09.10.2025, 12.52 Uhr | Matthias Müller | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Elisabeth Wilke: 90 Jahre langes Leben – so bunt wie ihre Mütze…!
80 (Chor-)Jahre treffen auf 90 (Lebens-)Jahre: Auch der Cronenberger Männerchor (CMC) gratulierte Elisabeth Wilke – natürlich musikalisch mit einem Ständchen zu Ehren der ehemaligen Stammtisch-Wirtin…! | Foto: Matthias Müller
Elisabeth Wilke kennen viele im Dorp. Nicht zuletzt, weil ihre bunte Mütze an kalten Tagen bekannt ist beinahe „wie ein bunter Hund“… – Markenzeichen und zugleich Symbol für die Lebendigkeit einer Sympathieträgerin. Elisabeth Wilke ist eine Art „Institution“, die unzählige Geschichten aus dem Dorf erzählen konnte – am vergangenen Samstag feierte sie ihren 90. Geburtstag. Das Restaurant im „Hotel zur Post“ hatte extra zu dem großen, runden Geburtstag geöffnet, mit einer bunten Gästeschar feierte die Jubilarin ihren Ehrentag.
Mit den Dörperinnen im Salon, am Tresen mit den Männern
Längst als „echte Dörperin“ anerkannt, liegen Elisabeth Wilkes Wurzeln fern von Cronenberg: in Oberschlesien. Im Zuge der Kriegswirren verschlug es sie zunächst nach Erfurt, 1957 schließlich wurde sie in Cronenberg heimisch: „Ich habe meine halbe Seele in Erfurt gelassen“, zeigt sich die Jubilarin selbst 68 Jahre später noch immer ein wenig hin- und hergerissen… In der Rathausstraße 4 gehört ihr nicht ohne (Hinter-)Grund das halbe Haus: Hier, mitten im Herzen Cronenbergs, gehörte Elisabeth Wilke mit dem „Ratsstübchen“ die Stammkneipe vieler Dörper.
Von 1972 bis 1999 führte sie „die kleine Kneipe“ selbst: „Einen neuen Pächter wollte ich nicht im Haus haben“, erinnert sich die Jubilarin – nicht zuletzt durch ihre kommunikative Art avancierte das „Ratsstübchen“ zum Wohnzimmer vieler Stammgäste. Damit nicht genug: Parallel dazu war sie bis 1986 auch Inhaberin des Friseursalons Wilke um die Ecke in der Hauptstraße – so führte sie quasi ein „Doppelleben“: Im Friseursalon erlebte sie die Frauen und deren Männer in der Kneipe… Um die Jahrtausendwende, mit 65 Jahren, war nach 28 Jahren Schluss: „Viele Dörper haben damals gesagt: ,Verdammt, jetzt müssen die Cronenberger verdursten‘“, blickt Elisabeth Wilke zurück. Die Befürchtung bewahrheitete sich nicht: Erst „Bei Gabi“ und inzwischen mit dem „em Dörpken“ wird weiterhin urige Kneipengeschichte im Dorf geschrieben…
Als Karnevals-Präsidentin den Männern die Leviten gelesen
Aber sie stand nicht nur am Tresen und im Salon – auch in der Gemeinde Hl. Ewalde war Elisabeth Wilke ein Aktivposten: Über 60 Jahre sang sie im Kirchenchor „Cäcilia“, als Präsidentin des Cäcilien-Karnevals gab sie über 30 Jahre lang den närrischen Ton im Dorf an. Legendär sind ihre gepfefferten Büttenreden: Unter der Überschrift „Was lange gärt, wird endlich Wut“ las Wilke den Männern ordentlich die Leviten… Eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet Elisabeth Wilke mit dem Cronenberger Männerchor (CMC): Der Chor hatte einst seinen Freitagsstammtisch im „Ratsstübchen“. Unter der Leitung von Peter Kühn ließ es sich der CMC denn auch nicht nehmen, zum 90sten seiner Ex-Wirtin ein musikalisches Ständchen zu singen. Über weitere Geschenke hat sich Elisabeth Wilke ebenso gefreut: eine Rikscha-Fahrt durch Cronenberg und eine Rundfahrt durch den Grünen Zoo.
Bestimmt kurzweilig: Memoiren fast fertiggestellt
Von ihrer Wohnung an der Rathausstraße schaut Elisabeth Wilke auf die lebendige Ortsmitte-Kreuzung vor der Haustüre – ihr Fenster zur Welt, so meint sie: „Es ist toll, in meinem Alter noch so fit zu sein“, freut sich die Jubilarin – bis zur Hochzeit der Enkel will sie so fit bleiben, mindestens! Die Memoiren über ihre neun Lebensjahrzehnte sind derweil fast fertig – Elisabeth Wilke weiß gewiss reichlich und kurzweilig zu erzählen! Es ist ihr zu wünschen, dass noch einige Kapitel hinzukommen…!





