10.07.2024, 18.51 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
SchulSchwimmWoche: Nichtschwimmer zum Seepferdchen gebracht

Koordinatorin Desiree Richter vom städtischen Sportamt und Geschäftsführerin Petra Focke (mi.) vom Schwimmverband Wuppertal im Freibad Neuenhof mit Dr. Martin von Kathen, der die SchulSchwimmWoche 2024 sponserte. | Foto: Meinhard Koke
Der Anteil der Nichtschwimmer unter Grundschulkindern hat sich laut einer Studie für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) verdoppelt. Lag die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter im Jahr 2017 noch bei zehn Prozent, so gaben im Jahr 2022 bereits rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren an, nicht schwimmen zu können. Ebenfalls alarmierend: Weitere 23 Prozent der Kinder waren nach Angaben ihrer Eltern unsichere Schwimmer. Zum Vergleich: Ende der 1980er-Jahre gaben noch knapp 90 Prozent der Bevölkerung an schwimmen zu können. Die DRLG machte unter anderem auch die ausgefallene Schwimmausbildung während der Corona-Pandemie für den gestiegenen Nichtschwimmer-Anteil verantwortlich.
„Nichtschwimmer-Land“: Auch Bäderschließungen mitverantwortlich
Aber auch dass vielen Städten das Wasser (finanziell) bis zum Halse steht und deshalb quer durch die Republik viele Bäder schließen mussten, gilt als mitverantwortlich für den bedenklichen Trend. So sank der Anteil der Kinder mit Seepferdchen in dem Fünf-Jahres-Zeitraum von 69 auf 54 Prozent. Wuppertal versucht gegenzusteuern: Bereits zum vierten Mal veranstalteten das Sportamt und der Schwimmverband der Stadt in der vergangenen Woche die „SchulSchwimmWoche“. 44 vornehmlich Grundschulen mit 79 Gruppen und rund 1.800 Kindern konnten dabei ins Wasser springen. Die Kurse fanden in allen fünf städtischen Hallenbädern sowie dem Bad der LVR Förderschule Melanchthonstraße und dem Freibad Neuenhof statt.
„Wir sind Vorzeigestadt in Deutschland…“
Der Clou des Konzepts, das sich insbesondere an Kinder richtet, die noch nicht sicher schwimmen können: An allen fünf Tagen stand täglich zur selben Uhrzeit eine Stunde Schwimmunterricht auf dem Stundenplan. Die insgesamt 96 Klassen, die dazu angemeldet waren, sind ein großer Erfolg: „Wuppertal wird dafür sehr gelobt – wir sind bundesweit eine Vorzeigestadt“, freute sich Koordinatorin Desiree Richter vom Sportamt. Aber: Die Kapazitäten der SchulSchwimmWoche, die am Beckenrand, aber auch im Wasser von „SchwimmassistentInnen“ und „SporthelferInnen“ des Schwimmverbandes und der Sportjugend Wuppertal unterstützt wurden, stießen mit dem „Ansturm“ nun an ihre Grenzen.
Beispiel: Zwei Drittel des Jahrgangs Nichtschwimmer
Wie sinnvoll die Aktionswoche ist, machten derweil die Aussagen von Christina Linke deutlich: Etwa 26 Kinder der insgesamt 40 Teilnehmenden, also rund zwei Drittel des Jahrganges ihrer Schule, so erläuterte die Vertreterin der Realschule Hohenstein, seien Nichtschwimmer – während der SchulSchwimmWoche schafften nun rund die Hälfte der SchülerInnen das Seepferdchen, und manche sogar Bronze. „Das ist eine Super-Möglichkeit für uns“, sagte Christina Linke am vergangenen Freitag im Freibad Neuenhof zur CW – auch weil beim üblichen Unterricht im Nichtschwimmer-Becken des Schwimmsport-Leistungszentrums nicht genug Platz für alle Nichtschwimmer zur Verfügung stünde…
Dankeschön von Schwimmverband & Martin von Kathen
Insofern hatten sich alle HelferInnen der Aktionswoche ein Dankeschön mehr als verdient: Alle SchwimmassistentInnen und SporthelferInnen erhielten für ihr Engagement je ein Veranstaltungs-T-Shirt und ein Handtuch, welche der Cronenberger Mediziner Dr. Martin von Kathen und der Schwimmverband Wuppertal gesponsert hatten. Ein Dank ging auch an den Stadtbetrieb Schulen und die Wuppertaler Stadtwerke (WSW): Sie hatten für den Belegungsplan in den Bädern einen Busplan abgestimmt, sodass die Klassen zum Schwimmbad gebracht und auch wieder abgeholt werden konnten. Alexandra Szlagowski, die Leiterin des Sport- und Bäderamtes, bat die „normalen“ Badnutzer indes um Verständnis für die Einschränkungen während der Woche: Der Erfolg „der SchulSchwimmWoche ist laut Aussagen der LehrerInnen aus den vergangenen drei Jahren so groß, dass es absolut Sinn macht, in dieser Woche den Fokus auf die Schulkinder zu legen, um so vor allem die Nichtschwimmer zu Schwimmern zu machen“.