12.07.2024, 13.36 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

CO2-Abscheidung: AWG testet Klimaschutz-Anlagen auf Korzert

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Der technische AWG-Geschäftsführer Conrad Tschersich (re.) mit Kevin Mettegang, dem AWG-Projektleiter (li.), und dem AWG-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Jürgen Reese vor den Versuchsanlagen für die CO2-Abscheidung am AWG-Betriebsstandort Korzert. | Foto: AWG

Im Müllheizkraftwerk Korzert wird nicht nur der Restabfall von mehr als 1,5 Millionen Einwohnern aus dem Gebiet des EKOCity-Verbundes verbrannt. Hier wird auch Fernwärme und Strom produziert, und seit ein paar Jahren zusätzlich Wasserstoff. Nun testet die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) Wuppertal eine weitere Innovation für den Klimaschutz und die Zukunft: Die AWG untersucht in der Korzert Möglichkeiten zur CO2-Abscheidung. „Im Sinne unserer Nachhaltigkeitsziele prüfen wir, ob es technisch umsetzbar und wirtschaftlich darstellbar ist, aus unserer Thermischen Abfallbehandlungsanlage (TAB) CO2 abzuscheiden“, erläutert mit Conrad Tschersich der technische AWG-Geschäftsführer.

Der Hintergrund: Bei der Verbrennung von circa 415.000 Tonnen Abfall pro Jahr entsteht auch CO2. Mit unterschiedlichen großtechnischen Versuchsanlagen werden jetzt zwei Verfahren zur Abscheidung dieses CO2-Kontingents getestet. „Wir wollen herausfinden, ob und welche dieser beiden Technologien an unserer TAB ökonomisch sinnvoll und praktikabel wäre“, sagt AWG-Projektleiter Kevin Mettegang zu der Amin- und Membrananlage. Als Partner für die sechsmonatige Testphase hat die AWG das österreichische Unternehmen ANDRITZ an seiner Seite: Der Technologieanbieter mit Hauptsitz in Graz hat die beiden mobilen Versuchsanlagen in der Korzert bereitgestellt.

Das Ziel: Treibhausgasemissionen des Müllheizkraftwerkes reduzieren

Wie bei der Wasserstoffprodution, der Schlackeaufbereitung und der Bodenrecyclinganlage sucht die AWG mit dem Testlauf nun in Sachen CO2 nach innovativen und klimaschonenden Wegen für die Zukunft: „Die Nutzung und Speicherung von CO2 könnten zur Verringerung des Treibhauseffekts beitragen“, hofft Conrad Tschersich darauf, durch die Versuchsphase zu einer technischen Lösung zu gelangen, welche die Treibhausgasemissionen der TAB reduzieren kann: „Dies würde die Einhaltung nationaler und internationaler Klimaziele unterstützen und die Umweltbilanz unserer Wuppertaler Anlage weiter verbessern.“

AWG-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Jürgen Reese unterstützt den Innovationskurs am Betriebsstandort Korzert: „Im Sinne des Klimaschutzes zeigt die AWG einmal mehr großes Engagement für die Umsetzung nachhaltiger Technologien.“ Harald Reissner, Leiter der Division Clean Air Technologies bei ANDRITZ versichert: „Wir wollen mit modernsten Technologien zum Klimaschutz beitragen und unsere Kunden bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele bestmöglich unterstützen.“ Deshalb sei man stolz, dass die AWG ANDRITZ für das strategische Versuchsprojekt als Partner ausgewählt hat und freue sich über die Zusammenarbeit.

Die Abscheidanlagen auf Korzert

Aminanlagen dienen zur Abscheidung von CO2 aus Rauchgasen durch chemische Absorption. In dem sogenannten PCCC-Verfahren (Post-Combustion Carbon Capture) bindet ein Absorptionsmittel, das Amin, den CO2-Anteil. Das so vom CO2 entfrachtete Rauchgas wird über den Kamin abgeleitet. Per Wasserdampf wird das CO2 aus dem anschließend wiederverwendbaren Absorptionsmittel herausgetrieben. Nach Abscheidung des Wasserdampfs steht konzentriertes CO2 zur Verfügung, das komprimiert, gereinigt und in Tanks abgefüllt werden kann.

In einer Membrananlage wird das CO2 aus den Rauchgasen getrennt, weil spezielle Membranen nur CO2-Moleküle durchlassen. Das CO2-reiche Gas wird weiter konzentriert, abgekühlt und das Kondensat entfernt. Anschließend kann das CO2 komprimiert, gereinigt und in Tanks abgefüllt werden. Mehr Infos zur Abfallwirtschaftsgesellschaft im Netz unter awg-wuppertal.de.