24.07.2012, 15.26 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Breslau-Rallye: Lutz Paff „ritt“ 1.500 Kilometer durch Polen

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Lutz Paff mit seiner KTM, die noch von dem "Höllenritt" gezeichnet ist und als Erinnerungsstück auf jeden Fall in Cronenberg erhalten bleiben wird.

Der Cronenberger Kfz-Sachverständige Lutz Paff ist nicht nur von Berufs wegen motorbegeistert, sondern auch privat: Nachdem der 50-Jährige bereits an einer Auto-Rallye teilnahm, wagte er nun die Teilnahme an der „Breslau Adventure Rallye“. Bis zum 7. Juli 2012 absolvierte der Küllenhahner in einem Feld von 250 Teilnehmern, darunter 62 Motorradfahrer, rund 1.500 Kilometer von Nordpolen nach Leipzig. Sein fahrbarer Untersatz war dabei eine KTM 690 Enduro mit 64 PS, 690 ccm und einem Gewicht von 145 Kilogramm. Mit dieser Maschine schaffte es Lutz Paff schon beim Jahreswechsel 2010/11, in Namibia in sieben Wochen 7.000 Kilometer zurückzulegen.

Bei der Breslau-Rallye kamen die Teilnehmer aus fast ganz Europa, darunter wagten sich auch Frauen auf die größte Amateur-Offroad-Rallye der Welt. Einige der Starter waren Semiprofis, gestählt zum Beispiel durch die Teilnahme an der berühmten Rallye „Paris-Dakar“: „Sowas schafft man nicht ohne Vorbereitung, man geht bis an die Grenzen“, erklärt Lutz Paff, der schon im Februar mit dem Training begann: Viermal Schwimmen in der Woche, plus Fitness-Training daheim auf dem Laufband sowie Krafttraining. Darüber hinaus wurde vier Wochen vor Rennbeginn auch die Ernährung umgestellt. Die Anfahrt zum Start südlich von Stettin in Polen erfolgte mit einem Wohnmobil samt Anhänger und Servicemann, der dafür sorgte, dass die Maschine vor jeder Etappe optimal gerüstet war.

Kaputte Kupplung kostete einen Tag plus Strafzeiten

„Zur Eingewöhnung waren es am ersten Tag nur 56 Kilometer“, blickt Lutz Paff zurück: Am zweiten Tag waren dann schon 190 Kilometer zu fahren. Von morgens 6.30 Uhr bis abends 22 Uhr ging es dabei, nur mit kleinen Pausen, fast nur stehend auf dem Motorrad über Stock und Stein, durch Wälder, auf Schotter, durch Schlamm, Morast, Moore, Flüsse und Wasserlöcher. Hinzu kam eine schwierige Navigation mit Rallye-Computer und GPS: „Man muss neidlos zugeben, manche waren in der Navigation so gut, dass sie teilweise 160 Stundenkilometer fahren konnten“, berichtet Lutz Paff, der froh war, mal 130 Stundenkilometer zu schaffen. Am dritten Rallye-Tag ereilte Paff das Pech: Fast alle Ersatzteile hatte er dabei, aber ausgerechnet die Kupplung gab ihren Geist auf und musste in Berlin neu besorgt werden. „Ich verlor einen ganzen Tag, bekam Strafpunkte und Strafzeiten“, erzählt der „Pechvogel“.

Bis ans Limit gegangen: „Man muss beißen!“

Dazu gesellte sich auch phasenweise starker Regen, aus 35 Zentimetern Wassertiefe wurden so 110 Zentimeter – „da konnte keiner mit Vollgas durch“. So kam es dann auch, dass man gemeinsam die 145 Kilogramm Maschine mit einem Baumstamm durch den Fluss trug, oder an anderer Stelle das im Schlamm steckende Motorrad gemeinsam rauszog. Als „sensationell“ bezeichnet Lutz Paff die vielen Zuschauer am Streckenrand, die mitunter auch mit anpackten. Aber auch unter den Teams und Fahrern war ein großer Zusammenhalt, „trotzdem, man muss beißen“ – er habe oftmals bis an sein Limit gehen müssen, berichtet der Cronenberger.

Lohn der Plackerei war es, nach 1.500 Kilometern das Ziel bei Leipzig zu sehen, das Lutz Paff als 42ster erreichte: „Ich hätte unter die ersten 30 kommen können, wäre die Kupplung nicht ausgefallen“, ist Paff überzeugt. Aber auch so fällt Lutz Paffs Fazit rundum positiv aus: Organisation sehr gut, Essen sensationell, viele tolle, neue Erfahrungen, ursprüngliche Natur – mit neuer, leichterer Maschine will der Küllenhahner die „Adventure Rallye“ vielleicht nächstes Jahr erneut in Angriff nehmen.