19.03.2025, 17.58 Uhr | Marion Heidenreich | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Mehr als ein Krimi: Standing ovations für „Die 8 Frauen“ im TiC

Begeisterte bei der ersten Premiere 2025 im TiC-Theater: das (zwielichtige) Ensemble der französischen Kriminalkomödie „Die 8 Frauen“. | Foto: TiC-Theater
Fast schon traditionell steht zum Anfang eines Spieljahres im TiC-Theater ein Krimi auf dem Spielplan – so auch in diesem Jahr. Am 7. März feierte die französische Kriminalkomödie „Die 8 Frauen“ Erstaufführung an der Borner Straße 1. Wie der Titel des Theaterstückes schon andeutet: in rein weiblicher Besetzung – sehr passend zum Weltfrauentag am folgenden Tag, dem 8. März…! Das Stück nach einer Vorlage von Robert Thomas verbindet die kriminalistische Spannung eines wendungsreichen Plots mit dem komödiantischen Witz der acht so unterschiedlichen Frauen-Figuren. Seit der erfolgreichen Verfilmung im Jahr 2002 von François Ozon mit Frankreichs bekanntesten und berühmtesten Schauspielerinnen, die unter anderem mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, sind Musical-Einlagen ein wesentliches Element der außergewöhnlichen Handlung mit verblüffender Pointe.
Ort des Geschehens ist eine abgelegene Villa in einem verschneiten Ort irgendwo im Frankreich der 1950er-Jahre. Das Flair eines mondänen Hauses setzt das TiC-Bühnenbild (Stefan Böhmer und Frank Fischer) stilvoll in Szene. Über die Weihnachtsfeiertage kehrt die ältere Tochter des Hauses, Suzanne (Nelly Haller), aus dem englischen Internat zurück. Zusammen mit ihrer Mutter Gaby, die sie vom Bahnhof abgeholt hat, wird sie von Großmutter Mamy (Barbara Güldenring), Tante Augustine (Sabine Henke) und der jüngeren Schwester Catherine (Lina Bonrath) sowie dem Hauspersonal, der Köchin Chanel (Beril Erogullari) und dem Dienstmädchen Louise (Róisín Micke), empfangen – lediglich Hausherr Marcel fehlt.
Acht Frauen – und eine muss die Mörderin sein…!
Als das Dienstmädchen ihm sein Frühstück aufs Zimmer bringt, macht sie eine grausame Entdeckung: Der Herr des Hauses liegt in seinem Zimmer – hinterrücks erstochen… Genauso tot ist das Telefon und auch das Auto verweigert seinen Dienst. Unerwartet taucht die Schwester des Opfers, Pierrette (Monika Owart), auf, die einen mysteriösen Anruf erhalten hatte. Schnell wird klar, dass nur eine der anwesenden Frauen als Mörderin in Frage kommt. Ein Motiv haben alle, ein Alibi dagegen keine. Jede der Frauen verbirgt etwas, alle verstricken sie sich immer mehr in ein Netz aus Lügen, Geheimnissen und Intrigen…
Ironisch-zynischer Blick hinter die bürgerliche Fassade
Im Laufe der Krimikomödie, welche Regisseur Ralf Budde auf die TiC-Bühne gebracht hat, entsteht ein ironischer, fast zynischer Blick hinter die Fassaden der gutbürgerlichen Familie. Gelungen legen die acht Schauspielerinnen nicht nur die Beziehungen der Frauen zueinander offen, sondern auch zu dem abwesenden Hausherrn. Da ist Catherine auf der Schwelle zur Frau, für die der Papa der wichtigste Mann in ihrem Leben war: „Mein Herz gehört nur Daddy“. Oder Augustine mit ihrem – nicht nur gesundheitlich – gebrochenen Herzen, die verbittert und gehässig pointiert alle Moralverstöße der anderen Frauen anklagt und doch „Eine kleine Sehnsucht“ verspürt.
Kammerspiel-Krimi mit mehr – auch mit Musik!
Derweil versucht Suzanne die Mörderin zu entlarven, enttarnt dabei aber immer mehr die Geheimnisse der acht Frauen und fühlt sich selbst „Irgendwie so anders“. Mit „Wenn man sich nicht mehr liebt“ bedauert Hausherrin Gaby wehmütig ihre Ehe, während Köchin Chanel „Nur mit den Augen“ ihre heimliche Liebe ausleben kann. Und in Mamys musikalischem Motiv „Frauen sind keine Engel“ stimmen letztlich alle anderen mit ein – die musikalischen Einlagen sind das Sahnehäubchen des TiC-Neulings. Unterstrichen werden die so kontrastierenden Charaktere der Frauen durch großartige Kostüme (Noëlle-Magali Wörheide und Alyson Hille).
Infos zum Stück und Theater sowie Karten
Für die überaus gelungene Premiere wurde das beeindruckende TiC-Ensemble zurecht mit Standing Ovations belohnt – das rasant-witzreiche Intrigenspiel sollte auch „mann“ sich nicht entgehen lassen…! „Die 8 Frauen“ steht bis Ende Mai auf dem TiC-Spielplan – Zeit genug, um unter tic-theater.de, unter Telefon (0202) 47 22 11 oder im Kartenbüro an der Hauptstraße 3 Tickets zu ordern, um dann selbst die Hintergründe von Marcels Tod herauszufinden…