05.05.2013, 13.31 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
SPD: Herberts-Medaille für das „Fossil“ Pick-Verein
„Picken – was ist das denn eigentlich?“, fragte einer der Gäste am vergangenen Sonntag, 28. April 2013, in der Sudberger Nikodemuskirche. Die SPD Cronenberg verlieh hier ihre Hermann-Herberts-Medaille für besonderes Engagement und der Preisträger der alljährlichen Auszeichnung war – für einige Zuhörer – ein „rätselhafter“ Verein: der Vonkelner Pickverein „Grüne Eiche e.V.“.
Um für Aufklärung unter den „Ahungslosen“ zu sorgen, überließ Cronenbergs SPD-Vorsitzende Ursula Abé nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste ihrem Vorgänger Dieter Scherff das Mikrofon: In seiner Laudatio klärte Scherff die Zuhörer über die Geschichte des Pickvereins „Grüne Eiche e.V.“ und die (vermutliche) Entstehungsgeschichte des Pick-Spiels auf. Traditionen, Bräuche würden heutzutage vielfach übernommen und selbstverständlich gepflegt, ohne sich über Herkunft und Hintergründe Gedanken zu machen, stellte Dieter Scherff fest; der Pickverein „Grüne Eiche“ sei ein Beispiel für lebendige Traditionspflege.
Pick-Verein „Grüne Eiche“: Fast 120 Jahre alt – mindestens!
Um zu erklären, wie genau das Pick-Spiel gespielt wird (Mehr dazu unter www.pickverein.de), bat Dieter Scherff zwar mit Friedhelm Ackermann den Vorsitzenden des Pickvereins zu sich, der anhand von Wurfholz und Pinnen dann die Regeln erläuterte. Allerdings wusste Scherff zur Geschichte des Pick-Vereins einige Details zu benennen, die vielleicht auch dem obersten Picker und seinen zahlreich erschienenen Vereinskameraden neu waren: So zum Beispiel, dass der Pick-Verein bereits 1894 bestanden haben muss – die Picker benannten bislang das Jahr 1895 als verbürgten Ursprung ihres Vereins. Formell richtig gegründet wurde der Pickverein allerdings erst am 23. August 1930 zunächst als „Pickverein Vohwinkler Hof“.
Auch zur Frage, woher das altbergische Pick-Spiel kommt, klärte Dieter Scherff auf: So hätten sich die Schmiede und Schleifer das Pick-Spiel als Zeitvertreib ausgedacht, wenn ihre Kotten und Hämmer still standen, weil Wassermangel herrschte oder aber die Schleifsteine ausgewechselt werden mussten. Zweite Erklärung: Das Pickspiel sei im Bergisch-Märkischen „als Ersatz“ zu einer Zeit aus der Taufe gehoben worden, als das „Bauernkegeln“ durch die Kirche als Glücksspiel verboten gewesen sei.
Der letzte Pick-Verein der Welt: „Ein sozialgeschichtliches Fossil!“
Das Picken als Spiel der Schmiede und Schleifer, so Dieter Scherff weiter, sei insofern sehr eng mit der Industriegeschichte und den Menschen der Region verbunden und ebenso auch Teil der Geschichte Cronenbergs. Allein „em Dorpe“ gab es nach Worten von Dieter Scherff nach dem 2. Weltkrieg noch sieben Pick-Vereine, die sich in Meisterschaften und Turnieren bis in die 1960er maßen; heutzutage wird nur noch an der „Grünen Eiche“ gepickt: „Wenn es einem Verein gelingt, fast 120 Jahre zu bestehen, kann das nur Ergebnis einer intensiven Gemeinschaftsleistung sein“, würdigte Laudator Scherff den Verein als „sozialgeschichtliches Fossil“, um seine Zuhörer in der Nikodemuskirche aufzurufen: „Das Pickfest müssen Sie besuchen; werden Sie Mitglied des Pickvereins!“
Die Gelegenheit zum Kennenlernen: Pick-Fest am 18./19. Mai 2013
Die Feierstunde war insofern Werbung für das Spiel, aber auch für das bevorstehende Pickfest: Stilecht im Kilt sorgte Pick-Kamerad Dieter Deckert für die musikalischen Intermezzi – das Bergische Heimatlied auf einem Dudelsack gespielt, das hatten sicherlich viele Gäste bislang ebensowenig erlebt wie das Pick-Spiel selbst. Das nächste Pickfest am 18./19. Mai 2013 bietet beides: Königspicken (am 18. Mai) und Dudelsack-Musik beim Irischen Frühschoppen am Schlusstag des Pick-Fests, dem 19. Mai. Um SPD-Laudator Dieter Scherff zu wiederholen: „Das Pickfest müssen Sie besuchen!“