02.07.2024, 19.25 Uhr | Marion Heidenreich | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Kohlfurth: Das Wasser von den Hängen und der Wupper zähmen
Nachdem Thomas Klein, Geschäftsbereichsleiter Technik beim Wupperverband, bereits in der letzten BV-Sitzung (die CW berichtete) eine kurzen Sachstandbericht zu den Plänen für einen weiterentwickelten Hochwasserschutz entlang der Wupper – und im Besonderen in der Kohlfurth – gegeben hatte, stellte er diese im Juni auch den Anwohnern vor. Wie ebenfalls bereits berichtet, sind die Pläne zum Ankauf der „Ponywiese“ am Auer Weg vom Tisch. Um hier ein angemessenes Rückhaltevolumen zu schaffen, hätten laut Wupperverband 5.000 Lkw-Ladungen Boden ausgehoben und abtransportiert werden müssen – Fördermitteln hatte das Land daher eine Absage erteilt.
Umsetzung Mitte 2025
Als „grüner Hochwasserschutz“ soll nun ein etwa 150 Meter langer Wupperabschnitt renaturiert werden, um mehr Volumen im Fluss zu schaffen sowie den 90-Grad-Knick an dieser Stelle zu entschärfen. Damit soll außerdem eine Absenkung des Wasserspiegels erreicht werden.Die Planungsunterlagen liegen aktuell bei der Bezirksregierung Düsseldorf zur Genehmigung. Erst wenn diese vorliegt, können Fördermittel beantragt werden. Eine Umsetzung ist – um die Laichzeit der Wupper-Lachse nicht zu stören – von Anfang Mai bis Ende September 2025 geplant. Die Pläne knüpfen laut Wupperverband an den bereits umgestalteten Wupper-Abschnitt in Höhe der Firma Berger an. Eine Anfrage zur Entfernung der Steine in der Wupper in Höhe Kohlfurther Brücke oder ein Ausbaggern an dieser Stelle lehnte Thomas Klein ab. Mit solchen Maßnahmen würde sich nur die Fließgeschwindigkeit, nicht aber der Pegelstand verändern. Eine Regulierung der Wasserstände erfolge über die Talsperren und besonders der Puffer-Bildung für Sommer-Niederschläge.
Rotes Telefon zur Feuerwehr
Nach dem Extremhochwasser 2021 sind für die „Hotspots“ Meldegrenzen für Pegelstände und Talsperrenabgaben festgelegt worden. Diese werden jeweils „automatisiert an die Beteiligten von Kommunen und Katastrophenschutz weitergegeben“. Darüber hinaus wurde ein „rotes Telefon“ zur Feuerwehr eingerichtet. Im Bedarfsfall öffnet die „Bereitschaft Hydrologie“ des Wupperverbandes den Videokanal zum Katastrophenschutz. Gerade bei lokalen Unwetter-Ereignissen „kann die Talsperre allein nicht schützen“, so Thomas Klein weiter: Hier seien eine Koordination von Feuerwehr, Wupperverband sowie THW und auch der Einsatz der Anwohner gefragt. Zudem wird zurzeit mit der Firma Berger, die den Anstoß dazu gab, und weiteren Projektpartnern das „Bergische Hochwasserschutzkonzept 4.0“ (die CW berichtete mehrfach) erarbeitet, das Pegel-Prognosen mittels Künstlicher Intelligenz ermöglichen soll.
Starkregen: 2.800 volle Badewannen von den Hängen
Neben der Wupper stellt bei Starkregen das Hangwasser eine Hochwassergefahr für die Kohlfurth dar. Denn „insbesondere der Druck des Hangwassers ist im Einzugsgebiet Kohlfurth hoch“: Laut Wupperverband bedeutet ein Liter Niederschlag pro Quadratmeter in diesem Bereich rund 564.000 Liter Hangwasser. Rund 2.800 Badewannen voll Wasser fließen damit vom Hang aus bergab in Richtung der Bebauung. Hier kritisierten die Anwohner besonders das überlastete Kanalnetz und verstopfte Straßengullies: „Als erstes müssten dann mal alle Wassereinläufe im Bereich Wahlert aber auch Kohlfurtherstraße regelmäßig gewartet und gereinigt werden“, betonte Wolfgang Wandel, der den zugewachsenen Zustand der „Gullys“ fotografisch dokumentiert hat.
Tiggesbach wird ausgebaggert
Ein weiterer Vorschlag der Anwohner: Das Ausbaggern und Sauberhalten des Tiggesbaches, der am Fuße des „Adelenblicks“ hinter den Firmen und Wohnhäusern verläuft. Damit, so glauben die Anwohner, könnte das abfließende Hangwasser über den Kaltenbach in die Wupper geleitet werden. Diese Anregung will der Wupperverband zeitnah umsetzen. Wie die CW in ihrer letzten Ausgabe 26/2024 berichtete, haben die Arbeiten dazu bereits begonnen.
Berger-Chef Groß hat Hoffnung
Außerdem soll eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden, um die mögliche Schutzanlagen vor Fluss-, Hang- und Oberflächenwasser zu analysieren – hier wird nur noch die Abstimmung mit der Stadt Wuppertal aus. Deutlich wurde an dem Infoabend die Verzahnung der verschiedenen Maßnahmen und der Problematiken von Natur- und Klimaschutzauflagen, gesetzlichen Vorgaben und Wünschen der Anwohner nach Schutzmaßnahmen. Dennoch besteht aber, wie Berger-Chef Dr. Andreas Groß es ausdrückte: „Hoffnung, dass etwas stattfindet, das uns in der Zukunft schützt.“
Online-Infos
Mehr zu den Hochwasser-Schutzplänen des Wupperverbandes, Hochwasssermeldungen und vieles mehr unter www.wupperverband.de. Situationsanalysen, Pegelstände, Wetterlagen & Co können auf dem Portal unter www.hochwasserportal.wupperverband.de gefunden werden. Hier arbeitet der Wupperverband auch an einer Hotspot-Detailseite für die Kohlfurth, die in Kürze noch lokalere Daten bieten soll.