14.11.2012, 12.10 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Horst Danzeglocke: „Der Beckenrand ist die beste Therapie“

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Schwimmtrainer Horst Danzeglocke mit zwei seiner erfolgreichen Nachwuchsschwimmer, Jan Rauhaus (mi.) und Daniel Adamicki (re.).

Er ist zurück am Beckenrand, Horst Danzeglocke ist wieder da! Zwar kann er noch nicht ganz so wie zuvor, zwar hat er 13 Kilo abgenommen, zwar will er (noch) etwas kürzer treten – dass der Schwimmtrainer weniger als drei Monate nach seinem schweren Schlaganfall (die CW berichtete) wieder im Schwimmsport-Leistungszentrum beziehungsweise im Freibad Neuenhof seine Schützlinge betreut, ist aber erstaunlich genug. Zumal Horst Danzeglocke über den schweren Schicksalsschlag, der ihn die Teilnahme als Jugendleiter und Trainer an den Paralympics in London kostete, so munter plaudert wie man ihn kennt – zumindest „mit dem Mundwerk“ ist der Schwimmpädagoge der Alte.

Und doch: Im Gespräch mit der CW ist unverkennbar, das nichts mehr so ist wie früher. Als er von dem Schlaganfall erzählt und wie ihn die Ärzte in den verschiedensten Krankenhäusern wieder „hingekriegt“ haben, stellen sich bei Horst Danzeglocke immer wieder feuchte Augen ein: „Ich habe viel Glück gehabt – die Ärzte in Gelsenkirchen, Essen und Wuppertal haben alles für mich getan“, zeigt sich Danzeglocke dankbar: „Ich war ja mehr tot als lebendig.“ Berührt hat den 60-Jährigen auch die riesige Anteilnahme an seinem Schicksal: Unzählige Briefe, Telefonate, Mails und SMS erhielt Danzeglocke im Krankenhaus und in der folgenden Reha, die Besucher gaben sich fast die Klinke in die Hand. Auch Tanja Gröpper, die in London Bronze holte („Da habe ich geheult wie ein Schlosshund“), schaute nach der Paralympics-Rückkehr im Krankenhaus vorbei, natürlich mit ihrer Medaille – „das war schon alles Wahnsinn“, freut sich Horst Danzeglocke über den Zuspruch.

„Schön, dass du wieder da bist, Hotte!“

Ob im Freibad Neuenhof oder im Schwimmsport-Leistungszentrum, viele Hände muss Horst Danzeglocke auch am Beckenrand schütteln. Wie sich die Schwimmer der Nationalmannschaft herzlich über sein „Comeback“ freuten, als er die Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften der Behinderten im Remscheider Sportbad von der Tribüne aus verfolgte, rührt Horst Danzeglocke noch immer zu Tränen: „Jeder kommt und sagt: ‚Schön, dass du wieder da bist, Hotte!'“ Umso mehr tut das dem Schwimmtrainer gut, als er weitere gesundheitliche „Baustellen“, wie Horst Danzeglocke es ausdrückt, zu bewältigen hat: „Ich muss jetzt einfach mehr an mich denken und nicht meinen, ich wäre unentbehrlich“, sagt Danzeglocke nüchtern, ist aber dennoch glücklich, zurück am Beckenrand zu sein: „Das ist für mich eine ganz wichtige Therapie.“

Drei Nachwuchsschützlinge auf dem Sprung in die Nationalmannschaft

Zumal ihm seine Schützlinge sportlich viel Freude bereiten: Die Nachwuchsschwimmer Jan Rauhaus, Daniel Adamicki und Hannes Schürmann erzielten bei den Kurzbahn-Meisterschaften allesamt Top-Platzierungen: Daniel Adamicki (Klasse Jugend B) wurde deutscher Vizemeister über 50, 100 und 200 Meter Brust. Jan Rauhaus (Jugend C) verbesserte durchweg seine Zeiten um mehrere Sekunden, musste sich allerdings mehrfach um Hundertstel mit vierten Plätzen zufrieden geben. Danzeglocke-Schützling Hannes Schürmann (Jugend B) erwies sich als fleißiger Medaillensammler: Zweimal Gold, sechsmal Silber und einmal Bronze lautete seine Top-Bilanz.

Kein Wunder also, dass Jan Rauhaus und Daniel Adamicki Einladungen zu Lehrgängen der Jugend-Nationalmannschaft erhielten, während Hannes Schürmann bereits mit der Nationalmannschaft trainierte – solche Erfolge kann ihm kein Arzt verschreiben, aber sie tun Horst Danzeglocke gut…