19.02.2025, 19.40 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
15 Jahre Bürgerbus: Das Ehepaar Holstein räumt den „Steuersitz“

Geben nach rund 15 Jahren des Engagements für den Verein Dörper Bus den Staffelstab weiter: Bianca und Andreas Holstein kandidieren bei der kommenden Mitgliederversammlung des Cronenberger Bürgerbus-Vereins nicht erneut für den Vorstand. | Foto: Meinhard Koke
„Der Bürgerbusverein Dörper Bus e.V. ist ein freiwilliger Zusammenschluss engagierter Bürger“, heißt es auf der Bürgerbus-Homepage. Als Ziel wird hier ausgegeben, „insbesondere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie unmotorisierten Menschen in den abgelegenen Außenbereichen die Möglichkeit zu eröffnen, mobiler zu werden.“ Dieses Engagement feiert Geburtstag: 15 Jahre sind die engagierten Bürgerbusler unterwegs, um Cronenberger ins Dorf zu bringen und wieder zurück – ehrenamtlich, wohlgemerkt!
15 Jahre Bürgerbus: Festakt am 21. Februar
Wenn das kein Grund ist, am 21. Februar mit einem Festakt zu feiern. Im „Cronenberger Festsaal“ wird allerdings auch Wehmut aufkommen: Mit Bianca und Andreas Holstein werden zwei langjährige „Steuerkräfte“ abtreten. Und zwar nach viel Engagement: Nachdem sich der Bürgerbus-Verein 2009 gegründet hatte, übernahm Andreas Holstein bereits 2010 die Internet-Präsenz des Vereins. Ein Jahr später begann ihre Mitarbeit im Vorstand, seit dem Jahr 2013 sitzt Andreas Holstein als Vorsitzender am Bürgerbus-Steuer, während Ehefrau Bianca die „Dörpi“-Finanzen „in der Spur“ hält.
„Das ist für uns ein schönes Ergebnis…“
„Wenn es am schönsten ist, soll man gehen“, begründet der 54-Jährige, warum er und seine Frau nicht erneut kandidieren. Als sie „einstiegen“, sei die „Dörpi“-Kasse klamm gewesen, in den vergangenen 15 Jahren habe man eine Vielzahl Sponsoren gewinnen können, sodass neue Busse gekauft werden konnten und mögliche Reparaturen den Verein nicht mehr in Schieflage bringen können – „das ist für uns ein gutes Ergebnis“, freuen sich Bianca und Andreas Holstein. Und auch wenn die Fahrgastzahlen noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau (800/Monat) sind: Nicht zuletzt durch den neuen Fahrplan im letzten Sommer habe man wieder rund 50 Prozent an Fahrgästen zulegen können (auf fast 500).
„Wir haben ein Familiengefühl im Verein…“
Aber der Bürgerbus ist nicht nur gut unterwegs, auch intern läuft’s, unterstreicht Andreas Holstein: Das Vereinsteam treffe sich regelmäßig zum „Klöncafé“ oder zum FahrerInnen-Treff. Wenn es auf Jahresausflug geht, sind auch viele PartnerInnen mit an Bord; wenn in der WhatsApp-Gruppe ein Ausfall bekannt wird, dauere es keine zwei Minuten und Ersatz sei gefunden – „es ist ein Familiengefühl entstanden“, freut sich Andreas Holstein. Zumal sich für die Nachfolge eine neue und ideenreiche Mannschaft gefunden habe, aber auch weil im vergangenen Jahr ein neuer Bus (die CW berichtete) in Dienst gestellt werden konnte („Das erfüllt einen schon mit Stolz“), zieht Andreas Holstein eine positive Bilanz seiner 15 Jahre an der Vereinsspitze: „Deswegen ist es schön, an dieser Stelle aufzuhören.“
Gemeinnützigkeit weg: Tiefe Enttäuschung über Politik
Schön waren die 15 Jahre jedoch nicht durchweg: „Ich bin von der Politik enttäuscht“, platzt es aus Andreas Holstein fast heraus: „Die interessiert sich für uns einen Sch…“, blickt der Bürgerbus-Noch-Chef auf die Aberkennung der Gemeinnützigkeit zurück (die CW berichtete mehrfach). Ein Verein, der ehrenamtlich Fahrgäste von A nach B kutschiert, nicht gemeinnützig? Diese kaum zu verstehende steuerrechtliche „Finesse“ war keine Petitesse: Auf Unterstützung von Sponsoren angewiesen, sollte man nun keine Spendenbescheinigungen mehr ausstellen dürfen. Das sorgte für einen Aufschrei auch bei der Politik, letzlich ohne Erfolg: „Wie viele Politiker sich eingeschaltet haben – nicht ein einziger hat sich noch einmal gemeldet“, zeigt sich Andreas Holstein geradezu ernüchtert.
Bürgerbus: „In Cronenberg leider noch keine Institution“
Etwas enttäuscht ist der scheidende Vereinsvorsitzende auch von Cronenberg: Im Dorf werde gerne Kritik geäußert, sogar Anzeigen seien gestellt worden. Aber Anerkennung und Dank? „Das vermisse ich so ein bisschen in Cronenberg.“ In Langenberg beispielsweise habe der dortige Bürgerbus-Verein ein ganz anderes Standing, sei der Bus „eine absolute Institution“: „Da kommt bei jeder Jahreshauptversammlung die Politik – da ist die Anerkennung da.“
Bürgerbus-Team: „Toll, solche Leute kennenzulernen“
Umso mehr zeigt sich Holstein beeindruckt, dass sich die Bürgerbus-Ehrenamtlichen dennoch engagieren: „Ich bin froh, dass unsere Ehrenamtlichen das auch ohne Anerkennung machen, weil sie einfach Spaß daran haben.“ Im Verein auf Menschen zu treffen, die von der Bürgerbus-Idee ebenso begeistert sind, daraus haben Bianca und Andreas Holstein in den vergangenen 15 Jahren viel Motivation geschöpft: „Es ist toll, solche Leute kennenzulernen“, freuen sich die Holsteins auch, dass sich Engagierte auch für ihre Nachfolge gefunden haben: „Das stimmt positiv!“ Und was wird das Leben nach dem Bürgerbus bringen? Seine Frau habe ja die meiste Arbeit gehabt: Manchen Sonntag habe sie bis in den Nachmittag hinein an den Bürgerbus-Finanzen gesessen, unterstreicht Andreas Holstein. Und er selbst? Ganz steige er nicht aus, im Bürgerbus-Beirat bleibe er aktiv. Und wer weiß: Vielleicht wird man Andreas Holstein samstags auch mal wieder am Bürgerbus-Steuer sehen – denn davon tritt er schließlich nicht zurück: Ein bekennender ÖPNV-Fan, das ist Andreas Holstein – und er bleibt es…!
Infos & Kontakt
Infos zum Bürgerbus Cronenberg sind im Internet unter doerper-bus.de abrufbar. Hier finden sich auch Kontaktmöglichkeiten für Interessierte, die sich als FahrerInnen einbringen möchten.