11.07.2012, 15.44 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Adé, Hauptschule Cronenberg!

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Noch ein letztes Mal herrschte auf dem Schulhof der Hauptschule Cronenberg kräftig Trubel. Die Cronenberger hoffen aber, nicht zum letzten Mal!

Gedrückte Stimmung, trotz fetziger Musik, ein großes Schüler-Treffen, aber irgendwie anders – das Fest, das am 4. Juli 2012 in und um die Hauptschule Cronenberg stieg, wurde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gefeiert: Mit einer „Riesen-Abschiedsfete“ verabschiedete sich die Dörper Hauptschule nach genau 44 Jahren aus der Wuppertaler Schul-Landschaft. Wie berichtet, hatte die Schulkonferenz im Herbst 2011 die vorzeitige Selbst-Auflösung beschlossen – laut städtischem Plan hätte die Schule an der Berghauser Straße erst 2014 schließen sollen; zu wenige Lehrer für die verbliebenen wenigen Schüler sorgten aber für das vorzeitige Aus, wie an so vielen zur Auflösung anstehenden Schulen zuvor…

Nach dem energischen (Cronenberger) Kampf gegen den städtischen Schließungsbeschluss, der sogar in eine Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren mündete, das aber im Spätsommer 2008 vom Rat nicht zugelassen wurde, war das Abschlussfest im wahrsten Sinne auch „ein Abgesang“ auf vier Jahrzehnte Hauptschule in Berghausen. Die Band ehemaliger Schüler, „Wired Mind“, spielte Evergreens; Hans Heimes, der ehemalige Dorfsheriff, stand mit seinem Saxophon bereit, um „seinen letzten Einsatz“ zu geben, wie er selbst betonte; Heimes stand der Schule in seiner Zeit als Dorfpolizist oft auch beratend zur Seite, weil sie zu seinem Bezirk gehörte. Florian Danowski war einer der Ehemaligen; auch er ließ es sich nicht nehmen, mit seinem „Duo Stookiesen“ ein langes Abschiedsständchen zu spielen: „Ich werde den Gong der Schule vermissen, den ich von Zuhause immer hören konnte. Er war für mich später lange Jahre das Zeichen, dass ich in 15 Minuten zur Arbeit musste“, lächelte der Party-Musiker traurig.

Unverständnis über Schließung: „Wir hätten genug Anmeldungen gehabt!“

Ab 18 Uhr strömten immer mehr Ehemalige und Angehörige auf den Schulhof, der an diesem Abschiedsabend zur Party-Meile mit Bierstand und Würstchengrill der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg (FFC) umgebaut worden war. Mittendrin die kommissarische Schulleiterin Rosemarie Mattusch, inmitten des Kollegiums aus den letzen acht Lehrern. Auch sie lächelte traurig und wurde doch immer wieder freudig von ehemaligen Schülern begrüßt: „Es geht mir nicht gut, an diesem Tag“, bekannte Rosi Mattusch: „Für uns ist die Schließung noch immer unverständlich – wir hätten keinen Schülermangel gehabt.“ Die Auflösung zu organisieren, war wohl die schwerste Aufgabe für Rosi Mattusch in ihren 32 Jahren als Lehrerin an der Hauptschule: „Viele sind gekommen und gegangen, es waren wilde Zeiten, sogar mit Schulstreik“, erinnerte sich Mattusch an Zeiten mit 560 Schülern und 35 Lehrern; nach dem die Stadt die Schließung durchgeboxt hatte, war man zuletzt in dem mächtigen gelben Schul-Denkmal auf sieben Kollegen und 80 Schüler geschrumpft. Besonders enttäuscht zeigte sich Rosi Mattusch von den einstigen Unterstützern aus der Politik – niemand ließ sich beim Abschiedsfest blicken!

Davon ließ sich die Abschiedsparty nicht beeindrucken: Im Treppenhaus schlenderten viele an einer „Wand der Erinnerungen“ vorüber, draußen sorgten Dosenwerfen, Kinderschminken und Bühnen-Überraschungen der Schüler für gute Minen beim traurigen Spiel – man konnte den Eindruck gewinnen, halb Cronenberg sei mal auf die Hauptschule am Lenzhaus gegangen. Viele Kleinunternehmer waren dabei, und auch Hermann Wehlmann, Vorsitzender des Neuenhauser Turnvereins (NTV), war gekommen: Sein Verein nutzt die Turnhalle, alle wünschten sich, dass die Schule als ein öffentliches Gebäude für alle erhalten bleibe und das Licht nicht endgültig gelöscht werde, gab Wehlmann zu Protokoll: Die Aula, die Turnhalle, die großen Räume und vieles andere gehöre zu Cronenberg, alles werde noch gebraucht! Zur Abschiedsfete zeigte sich Rosi Mattusch aber auch dankbar: Und zwar den vielen Helfern und Schülern, der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg, Getränke Schildberg oder auch den drei Musik-Gruppen, die alle kostenlos auftraten und zudem ihre Technik mitbrachten – „ohne sie alle hätten wir das alles gar nicht machen können“, bedankte sich die letzte Schulleiterin vom Lenzhaus.

Interimsnutzung: Berufskolleg Haspel zieht vorübergehend am Lenzhaus ein

Die letzten Schüler werden übrigens fast geschlossen an die Hauptschule Nocken in Vohwinkel wechseln und dort auch von bisherigen Lehrern unterrichtet werden. Rosemarie Mattusch und die weiteren Lehrer werden in Zukunft an der Hauptschule Hügelstraße unterrichten. Wie bereits berichtet, wird zum neuen Schuljahr das in Umbau befindliche Berufskolleg Haspel mit seinen Fachbereichen Chemie-/Biolaborant, Maler und Lackierer sowie Fahrzeug-Lackierer vorübergehend an der Berghauser Straße einziehen. Nach Angaben von Stadt-Sprecherin Kathrin Petersen werden neun Klassen für zwei bis drei Jahre an der Berghauser Straße untergebracht. Wie in der letzten CW-Ausgabe berichtet, wollen Cronenberger Sportvereine das Außengelände der Berghauser Schule für einen Sporthallen-Neubau gesichert wissen.

Eines ist klar: Das am 2. Juli 1910 eingeweihte Schulgebäude der ehemaligen städtischen Realschule Cronenberg ist ein Denkmal: „Das Gebäude stellt somit auch ein wichtiges Zeugnis für die architektonische Entwicklung Cronenbergs und dessen Umland dar“, heißt es im Eintragungstext in die städtische Denkmalliste: „Erhaltung und Nutzung liegen daher gemäß § 2 (1) DSchG aus städtebaulichen, wissenschaftlichen, künstlerischen und stadthistorischen Gründen im öffentlichen Interesse.“

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