10.07.2024, 09.56 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Industriegeschichte verkörpert: Schleifer Dirk Fromm verstorben

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Manuelskotten-Pächter Dirk Fromm an seinem geschichtsträchtigen Arbeitsplatz beim Schleifen von Cuttermessern. | Foto: Förderverein Manuelskotten

Der Manuelskotten gilt als ein lebendiges Museum. Aber nicht nur, weil der Förderverein hier mit Führungen oder auch einer Ausstellung historischer Antriebstechniken vom Wasserrad bis zur Dampfmaschine oder einem kleinen Museum im Obergeschoss engagiert Einblicke in die Industriegeschichte vermittelt. In dem einzigen noch funktionsfähigen, wassergetriebenen Schleifkotten Wuppertals, einem Denkmal des städtischen Museums Industriekultur (MIK), wird tatsächlich auch noch gearbeitet: Nass-Schleifer Dirk Fromm verlieh hier großen Cuttermessern den rechten Schliff für Maschinen der fleischverarbeitenden Industrie.

Das ist nun traurigerweise Geschichte: Wie der Förderverein Manuelskotten bekannt gab, ist Dirk Fromm Ende Juni im Alter von erst 63 Jahren verstorben. Fromm war mit dem Kaltenbacher Kotten seit Jahrzehnten verbunden: Als der Manuelskotten noch im Besitz der Familie Morsbach war, erlernte der Remscheider dort den Beruf des Nass-Schleifers. Nachdem das Industriedenkmal dann 1992 in den Besitz der Stadt überging, wurde für die Schleifer-Werkstatt ein Pachtvertrag mit Dirk Fromm abgeschlossen.

Oftmals schon in aller Frühe an den Schleifstein gesetzt

In aller Frühe, so erinnert der Förderverein in seiner Mitteilung, ging Fromm stets an seine Präzisionsarbeit: „Die zu Kränzen zusammengesetzten Cuttermesser dürfen sich nicht mehr als 2 Gramm von einander unterscheiden – sonst wären die Fliehkräfte zu groß“. Dass er sich oftmals schon um 5 Uhr an die mächtigen Schleifsteine im Kaltenbachtal-Kotten setzte, lag auch an seiner früheren Tätigkeit: Als Metzger habe Fromm seine Messer auch schon früh geschärft haben wollen. Der Förderverein würdigt weiter, dass Dirk Fromm auch Besucher willkommen waren: Gerne habe er seine Arbeit und das große Wasserrad gezeigt, mit dem die großen Schleifsteine angetrieben werden können.

Auch mit dem Küchenmesser durfte man bei Dirk Fromm vorbeikommen

Besucher konnten bei ihm aber auch gerne ihre Küchenmesser schärfen lassen – Dirk Fromm habe für Industriegeschichte hautnah gestanden. Er habe erheblich zu der Einzigartigkeit des lebendigen Industriedenkmals beigetragen, würdigt Fördervereinsvorsitzender Reinhard Grätz das „Urgestein des Kottens“: Sein Tod bedeute einen großen Verlust „alle Museumsführer und Mitglieder des Fördervereins werden Dirk Fromm vermissen“. Ob mit dem frühen Tod des Pächters auch ein Stück Tradition zu Ende gegangen ist oder es einen Nachfolger geben kann, ist unklar.

Mehr zu dem Kotten und seinem Förderverein ist hier zu finden: manuelskotten.de.