30.07.2024, 19.55 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Starkregen: Bürgermeisterin Scherff fragte nach – Stadt antwortete

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Schneeschaufel an Hagel-Haufen: So sah es an der Küllenhahner Straße nach dem Unwetter vom 21. Mai aus. | Foto: Meinhard Koke

Nach dem Starkregen-Ereignis, bei dem am 21. Mai unter anderem am Küllenhahn die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnte und Abschnitte der Küllenhahner Straße überflutet wurden (die CW berichtete), hatte Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) eine Anfrage an die Stadt gerichtet. Darin schrieb Scherff, dass der Starkregen mit Niederschlagsmengen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter zum Glück nur kurz gewesen sei, sodass es zu keinen größeren Schäden kam. Besonders in der Kohlfurth aber würden solche Starkregen-Ereignisse für „Retraumatisierungen“ sorgen. Daher mahnte Scherff einen „sensiblen Umgang mit dem Thema“ an.

Vier Starkregen- Risikobereiche in Cronenberg

Die Dörper Bürgermeisterin erläuterte, dass das Gewitter vom 21. Mai in der Wuppertaler Starkregenkarte zwar statistisch als Ereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren angegeben sei. Weil es in Wuppertal jedoch allein in den letzten sechs Jahren drei Ereignisse der Starkregenindex-Stufe 7 gab, bat Miriam Scherff um Auskunft, ob eine Aktualisierung der Starkregen-Wiederkehrzeiten geplant sei. Besonders im Auge hat sie dabei vier Straßen im CW-Land: Küllenhahner Straße, Harzstraße, Mastweg und Kohlfurth – diese werden in der Starkregenkarte in Cronenberg als besonders risikoreich betrachtet. Und diese, so Bürgermeisterin Scherff, seien auch am 21. Mai besonders betroffen gewesen.

Größere Kanäle bauen? Kein Platz und unwirtschaftlich

Daher bat die Cronenberg-Bürgermeisterin um Auskunft, wie es hier um die Kanäle bestellt sei: „Gibt es Möglichkeiten, die Aufnahmefähigkeit der Kanalisation in diesen Bereichen zu verbessern?“, fragte Scherff an, wie die auf der Starkregengefahrenkarte gekennzeichneten Gebiete besser geschützt werden könnten. Nun ist die Antwort da. Dabei heißt es von der Stadt, dass es zwar laut Deutschem Wetterdienst (DWD) keine statistisch nachgewiesene signifikante Zunahme von Starkregenereignissen gebe. Aufgrund des Klimawandels seien jedoch häufigere und intensivere Starkregenereignissen zu erwarten. Zur Scherff-Frage nach größeren Kanäle antwortet die Stadt, dass diese unwirtschaftlich sowie auch aus Platzgründen nicht umsetzbar seien. Per Gesetz sei nicht vorgeschrieben, Kanäle so groß zu bauen, dass jedes Regenereig- nis über das Kanalnetz abtransportiert werden müsse. Konse- quenz: Die Ableitung von Regenwasser bei Starkregen über die Oberfläche sei kommunale Gemeinschaftsaufgabe.

Projekt am Mastweg, Prüfungen in Kohlfurth & Küllenhahn

Und hier tut sich offenbar was: Für die Straße Mastweg ist laut Stadt bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) aktuell eine Kanalbaumaßnahme in Planung, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Diese soll am Mastweg zur Entlastung der Kanalisation und damit zur Reduzierung von Überflutungsereignissen führen. Für Küllenhahner Straße, Harzstraße und Kohlfurth würden die WSW indes prüfen, ob und welche Maßnahmen hier durchführbar seien. Zur Scherff-Anfrage nach Schutz- Möglichkeiten für Gebiete, die auf der Starkregengefahrenkarte als risikoreich gekennzeichnet sind, heißt es von der Stadt, dass der Umsetzungsfahrplan Hochwasserschutz des Wupperverbandes für Wuppertal mindestens auf die nächsten 20 Jahre angelegt sei. Schutzmaßnahmen gegen Überflutungen durch Starkregen würden indes aktuell nicht von Bund oder Land gefördert.

Hipkendahl-Pläne versus wassersensibler Stadtentwicklung

In puncto dezentraler Regenwasserversickerung setzt die Stadt auf eine Gebührenermäßigung bei Dachbegrünungen, leicht versiegelten Flächen und Versickerungsanlagen. In Teilen Cronenbergs sei eine verstärkte Versickerung durchaus erwünscht und werde ermöglicht. Auch eine dezentrale Regenwassernutzung durch Brauchwasser-Zisternen sei „ebenfalls immer möglich“. Bei Neubauprojekten legt die Stadt nicht nur ein Augenmerk auf begrünte Vorgärten, Dachbegrünung oder versickerungsfähige Pflasterungen. Für jedes Grundstück über 800 Quadratmeter werde auch ein Überflutungsnachweis gefordert. Bei bislang unversiegelten Flächen könne so sichergestellt werden, dass das Wasser dezentral verbleibt. Vor dem Hintergrund der Proteste gegen Baupläne am Hipkendahl besonders interessant ist die Antwort auf die Scherff-Nachfrage, ob weitere Versiegelungen oberhalb von Fließgewässern denn angesichts der Zunahme von Extremwetterereignissen überhaupt noch verantwortbar seien. In der Antwort heißt es, Ziel einer wassersensiblen Stadtentwicklung und Bauleitplanung sei, „sich dem natürlichen hydrologischen Kreislauf stärker anzunähern“.

Bei Versiegelungen Wirkungen auf Quellbereiche beachten

Eine weitere Versiegelung von Oberflächen, die einen erhöhten Abfluss von Niederschlagswasser mit sich bringt, müsse daher „soweit wie möglich vermieden bzw. reduziert werden“. Bei Versiegelungen oberhalb von Fließgewässern sind, so heißt es in der Stadt- Antwort weiter, zudem bestimmte Abstände zu den Quellbereichen einzuhalten und zudem die Auswirkung der Versiegelung unter anderem auf die Quelle zu prüfen. Das alles versieht die Stadt allerdings mit einem Aber, denn: Es bestehe „ein Zielkonflikt“ mit den Erfordernissen, zusätzliche Bauflächen zur Verfügung zu stellen…

Scherff: Bund & Land müssen Städten helfen

Miriam Scherff begrüßt derweil, dass die Stadtwerke bereits für den Mastweg eine Maßnahme plane und für die Küllenhahner Straße, Harzstraße und Kohlfurth in Prüfungen einsteigen wollen. Als „ärgerlich“ bezeichnet die Cronenberger Bürgermeisterin und Vorsitzende der SPD Wuppertal aber, dass es für Maßnahmen gegen Starkregen-Auswirkungen keine Förderung gibt: „In Anbetracht der Tatsache, dass es zu häufigeren und intensiveren Regenfällen kommt, halte ich das für einen Fehler“, fordert Scherff, dass Bund und Land hier „dringend nachschärfen“ müssten. Die Menschen vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, sei eine Gemeinschaftsaufgabe; die Kommunen allein, so Scherff, könnten diese Aufgabe finanziell nicht stemmen…