01.07.2025, 19.45 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Tafel-Vorstand Vorsteher: Vier Jahrzehnte Ehrenamt im „Portrait“

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Martin Probach (li.) und Prof. Dr. Martin Fleuß (re.), die Initiatoren der Reihe „Portrait“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn, mit ihrem jüngsten Gast: Für Peter Vorsteher war der Abend an der Nesselbergstraße eine Rückkehr, war der heutige Tafel-Vorsitzende doch auch von 2005 bis 2012 Vorsitzender des Bürgervereins Küllenhahn. | Foto: Meinhard Koke

„Ein Leben für das Ehrenamt!“, so hatten Martin Probach und Prof. Dr. Martin Fleuß den letzten Abend ihrer Reihe „Portrait“ überschrieben. Sie hatten einen Mann im Gemeindehaus Küllenhahn zu Gast, der sich seit rund vier Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert: Peter Vorsteher. Der gebürtige Langerfelder gehörte zunächst für die FDP und dann für Bündnis90/Die Grünen, jahrzehntelang dem Stadtrat an, er war Vorsitzender der damaligen Sektion Barmen des Alpenvereins oder auch Mitgründer des Trägervereins des Kinder- und Jugendhauses Cronenberg. Nicht die einzige Spur, welche der gelernte Werkzeugmacher, der überwiegend als Personalrat im Polizeidienst tätig war, in Cronenberg hinterließ: Der 68-Jährige war Sprecher der Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung Cronenberg und überdies Vorsitzender gleich zweier Bürgervereine im Stadtteil. Dass er im Jahr 2005 als Nachfolger von Peter Jung, der zuvor für die CDU Oberbürgermeister geworden war, zum Vorsitzenden des Bürgervereins Küllenhahn gewählt wurde, bewies: Peter Vorsteher genießt über Parteigrenzen hinweg Anerkennung!

Sudbürger-Vorsitz statt Wohnmobil-Touren

Geschuldet ist das seiner nicht verbissenen, vielmehr ausgleichenden Art sowie einem ausgeprägten Gemeinwohl-Sinn. Der war es wohl, der ihn im Jahr 2015 den Vorsitz des Bürgervereins Sudbürger übernehmen ließ: Nach dem Rückzug der beiden Vorsitzenden drohte das Aus des Vereins. Peter Vorsteher sprang ein: Obwohl fernab im Schatten des Küllenhahner Fernsehturmes wohnend, blieb er bis 2021; Vorsteher trat nicht ab, ohne für eine Nachfolge und damit den Sudbürger-Fortbestand gesorgt zu haben… Anschließend, so ließ Vorsteher damals die CW wissen, sollte Entschleunigung Trumpf sein, vielleicht per Wohnmobil auch mal die Lieblingsinsel Kreta angesteuert werden…

Daraus wurde (bislang) nichts, „Mister Ehrenamt“ startete neu durch: Als die Wuppertaler Tafel in Turbulenzen geriet, übernahm er den Vorsitz. Nicht nur das: Nachdem er die Einrichtung in ruhigeres Fahrwasser gesteuert und konsolidiert hatte, folgte ein weiteres Ehrenamt: Im April 2024 wurde Peter Vorsteher zum Vorsitzenden des Landesverbandes der Tafeln in NRW gewählt… Wie konnte er über so viele Jahre so viele Engagements schultern – „ich bin bereit, lange Wege zu gehen“, verwies Vorsteher auf seine Vergangenheit als Leichtathlet. Was rückblickend das Wichtigste seines Wirkens gewesen sei, wollte Martin Fleuß wissen – „die Sanierungen von Stadthalle und Oper“, unterstrich der „Portrait“-Gast, dass Kultur und Sport „der Kitt einer Gesellschaft“ seien: „Da muss Geld reingesteckt werden“, betonte Vorsteher, um zudem den Umbau Döppersberg zu bennen. Und hinzuzufügen: Man dürfe die anderen Zentren nicht vergessen – wie zum Beispiel die Cronenberger Ortsmitte…!

