14.10.2024, 16.26 Uhr   |   Marion Heidenreich   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Mit uns kann man reden…“: „Wissenswertes“ zum Denkmalschutz

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Gastgeber und „Wissenwertes“-Initiator Prof. Dr. Martin Fleuß (li.) mit Ressortleiter Florian Schrader von der Stadt Wuppertal, der zum Thema „Denkmalschutz“ im Gemeindehaus Küllenhahn berichtete. | Foto: Marion Heidenreich

Mehr als 4.500 Gebäude umfasst die Liste der Baudenkmäler in Wuppertal. Damit steht die Stadt in Sachen Denkmälern auf dem NRW-Platz 2 – nach Köln. Aber was ist eigentlich denkmalwürdig? Um Einblicke in die Arbeit des städtischen Ressorts Denkmalschutz zu geben, hatte Prof. Dr. Martin Fleuß den Ressortleiter Florian Schrader im Rahmen der Reihe „Wissenswertes“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn im Gemeindehaus Küllenhahn zu Gast.

Zusammen mit dem Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (RVL) ist die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt für Schutz und Pflege der Denkmäler zuständig. Seitdem Florian Schrader im Jahr 2022 die Leitung der Wuppertaler Abteilung übernahm hat sich die „Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt“ und ist nun zu einem interdisziplinären Team aus den Bereichen Verwaltung, Architektur, Kunstgeschichte, Handwerk und Archäologie zusammengewachsen. Im Vergleich zu NRW- Städten wie Essen, Düsseldorf und Dortmund, die zusammen gerade einmal auf die Zahl der Baudenkmäler in Wuppertal kommen, sei das aber immer noch „viel zu wenig“, berichtete der oberste Denkmalschützer der Stadt an der Nesselbergstraße 12. Denn nicht nur der Erhalt eines Denkmals, auch seine wissenschaftliche Erforschung und Einordnung ist Aufgabe der Denkmalschutz-Behörde – wie aktuell bei der Dokumentierung der Elberfelder Burgmauern, die im Zuge des Fernwärme-Ausbaus in der Innenstadt gefunden wurden.

„Denkmalschutz ist nicht selbsterklärend“

Das Wissen über Denkmalschutz beruht oft nur auf Hörensagen, berichtete Schrader weiter. Meist sei es zudem geprägt von Kritik am bürokratischen Aufwand bei der Renovierung und Sanierung von Baudenkmälern: Zu strenge Vorschriften, zu viele benötigte Genehmigungen oder sogar deren Ablehnung werde vielfach bemängelt. Denn: Denkmalschutz und -pflege bedeute in erster Linie Wiederherstellung und Erhalt des historischen Originalzustandes. „Liebe zum Objekt ist dabei wichtig,“ unterstrich der Denkmalschützer. Wobei: „Schön und ästhetisch kommt im Denkmalschutz nicht vor.“ Was als denkmalwürdig gilt, ist auch „zeitabhängig“. So sind heute die 1950er-Jahre im Denkmalschutz akzeptiert, „mit den 60ern tun wir uns aber noch schwer“, erläuterte der Ressortleiter weiter. Neben dem Denkmalschutz-Objekt kann auch ein gesamter Bereich denkmalwürdig sein – wie zum Beispiel Cronenbergs historischer Ortskern. Ziel eines solchen Bereiches ist der Erhalt eines „harmonischen historisch korrekten Gesamtbildes mit geschichtlichem Charakter“, wusste Florian Schrader zu berichten: Bauliche Veränderungen im Straßenbild unterliegen Denkmalschutzauflagen und sind genehmigungspflichtig – auch für energetische Sanierungen.

Denkmalerhalt um jeden Preis? Nicht um jeden…!

Das verhinderte lange das Anbringen von Photo- voltaik-Anlagen. Mittlerweile erlaubt die Stadt aber nicht-sichtbare Anlagen aus meist schwarzen Modulen passend zur Dachfarbe – wie beim Wuppertale Institut. Kontrollieren kann das Team die Einhaltung der „Denkmalschutz- Auflagen“ nicht. Trotzdem kommen Verstöße wie massive Veränderungen besonders bei großen Objekten und in exponierten Lagen bei der Behörde an. „Wir haben das Recht, die Bauphase zu stoppen oder ein Zwangsgeld zu verhängen“, betonte Schrader aber auch die Bereitschaft zur Lösungsfindung: „Mit uns kann man sehr lange reden…“

Nicht jeder Eigentümer pflegt sein Baudenkmal. Einige lassen es sogar regelrecht verfallen. Bei Substanzbedrohung greift die Denkmalschutzbehörde ein, um den Verfall zu stoppen und/oder Notmaßnahmen durchzuführen. Grenzen hat der Denkmalschutz bei „Gefahr für Leib und Seele“. „Ist das Retten des Denkmals durch Sanierung möglich“, ist dabei die wichtigste Frage, die sich Florian Schrader und sein Team stellen. „Die Zumutbarkeit muss auch gewährleistet sein.“ So ist nach einer Kosten-Nutzen-Analyse, der statischen Begutachtung und der Einschätzung der Feuerwehr ein Abriss alter Gebäude manchmal die einzige Option. Die Arbeit im Denkmalschutz ist also von „Überzeugung, Liebe zur Historie und allen Gebäuden“ geprägt – auch wenn es manchmal in der Öffentlichkeit stark kritisiert wird…