13.07.2024, 15.46 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Zu Helmut Gollwitzer: Sonntag erster Sommerkirche-Gottesdienst

Altpfarrer Ulrich Weidner am Einführungsabend zu seiner diesjährigen Gottesdienst-Reihe „Sommerkirche“. Für den musikalischen Rahmen sorgten Katrin Steinfeld (Fagott) und Maren Stahl (Querflöte). | Foto: Matthias Müller
Auch in diesem Juli gibt es die „Sommerkirche“ in Cronenberg – besondere Gottesdienste mit Predigten zu einem Thema mit Pastor Ulrich Weidner. Dieses Jahr hat der frühere Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn den berühmten Theologen Helmut Gollwitzer, der einst Mitglied der Bekennenden Kirche war, in den Mittelpunkt seiner Reihe gestellt.
Mit einem Einführungsabend leitete Altpfarrer Weidner am Donnerstag, 11. Juli, unter der Überschrift „…und führen, wohin du nicht willst“ in die Sommerkirche 2024 ein. „Helmut Gollwitzer hat mich mehr geprägt, als alle anderen“, verriet Ulrich Weidner zu Beginn seines Rückblickes auf das Leben seines „Idols“ mit einem Strahlen im Gesicht. Weidner unterstrich seine Ausführungen mit einer Power Point-Präsentation im Zentrum Emmaus: „Er war für mich ein theologischer Lehrer der mich geprägt hat“, erklärte der Theologe und kommentierte Texte von Gollwitzer im spannendem Erzählstil, als Zeitzeuge, oft aus der Erinnerung.
Ulrich Weidner: Gollwitzer „zum Glück Theologe geworden…“
Die Art zu predigen habe er von seinem Vorbild übernommen, und auch immer wieder die Aktualität in seine Predigten hineingenommen, ohne sie zu verbiegen, so der Cronenberger Pastor. Die Zuhörer waren vom Erzählstil Weidners gefesselt. Gollwitzer kurz nach dessen 30. Todestag in den Fokus zu stellen, macht Sinn. Was von dem Alt-68er heute noch in Erinnerung bleibt, ist unvermindert aktuell: seine Verbundenheit mit Israel und dem Nahen Osten. Gollwitzer sei ein begeisterungsfähiger Mensch gewesen, voller Sympathie, auch zum Pazifismus, zum Sozialismus und zum jüdischen Geistesleben… Er habe Dichter werden wollen, besann sich dann aber darauf Pfarrer zu werden – „zum Glück!“, befand Ulrich Weidner.
Während der Nazi-Zeit engagierte er sich für die Bekennende Kirche. Er wurde von Karl Barth geprägt, begegnete Martin Niemöller, der ihn zur Bekennenden Kirche brachte. Während seiner Kriegsgefangenschaft in Russland lehnte Gollwitzer die Anwerbung zum Spitzel ab. Er stellte sich im Alter als „APO-Opa“ mit Martin Niemöller und Gustav Heinemann gemeinsam gegen die atomare Aufrüstung in Deutschland. Gollwitzer pflegte eine Freundschaft zu Rudi Dutschke, besuchte Ulrike Meinhof im Gefängnis und wurde als Sympathisant des Terrors diffamiert – was vollkommen falsch war: Er habe manchen daran gehindert, in die RAF zu gehen. Zuletzt war Gollwitzer oft auf Kirchentagen zu sehen und pflegte weiterhin Solidarität mit dem jüdischen Volk, die durchaus aber oft auch kritisch war.
„Sommerkirche“ geht bis Ende Juli
In seiner Predigt zur ersten „Sommerkirche“-Ausgabe am kommenden Sonntag, 14. Juli, wird sich Ulrich Weidner mit Gollwitzers seelsorgerlicher Theologie, in der er die biblische Botschaft für heutige Sinnfragen fruchtbar macht, beschäftigen. Der Gottesdienst unter dem Motto „Ich bin in größter Gefahr – es lohnt sich, zu leben“ in der Reformierten Kirche an der Solinger Straße 2 beginnt um 10 Uhr. Für den musikalischen Rahmen sorgen Katrin Steinfeld (Fagott) und Maren Stahl (Querflöte). Weitere „Sommerkirche“-Gottesdienste folgen am 21. und 28. Juli.