27.06.2012, 10.35 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Wer hilft? Tschernobyl-Kinder kommen nach Cronenberg
Sie ist stolze 88 Jahre alt, ihr rechtes Knie schmerzt und das linke Fußgelenk ist bandagiert – für Hannelore Geiss ist das aber kein Grund, die Beine hochzulegen. Im Gegenteil, die hilfsbereite Seniorin hat “sich” sogar 19 Gäste eingeladen: Am 4. Juli 2012 wird Hannelore Geiss 16 Kinder und drei Betreuer aus Merkolowitschi in Weißrussland in Cronenberg begrüßen. Das Örtchen liegt in der Nähe von Gomel, der Gegend also, die 1986 in der Folge des GAUs im Atomkraftwerk von Tschernobyl schwer verstrahlt wurde. Und noch immer radioaktiv belastet ist – im idyllischen Cronenberger NaturFreundehaus am Greuel sollen die Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren auch in dieser Hinsicht drei unbelastete Wochen verbringen können.
Gastgeber der weit gereisten Cronenberg-Besucher ist der Verein “Ärzte in sozialer Verantwortung für die Kinder von Tschernobyl”. Seit 1991 lädt der Verein alljährlich Kinder aus Merkolowitschi am Rande der verstrahlten Sperrzone nach Wuppertal ein. Seit 1992 ist Hannelore Geiss dabei, nicht erst seit gestern ist aber sie im Prinzip der Verein – kein Wunder, dass Hannelore Geiss vor vier Jahren mit dem städtischen Ehrenamtspreis “Wuppertaler” ausgezeichnet wurde.
Aber Hannelore Geis hat Unterstützer: So ein Cronenberger Ehepaar, das sie im April bei ihrem alljährlichen Besuch in Merkolowitschi begleitete oder wie die Cronenbergerin Renate Buchholz, die ihr seit Jahren bei der Betreuung der weißrussischen Gäste im NaturFreundehaus zur Seite steht. Renate Buchholz ist auch schon 69 Jahre alt, aber sie plant, organisiert und engagiert sich gerne mit – von ihren Besuchen in Merkolowitschi weiß sie, dass die Kinder, aber auch die Kranken und Alten in dem weißrussischen Ort Hilfe nötig haben.
Spenden benötigt: Lebensmittelpreise sind „explodiert“
“Es war erschütternd”, blickt Hannelore Geiss auf ihren Besuch im April zurück: Ganz abgesehen von der radioaktiven Belastung, dass die Bewohner kaum oder gar nicht Zugang zu unverstrahltem Obst und Gemüse haben, dass sie ohnehin in einfachsten Verhältnissen leben – die Lebensmittel-Preise, berichtet Hannelore Geiss, seien regelrecht explodiert: Fleisch, Obst, Kaffee – es gebe alles, “nur es ist viel zu teuer, das kann keiner bezahlen”, weiß Hannelore Geiss. Wie denn auch: Die Leiterin der Schule, welche der Wuppertaler Verein betreut, verdient gerade umgerechnet 200 Euro pro Monat – für ein halbes Pfund Kaffee zahlte Hannelore Geiss im April stolze 10 Euro. So überrascht es nicht, dass Lehrer und Schüler auf dem Schulgelände Obst und Gemüse anbauen – auch wenn die Ernte radioaktiv belastet ist, sie hilft über die Runden zu kommen und der Erlös spült etwas Geld in die Kasse der Schule – sie ist gepflegt, wie Hannelore Geiss und Renate Buchholz betonen.
Um den 16 Kindern aus Merkolowitschi drei unbeschwerte Wochen in Cronenberg ermöglichen zu können, sind Hannelore Geiss, Renate Buchholz und ihre Mitstreiter auf Spenden angewiesen: Ausflüge an den Rhein, in den Zoo, ins Schwimmbad, eine Fahrt mit den Bergischen Museumsbahnen oder auch als Highlight eine Tagestour in einen Freizeitpark sind geplant – ohne Geldspenden wird das auch diesmal nicht zu finanzieren sein. Jeder Euro ist daher auf das Konto 915 181 des Vereins “Ärzte in sozialer Verantwortung für die Kinder von Tschernobyl” bei der Stadtsparkasse Wuppertal (BLZ 330 500 00) willkommen. Selbstverständlich werden auf Wunsch Spenden-Quittungen ausgestellt.
Zudem sind Hannelore Geiss und Renate Buchholz für Sachspenden dankbar: Ob Kleidung, Schuhe oder Spielzeug – alles ist für die Kinder und Jugendlichen willkommen – “sie kommen mit fast leeren Koffern”, hoffen die engagierten Wuppertalerinnen auf die Spendenfreudigkeit der CW-Leser. Wer Näheres wissen möchte, kann Hannelore Geiss gerne unter Telefon 0178-717 00 33 persönlich ansprechen.