer und komplett marode Brücke…“. Manche Lachnummern bleiben sich eben gleich… – und das ist keinesfalls „Schuld“ der drei „Spaßmacher“.
Viel zu spötteln gab es auch zu Oberbarmen und der dortigen Kriminalität: Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität habe die Verwaltung auf dem Berliner Platz jetzt sage und schreibe „zwei Lampen“ aufgestellt, referierte Neutag und kommentierte: „Dann sieht man es besser, wenn man überfallen wird.“ Und die Pressemeldung „Senioren machen Urlaub ohne Koffer“ fand er ganz logisch: „Klar: Wenn man von Langerfeld in Oberbarmen ankommt, ist der Koffer weg.“ Auch beim erwähnten Auftritt von „Franz, Ferdinand und Josef Wicküler“ mit Hut kam der Stadtteil als bereits „anno dazumal“ tristes Quartier vor: „In Oberbarmen hatten sie sich schon damals viel schönzutrinken.“ Bewährt bei alldem: Ulrich Rasch am Klavier. Auch bei diversen „Nachrufen“ hatte Rasch die passende musikalische Begleitung in petto. Schön etwa die hübsch-hinterhältige „Hommage“ an Ex-Dezernent Arno Minas nach Udo Lindenbergs Song „Cello“. Auch Alexander Schmidt, seit 2023 nicht mehr FDP-Fraktionschef, wurde klingend verabschiedet – frei nach den Toten Hosen: „Hey hey, da geht Alex.“
„Extrascharf!“: Jens Neutag als Gesundheitsminister Lauterbach
Für einen Abgesang an OB Schneidewind war es zu früh, aber dessen Äußerung „Ich kann mir vorstellen, noch einmal als Oberbürgermeister zu kandidieren“, beschied Neutag bissig: „Da ist er garantiert der Einzige.“ Ach ja: Als „kleiner grüner Kaktus“ war ebenjener „Uwe“ zudem ein verlässlicher Humor-Quell… Einen „Nachruf“ der anderen Art, nämlich voller Respekt, gab es für die 2023 aufgelöste Band „Striekspöen“: Das „Talfahrt“-Trio intonierte nach „Grüß mir die Heimat“ mit etwas Wehmut: „Da wo die Striekspöen sind, das weiß doch jedes Kind, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.“ Doch auch Bundesweites fand komischen Eingang im KNIPEX-Forum. Mit viel Lachen vom Publikum goutiert: Jens Neutag als Gesundheitsminister Karl Lauterbach – nicht nur mit Sätzen wie „Man muss nicht für jedes Wehwehchen zum Arzt gehen. In meiner Jugend haben wir einfach mal scharfen Löwensenf genommen“ – auch durch den perfekt getroffenen tranigen Tonfall einfach „extrascharf“!
Am Ausgang: Sammlung für Obdachlosen-Initiative
Dass die Drei trotz manch „Boshaftigkeit“ das Herz am rechten Fleck haben, wurde spätestens bei ihrem Spendenaufruf für eine Obdachlosen-Initiative klar – gerade weil zuvor die „Liege-Sperren“ auf City-Bänken Spott erfahren hatten: „Da schlägt man fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen…“, war auch final wieder zu hören. Am Ende des Talfahrt-Abends im KNIPEX-Forum indes schlugen die Hände aneinander – wieder einmal begeistert zum Klatschen …! Mehr zu den satirischen Wuppertal-Rückblicken ist online hier zu erfahren: www.talfahrt-wuppertal.de.