05.03.2024, 16.51 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
FFC: Bluthochdruck zu Neubau – Gänsehaut bei Becker-Abschied
„Aus Sicht des Bürgers wünschenswert, aus Sicht der Feuerwehr unspektakulär“, fasste Christian Oertel in seinem – ansonsten wieder kurzweiligen – Rückblick nüchtern das Einsatzjahr der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg (FFC) zusammen: Das Einsatzgeschehen 2023 sei „außerordentlich unauffällig gewesen.“ Ereignisarm war das FFC-Jahr dennoch nicht: Mit 41 Alarmierungen unter der Überschrift „Hilflose Person hinter verschlossener Tür“ verzeichnete die Dörpeer Wehr einen neuen „Rekord“. Feuerwehrfest, Einsatztraining in Weeze, Festakt zum 125-Jährigen der Wehr, Feuerwehr-Aktionstag, Jahresabschlussübung und zum Abschluss Hochwasser-Hilfe an einem Ruhrdeich in Oberhausen – über Langeweile konnte sich die FFC auch im „unauffälligen“ Jahr 2023 nicht beschweren…!
Neubau-Planung: Ausschreibung steht kurz bevor
Langeweile kam auch nicht beim Jahrestreffen auf, im Gegenteil: Es gab sogar einen echten Gänsehaut-Moment sowie leidenschaftliche Appelle. Für Letztere sorgte das „Dauerbrenner“-Thema: Der seit Jahrzehnten geforderte Neubau der Feuerwache Cronenberg (die CW berichtete mehrfach). 400.000 Euro Planungsgelder sind zwar vom Rat bewilligt und die Ausschreibung der Planung – so berichtete Wuppertals Feuerwehr-Chef Ulrich Zander – stehe kurz davor, auf der Vergabe-Plattform der Stadt platziert zu werden: Er sei „ganz optimistisch“, dass man noch in diesem Jahr oder 2025 mit dem Durchführungsbeschluss für den Neubau in den Rat gehen könne, erläuterte Ulrich Zander weiter.
Nicht „löschen“: Feuerwehr brennt für Engagement
Den Optimismus des Feuerwehrchefs der Stadt teilten die wenigsten der übrigen Redner. Die Sorge an der Kemmannstraße brachte mit Ralf Kiepe der stellvertretende Vorsitzende des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV) auf den Punkt: Ja, die Planungsgelder seien bereitgestellt. Aber was, wenn der Rat im Anschluss kein Geld für den Neubau bewilligt? Kiepe zeigte sich besorgt, weil das FFC-Projekt in der mittelfristigen Investitionsplanung der Stadt nicht explizit benannt sei. Er zitierte Oberbürgermeister Uwe Schnedewinds Wort vom „Ehrenamt als Kitt der Gesellschaft“: „Die Feuerwehr brennt für ihr Engagement – sorgen Sie dafür, das dieses Licht nicht erlischt – stellen Sie das Geld für den Neubau bereit“, forderte Kiepe den Rat auf.
Appell an Rat: „Baut endlich diese Wache, macht euren Job“
Detlef Elter, der Vorsitzende des Fördervereins der Feuerwehr Cronenberg, zählte einige derzeitigen Mängel des Löschhauses auf: Kaputte Decke im Versammlungsraum, defekte Toilettenspülung, kalte Duschen – an der Kemmannstraße werde „zusammengefrickelt“, nicht mehr ordentlich repariert und investiert – die Wache werde ja aufgegeben… Aber wann? „Baut endlich diese Wache, macht euren Job“, forderte der Fördervereinschef, die Gelder für den Neubau in den Haushalt einzustellen: „Das ist die verdammte Pflichtaufgabe der Stadt.“
Appell II an Rat: „Ihr braucht das Ehrenamt!“
„Ich muss eigentlich gar nichts mehr sagen – viel zu groß ist der Frust“, hatte zuvor FFC-Chef Dirk Jacobs das „Klagelied“ angestimmt: Die Mängel seien nicht mehr zu ertragen, erinnerte auch der Dörper Wehrchef daran, dass ein funktionsfähiges Löschhaus eine Pflichtaufgabe der Stadt sei: „Liebe Stadt, denke daran: Ihr braucht das Ehrenamt!“ Daniel Rupp, seit Oktober Sprecher der rund 1.150 freiwilligen Feuerwehrleute Wuppertals, berichtete, dass er bei der letzten Sitzung des Ordnungsausschusses die Notwendigkeit für einen Neubau des Löschhauses Cronenberg deutlich gemacht habe. Rupp schloss mit einem Appell an alle freiwilligen Floriansjünger der Stadt: „Lasst uns zusammenhalten und stark gegenüber der Politik auftreten – auch für einen Neubau der Wache Cronenberg…!
BM Scherff: „Die Neubau-Planung kommt!“
Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) zeigte sich derweil fest überzeugt, dass zumindest die Neubau-Planung kommt („Das wird wirklich geplant“). Schließlich habe sich der zuständige Ordnungsausschuss-Vorsitzende Rainer Spiecker dafür weit aus dem Fenster gelehnt. Sollte es dennoch anders kommen, so werde die Bezirksvertretung Cronenberg „einschreiten“: „Darauf können Sie sich verlassen“, versprach Scherff, um abschließend den Feuerwehrleuten für ihren Einsatz zu danken: „Bleiben Sie so engagiert – schön, dass es Sie gibt.“
Nach 50 Jahren: Standing ovations für Harald Becker
Auf Frust-Bluthochdruck folgte dann zum Abschluss der Mitgliederversammlung Freude über zahlreiche Beförderungen und Ehrungen sowie auch ein Gänsehaut-Moment: Mit stehendem Applaus wurde Harald Becker nach 50 Jahren aus dem aktiven Dienst in der Feuerwehr Cronenberg verabschiedet. Becker hatte zuvor die Altersgrenze von 67 Jahren erreicht. Als Dank überreichten FFC-Chef Dirk Jacobs und seine Stellvertreter eine große Metallplatte mit dem Cronenberger Wappen und dem Schriftzug der Feuerwehr Cronenberg – sichtlich gerührt dankte Harald Becker für die Ovationen. So ganz geht der Inhaber von Elektro Klärner aber nicht: Becker wird in der „Unterstützungseinheit“ der FFC weiter aktiv bleiben…!