Fähigkeit zum Telefonieren und immer Mensch vor Politik

Co-Gastgeber Martin Probach fragte nach, welche Fähigkeit in all den Jahrzehnten besonders gefordert gewesen sei: „Man muss gut telefonieren können“, lautete die Antwort: „Damit es keine Zufälle gibt…“ Ein Fingerzeig an die mitunter harsche Stadt-Kritik aus der BV Cronenberg: „Wenn man was von der Stadt will, sollte man nicht immer nur draufprügeln“, riet Vorsteher – er jedenfalls habe das Menschliche stets von der Politik getrennt… Martin Probach sprach natürlich auch das Thema Bürgervereine an: Sie seien „noch enger dran“, würdigte Peter Vorsteher auch, dass es gleich vier in Cronenberg gibt („Wir brauchen diese Vielfalt“), vergaß aber nicht zu unterstreichen: „Sie müssen zusammen agieren!“ Ein Schwerpunkt des „Portrait“-Abends widmete sich dem aktuellen Engagement bei der Tafel in der Stadt und im Land. „Eigentlich dürfte es Tafeln in der reichen Bundesrepublik gar nicht geben“, kritisierte Peter Vorsteher, um die aktuell verschärfte Lage der Einrichtungen zu skizzieren: Lebensmittel-, aber auch Geld-Spenden würden immer weniger und zudem die Mittel für Mitarbeitende gekürzt. Auf der anderen Seite seien immer mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen. Konsequenz: In Wuppertal habe man zwar kein Aufnahmestopp wie anderswo verhängen müssen. Aber die Lebensmittel-Abholung habe auf einen 14-Tage-Rhythmus eingeschränkt werden müssen.

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Appell zu Spenden und zur ehrenamtlichen Mithilfe

Dennoch: 34.420 Frühstücke oder auch 65.660 Mittagessen – mit eindrucksvollen Zahlen aus dem vergangenen Jahr skizzierte der Tafel-Vorsitzende die bedeutsame Arbeit in der Stadt. Vorsteher verwies auf die 5.300 Essen der Kindertafel: „Es ist besonders wichtig, Kinder aus ihren Millieus zu holen und ihnen Zugang zu Bildung zu verschaffen.“ Ebenso betonte Vorsteher, dass sich auch Bedürftige selbst bei der Tafel engagierten: So Flüchtlingsfrauen oder auch ein Syrer, den er als „unseren Tausendsassa“ bezeichnete – er managt aktuell den Tafel-Fuhrpark… Manche, auch Deutsche, wollten nichts machen, aber „die meisten wollen arbeiten“, betonte Peter Vorsteher, um auch unter den Zuhörenden im Gemeindehaus Küllenhahn zu werben: um ehrenamtliche Mithilfe: „Wenn Sie in Rente gehen und nur einen Tag Zeit in der Woche spenden, das hilft uns schon weiter…!“ Am Ende des Abends wurde um Klingelbeutel-Spenden gebeten – es kamen hoffentlich nicht nur viele Euros für die Tafel zusammen, das Vorsteher-Portrait gab vielleicht auch den Anstoß, sich ebenfalls zu engagieren…?! 

„Norbahntrassen-Macher“ Gerhardt am 4. Juli im „Portrait“

Mehr zur Wuppertaler Tafel, so auch Möglichkeiten zur Unterstützung, finden sich online unter www.tafel-wuppertal.de. Gast des nächsten „Portrait“-Abends am 4. Juli wird Dr. Carsten Gerhardt sein. Der Vorsitzende der „Wuppertalbewegung“ kommt um 19.30 Uhr ins Gemeindehaus an der Nesselbergstraße 12. Weithin beachtet initiierte der von Gerhardt geleitete Verein mit der Nordbahntrasse den „längsten Radweg aus Bürgerhand“. Mit einem Macher schlechthin also darf man wohl rechnen… Der Eintritt zu dem „Portrait“-Abend ist frei.