08.09.2012, 13.39 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Hightech contra Raser: „L 74-Jäger“ und mehr beim Polizei-Tag
Nur mit Jeans, Turnschuhen und Sweatshirt rast ein Motorradfahrer mit 162 Stundenkilometern über die L 74 – bei erlaubtem Tempo 70. Für die Polizei nicht unbedingt außergewöhnlich, um solche Tempo-Sünder zur Räson zu bringen, setzen die Ordnungshüter im Städtedreieck bereits seit 2008 auf „High Tech“: ein „ProViDa“-Krad. Mit dem sogenannten „Proof Video Data System“ ausgerüstet, kann dieses Motorrad Vergehen digital aufnehmen und speichern – Ausreden und Widersprüche der Täter ausgeschlossen.
Oliver Mohrhenn ist einer der vier Fahrer, die mit dem „ProViDa“-Motorrad im Städtedreieck unterwegs sind. Die aktuell genutzte BMW R1200RT kostet nach Umbau rund 45.000 Euro. Sie leistet 110 PS und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 223 Stundenkilometern – die die Fahrer in einigen Fällen auch schon gebraucht haben. Zur Bedienung der BMW war eine zweiwöchige Sonderschulung mit den Schwerpunkten Fahrfähigkeiten und Video-Aufnahmetechnik notwendig; kaum ein Fahrtag vergeht für Oliver Mohrhenn ohne Einsatz: „Es werden sehr viele Verkehrsverstöße begangen, vor allem Geschwindigkeitsüberschreitung und Drängelei“, berichtete der Polizeioberkommissar bei einem Ortstermin mit dem „Raser-Jäger“ auf L 74-Rastplatz Burgholz am gestrigen Freitag, 7. September 2012.
Die versammelten Pressevertreter erfuhren hier, dass das „ProViDa“-Projekt primär für besonders schwerwiegende Tempo-Verstöße gedacht ist, bei denen 30 Kilometer und mehr über den Limits gerast wird. Sobald ein ProViDa-Fahrer vermutet, dass ein Fahrzeugführer (egal, ob Kfz oder Motorrad) einen Verstoß begeht, wird die Videoanlage des Motorrads eingeschaltet. Die Frontkamera erfasst die Eigengeschwindigkeit des „ProViDa“-Krads, sodass später am Computer eine genaue Datenauswertung (Geschwindigkeit, Abstand) der gefilmten Fahrzeuge erfolgen kann.
Meist werden die Täter aber schon am „Tatort“ selbst gestellt, ein Display in einem der Motorradkoffer zeigt den Betroffenen ihre Verstöße. „Die Leute sind oft überrascht wenn sie angehalten werden, die meisten sehen ihre Vergehen aber sofort ein“, berichtet Mohrhenn. Die Einsatzsaison geht noch bis etwa Ende Oktober; im letzten Jahr fuhr das Team in acht Monaten 127 Einsätze und filmte hunderte Verkehrssünder, von denen Dutzende Fahrverbote und Gerichtsverfahren akzeptieren mussten.
Übrigens: Wer das „ProViDa“-Motorrad einmal hautnah erleben möchte, hat dazu am morgigen Sonntag, 9. September 2012, die Möglichkeit: Die Polizei Wuppertal feiert ihren Tag der offenen Tür im Polizeipräsidium an der Friedrich-Engels-Allee 228 und auf dem gegenüberliegenden Supermarktparkplatz und stellt dabei auch den PS-starken „Raser-Jäger“ vor. Im Rahmen des Fest-Wochenendes rund um die Friedrich-Engels- Allee gibt es im Präsidium selbst unter anderem Wachführungen sowie Einblicke in das Polizeigewahrsam und die Kriminaltechnik. Ebenfalls werden historische Uniformen und Filme gezeigt.
Auf dem Supermarkt-Parkplatz gegenüber des Präsidiums werden unter anderem alte Fahrzeuge ausgestellt, es gibt eine Kindersitz-Beratung, ein Spielmobil, einen Überschlagssimulator, Vorführungen der Diensthundestaffel, Infos von den Seniorensicherheitsberatern sowie Einblicke in die Verkehrskontrollen mit Laser, Radar und eben dem ProViDa-Krad. Alle Führungen und Vorführungen sind kostenlos. Natürlich ist auch fürs leibliche Wohl gesorgt!