14.09.2024, 13.50 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Thomas Hoppe: „Ausland“ Cronenberg ist zur Heimat geworden
Als er im Oktober 1990 kam, war das „Dorf“ für ihn buchstäblich „Neuland“: „Ich wusste von Cronenberg“, blickt Pfarrer Thomas Hoppe zurück: „Aber es war mir völlig unbekannt.“ Gerade auch deswegen wurde ein Schuh draus: Also beantwortete der in der Gemeinde Barmen-Gemarke „sozialisierte“ „Barmer Jung“ die Frage, ob er in Wuppertal bleiben oder in eine andere Stadt gehen solle, damals für sich: Warum nicht Cronenberg – Cronenberg ist ja „Ausland“.
Gehen oder bleiben? „Wir fühlen uns wohl hier…“
Zumal ja kein Visum notwendig war, aber vor allem weil die Cronenberger „so einladend und freundlich“ waren, trat Thomas Hoppe vor 34 Jahren die vakante Pfarrstelle in Evangelisch-Cronenberg an: „Wir fühlten uns hier von Anfang an wohl“, erinnert sich der Dörper Pfarrer: „Was die Gemeinde auszeichnet, das war damals schon zu spüren.“ Und so wird denn dreieinhalb Jahrzehnte später erneut ein Schuh draus. Denn: Bevor Thomas Hoppe am Sonntag von Evangelisch-Cronenberg verabschiedet wird, stellte sich erneut die Frage: „Bleiben oder gehen?“ Die Hoppes bleiben, sind bereits aus dem Sudberger Pfarrhaus nach Kuchhausen umgezogen – was 1990 galt, gilt unverändert: „Meine Frau und ich fühlen uns wohl hier!“
Weniger Kirchen, Stellen & Co. – mehr Gemeinschaft
Die Zeit zwischen Cronenberg als Neuland und dem Dorf als Heimat war auch von Kontrasten gekennzeichnet: Als Thomas Hoppe seinen Dienst antrat, konnte er mit „seiner“ Nikodemuskirche in Sudberg den wohl letzten Kirchenneubau Wuppertals mitgestalten („Das war ein Geschenk“). Spätestens ab der Jahrtausendwende galt es aber – wie überall – mehr und mehr „zusammenzurücken“: Fusionen zunächst mit der Reformierten Gemeinde, zuletzt mit Evangelisch-Küllenhahn, Wegfall von Pfarrstellen, Schließung von Gemeindehäusern, Aufgabe der Friedenskirche und Umbau der Emmauskirche zum Zentrum Emmaus – „die Zeiten haben sich geändert“, blickt Thomas Hoppe auf die Umstrukturierungen. Kirche kann nicht mehr jedes Feld wie gehabt „bespielen“ („Wir haben ein Problem mit Struktur“), stellt Hoppe fest. Allerdings: Die Gemeinschaft mit den Menschen, die geblieben sind, sei intensiver.
Teamplayer statt „Alleinunterhalter“
Nun „spiele“ die Gemeinde selbst verstärkt mit, würdigt der scheidende Pfarrer das viele ehrenamtliche Engagement: „Wir sind nicht mehr die Alleinunterhalter“, blickt Hoppe dabei auch dankbar auf seinen „Etwas anderen Gottesdienst“ oder die „Kirchenmäuse“-Gottesdienste zurück, die er stets in Teams geplant und durchgeführt hat: „Wir sind nun Teil des Ganzen, wir vernetzen uns – die Vernetzung ist das, was trägt.“ Wo es mit der Institution Kirche hingeht, das sei die Frage, um die Menschen in den Gemeinden ist Thomas Hoppe nicht bange: „Wenn ich die Gemeinschaft sehe, dann sehe ich immer noch Begeisterung und Engagement.“ Wie zum Beispiel bei der Cronenberger Initiative für Geflüchtete, der Initiative „Cronenberg will mehr“ oder zuletzt nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021. Auch hier übernahmen die Gemeinde und Thomas Hoppe selbst eine tragende Rolle: „Da haben wir gemerkt, was es bedeutet, Teamplayer zu sein“, so der Pfarrer: „Jeder brachte sich mit ein.“
Gemeinde als „Dorfhelfer“
Ob evangelisch, katholisch oder gar nichts war egal, erinnert sich Thomas Hoppe an eine vom Hochwasser betroffene Frau, die zu ihm meinte: „Wie, Sie helfen mir, ich bin doch nicht in der Kirche…“ – der Mensch stand eben im Mittelpunkt…! Wie auch beim „Platz für alle“: Die Gemeinde habe mit dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein überlegt, was man aus dem Kirchplatz an der Reformierten Kirche für Cronenberg machen könne: „Wir wollten uns einbringen, wir wollten was Gemeinsames machen“, sieht Hoppe das Projekt an der Solinger Straße als Beispiel dafür, was Kirche heute und in Zukunft ausmacht, in Cronenberg, aber auch anderswo: die Gemeinde als „Dorfhelfer“. „Wir müssen überlegen, wo wir gefragt sind und was die Menschen brauchen“, zeigt sich der 66-Jährige hoffnungsvoll, gerade auch mit Blick auf die Ökumene in Cronenberg: „Wir sind immer noch die Kirche im Dorf…“
Mehr Zeit mit der Ehefrau und für den Lieblingssport
Fürs Erste will Thomas Hoppe für die Gemeinde und sich etwas Distanz gewinnen. Nun soll erst einmal mehr Zeit sein, zum Beispiel fürs Tennisspielen und mit einem Menschen, dem Thomas Hoppe seine „große Hochachtung“ zollt: seiner Ehefrau. Was das sein wird? „Meine Frau und ich suchen noch“, sagt Thomas Hoppe – es wird sich gewiss was finden…! Für die Hoppes gilt, was der scheidende Pfarrer auch als Devise für die Gemeinde und Kirche ausgibt: „Lass‘ uns gespannt sein, was Gott mit uns vorhat…“
Verabschiedungs-Gottesdienst
Der Gottesdienst zur Entpflichtung von Pfarrer Thomas Hoppe findet am morgigen Sonntag in der Ref. Kirche statt. Beginn an der Solinger Straße 2 ist um 10 Uhr. Superintendentin Ilka Felderschmidt wird Pfarrer Hoppe aus dem Dienst verabschieden. Nach dem Gottesdienst lädt die Gemeinde zu einem Empfang mit einem bunten Programm ins Zentrum Emmaus ein.