03.04.2011, 13.55 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bürgerbüro: Viel Zustimmung für Protest!

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Großen Zulauf hatten die vier Cronenberger Bürgervereine am Samstag bei ihren Unterschriften-Sammlungen für den Erhalt der Bürgerbüros in ihrer aktuellen Form: Nachdem die Vereine in den vergangenen Monaten bereits rund 2.500 Unterschriften gegen die von der Stadt geplanten drastischen Einschränkungen zusammengetragen hatten, kamen in den jeweils nur zwei Stunden an den fünf Ständen noch einmal rund 1.200 Unterschriften hinzu (Lesen Sie mehr dazu in unserem Bericht „Bürgerbüro: Aufruf zu Protest in der Bezirksvertretung“)

“Geben Sie her, ich unterschreibe!”

“Das war exzellent”, äußerte sich Michael-Georg von Wenczowsky zu der Resonanz vor dem Hahnerberger Lidl-Markt: “Ich habe noch nicht erlebt, dass Leute so bereitwillig bei der Sache sind”, freute sich der Vorsitzende des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld (BHC): “Geben sie her, ich unterschreibe!”, war nach Worten den BHC-Vorsitzenden vielfach die spontane Reaktion der Passanten, wenn sie auf die Aktion angesprochen wurden. Auch Hartmut Kissing, der für die Linke in der Bezirksvertretung Cronenberg sitzt und am Hahnerberger BHC-Stand mithalf, zeigte sich von der breiten Zustimmung beeindruckt: “Das lief sogar noch besser als bei dem Protest gegen die Hauptschulschließung!”

“Tief traurig über Bürgerferne.”

Vor der samstäglichen Aktion waren die Bürgervereine am Mittwoch, gemeinsam mit Vertretern aus anderen Stadtteilen, die ebenfalls von Bürgerbüro-Kürzungen betroffen sind (Langerfeld-Beyenburg, Ronsdorf, Vohwinkel), im Barmer Rathaus mit OB Peter Jung und Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig zusammengetroffen. Anschließend äußerten sich die Vereinsvorsitzenden gegenüber der CW enttäuscht: Jung und Slawig hätten lediglich “eine wohlwollende Prüfung” der Frage zugesagt, ob die Bürgerbüros nicht auch an einem Nachmittag geöffnet sein könnten. Der städtische Plan sieht aktuell vor, dass die Verwaltungsstellen ab September nur noch an zwei Vormittagen in der Woche geöffnet sein sollen. Unter anderem die Beantragung und Ausstellung von Pässen sollen in ein neues “Bürgeramt” in Barmen abgezogen werden. Damit will die Stadt 300.000 Euro pro Jahr einsparen (Lesen Sie bitte dazu auch unseren Bericht “Bürgerbüros light ab September”). “Die könnte man vielleicht auch beim städtischen Eigenanteil ‘Döppersberg’ einsparen”, zeigte sich Michael-Georg von Wenczowsky frustriert, dass die Kritik an OB Jung und Kämmerer Slawig abzuperlen scheint: “Ich bin persönlich tief traurig darüber, wie hier Bürgerferne gezeigt wird”, kritisiert der Hahnerberg-Cronenfelder Bürgervereinsvorsitzende die harte Haltung der Stadt-Spitze.

“Barmen, das geht gar nicht!“

Viel Bürgerfrust war auch am Kaufpark in Unterkirchen zu hören, wo die Sudbürger Unterschriften für den Bürgerbüro-Erhalt sammelten: “Das ist eine Zumutung, nach Barmen zu müssen, besonders für ältere Menschen”, kommentierte eine Cronenbergerin die Bürgerbüro-Pläne und sprach damit vielen aus der Seele: Zu weit weg, zu teuer, zu zeitaufwändig, keine Parkplätze – die Lust auf eine Fahrt zum Bürgeramt in Barmen hält sich in Grenzen. Der Tenor: “Da ist man ja gut und gerne 1,5 Stunden unterwegs – das ist bürgerunfreundlich”. Als “Frechheit” bezeichnete eine 44-Jährige die Kürzungen: “Irgendwo müssen die ja sparen. Aber Barmen geht gar nicht, das ist einfach zu weit weg!” “Bürgerfreundlichkeit sieht anders aus”, befand ein anderer Unterstützer der Unterschriften-Aktion; das Interessante daran: der Mann ist städtischer Mitarbeiter. Ein anderer Unterzeichner hielt mit seinem Groll nicht hinterm Berg: “Das sind alles Nieten in der Stadtspitze”, befand der Mann: “Ich hoffe, die nächste Wahl läuft etwas anders.”

Aber auch das gab’s: “Solange Sie keinen Gegenvorschlag machen, wie das Geld eingespart werden kann, unterschreibe ich nicht!”, hielt ein Passant Sudbürger-Vorsitzender Sabine Böttcher entgegen – das war allerdings die absolute Ausnahme. Vielmehr, so die Sudberger Bürgervereinschefin, sei die Zustimmung zu der Protestaktion vor dem Kaufpark sehr groß gewesen: “Viele haben gesagt, dass sie ihre Einkäufe extra von Freitag auf Samstag verlegt haben, um unterschreiben zu können”, berichtet Sabine Böttcher weiter.

Aufruf: “Am 13. April zur Bezirksvertretung kommen!”

Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, dass sich auf Seiten der Stadt in Sachen Bürgerbüros noch etwas bewegen könnte, wollen die Cronenberger Bürgervereine nicht resignieren. In ihrer nächsten Sitzung am 13. April wird sich die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg mit den Bürgerbüro-Plänen befassen. Die Bürgervereine rufen dazu auf, zahlreich zu der BV-Sitzung in die Aula der Hauptschule Cronenberg (Berghauser Straße 45) zu kommen, um ein weiteres Protest-Signal zu setzen. Zur Information: Die Sitzung am 13. April beginnt um 19 Uhr.