17.02.2025, 20.01 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Plagiarius 2025: „Schmähpreis“ für gefälschte KNIPEX-Zangen

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Links im Bild die Original-Qualitätszange „TwinGrip“ aus dem Hause KNIPEX, daneben die Plagiate, welche via temu.de vertrieben werden: Fälschungen der chinesischen Shops „Mix Together“ (mi.) sowie „Decent Craftsman“. | Foto: Plagiarius e.V.

Seit rund 50 Jahren wird jährlich der Negativpreis „Plagiarius“ vergeben. Mit dem „Schmähpreis“ werden besonders dreiste Plagiate und Fälschungen bedacht. Der Plagiarius-Verein will damit anprangern, dass Nachmacher einfach die kreativen Ideen und innovativen Produkte anderer klauen. Bei der Verleihung des „Plagiarius 2025“ wurde Zangen-Weltmeister KNIPEX am 7. Februar im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ mit dem 1. Preis ausgezeichnet. 

Ob sich die Firma KNIPEX darüber gefreut hat? Zwar zeugt der Plagiarius-Preis auf der einen Seite davon, dass an der Oberkamper Straße Spitzenprodukte hergestellt werden, die von Produktpiraten gefälscht werden. Andererseits bedeuten die Plagiate, die zu Billigpreisen online angeboten werden, auch einen wirtschaftlichen und einen Image-Schaden…! Nach Angaben des Plagiarius-Vereins wurden im Jahr 2023 mehr als 152 Millionen gefälschte Artikel mit einem geschätzten Wert von etwa 3,4 Milliarden Euro an den EU-Außengrenzen und in der EU beschlagnahmt – die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein…!

Kampf gegen Plagiate ein Kampf gegen Windmühlen

„Plagiarius“-Preisträger KNIPEX kämpft zwar offensiv gegen die Plagiate seiner Qualitätszangen auf Online-Plattformen. Das ähnelt jedoch einem Kampf gegen Windmühlen. Denn: Kaum sind Fälscher-Produkte von den Plattformen entfernt, sind sie zum Beispiel unter anderem Namen auch schon wieder neu eingestellt… Beispiel dafür ist die Front- und Seitengreifzange „KNIPEX TwinGrip“. Obwohl mit Patenten und eingetragenen Designs geschützt, wird das Produkt „Made in Cronenberg“ dreist gefälscht und auf weltweiten Online-Plattformen tausendfach angeboten.

Der Negativpreis „Plagiarius“ ist der Neuzugang in der Reihe der zahlreichen Positiv-Preise für KNIPEX: Die Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – als Symbol für die immensen Profite, welche die Produktpiraten buchstäblich auf Kosten innovativer Markenhersteller machen, so zum Beispiel auch der erfindungsreichen KNIPEXler…! | Foto: Plagiarius e.V.

Der Negativpreis „Plagiarius“ ist der Neuzugang in der Reihe der zahlreichen Positiv-Preise für KNIPEX: Die Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – als Symbol für die immensen Profite, welche die Produktpiraten buchstäblich auf Kosten innovativer Markenhersteller machen, so zum Beispiel auch der erfindungsreichen KNIPEXler…! | Foto: Plagiarius e.V.

Optisch sind die nachgemachten KNIPEX-Zangen vom Original nur durch den glatten Kunststoff der Griffe zu unterscheiden. Dass die Fälschungen minderwertig sind, beweist sich aber in den billigen Materialien, der schlechten Verarbeitung und Handhabung oder auch der geringeren Lebensdauer. Zudem belasten die Fälschungen auch durch chemische Ausdünstungen. Obwohl KNIPEX nach dem sogenannten „notice and take down”-Prinzip Online-Marktplatz-Betreiber wie Temu & Co. auffordert, die betreffenden Plagiate-Angebote unverzüglich zu sperren, werden baugleiche oder sogar dieselben Plagiate immer wieder eingestellt.

KNIPEX kritisiert dabei nicht nur zu wenig Prävention der Marktplatz-Betreiber, die etwa mittels KI-gestützter Systeme Plagiate schnell entlarven könnten. Der Cronenberger Weltmarktführer für Qualitätszangen prangert auch an, dass den Verkäufern von Fälscher-Produkten viel zu geringe Sanktionen drohen würden.

Museum Plagiarius: Ausstellung in Solingen

Wer sich ein Bild vom Original und den Fälschungen machen möchte: Die „KNIPEX TwinGrip“ und die mit dem Plagiarius 2025“ „ausgezeichneten“ Plagiate sind seit dem vergangenen Freitag, 14. Februar, mit den weiteren Preisträgern des diesjährigen „Schmähpreises“ im Museum Plagiarius in Solingen ausgestellt. Mehr Infos zu dem Museum in der Bahnhofstraße 11 online unter museum-plagiarius.de.