05.12.2012, 13.56 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Apotheken-Streik: „Zwangsrabatt muss wieder runter!“
„Seit 2002 14 Prozent Inflation, 17 Prozent Tariflohnerhöhung, 2 x 10 Prozent Mieterhöhung, aber 0 Prozent Steigerung für die Apotheke!“, so skizziert der Apothekerverband Nordrhein e.V. die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in den vergangenen 10 Jahren. Mit der Kurzformel „Mehr Arbeit, mehr Beratung, aber weniger Lohn“, wollen sich die Apotheker bundesweit nicht länger abfinden. Vor dem Hintergrund, dass die Existenz vieler Apotheken massiv gefährdet sei, führten die Apotheker im Bezirk Nordrhein am heutigen 5. Dezember 2012 eine Protestaktion durch.
Von 10 bis 12 Uhr gingen in den Apotheken die Lichter aus, Kunden wurden nur mit einer „Notbesetzung“ bedient – auch in den drei Apotheken in der Cronenberger Ortsmitte sowie in der Hahnerberg-Apotheke konnte es durch den Warnstreik zu längeren Wartezeiten kommen. Die konnten die Kunden aber nutzen, um sich von den Apotheken-Mitarbeitern über die Hintergründe der Protest-Aktion informieren zu lassen und ihre Unterschrift unter einen Aufruf zu setzen: „Ja zu meiner Apotheke vor Ort!“
Apotheke „um die Ecke“ ist in Gefahr
Als konkreten Anlass für die Protestaktion benennt der Apothekerverband die „Blockadepolitik“ der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Bezug auf die Höhe des Zwangsrabattes, den die Apotheken pro Arzneimittel auf Rezept an die Krankenkassen abführen müssen. Aufgrund der damaligen Finanzschwäche der Krankenkassen sei der Zwangsrabatt durch den Bund befristet für die Jahre 2011 und 2012 von 1,75 Euro auf 2,05 Euro angehoben worden. Dass der Rabat 2013 wieder auf 1,75 Euro sinken müsse, davon wolle die GKV nun aber nichts wissen: „Diese Blockadepolitik ist inakzeptabel“, kritisiert der Apothekerverband, der drastische Sparkurs gefährde die wohnortnahe Versorgung durch die Apotheke „um die Ecke“!
Krankenversicherungen mit 22-Milliarden-Polster, Apotheken mit 200-Millionen-Belastung
Schließlich könne von einer Geldnot der Krankenkassen keine Rede mehr sein: Bereits im September 2012 wurde das aktuelle Finanzpolster der GKV auf rund 22 Milliarden Euro beziffert – die Krankenkassen schwämmen also in Geld, wollten das Apotheken-Sonderopfer aber fortführen. Das würde einer fortgesetzten Belastung der Apotheken von 200 Millionen Euro pro Jahr entsprechen; in Anbetracht der ohnehin unzureichenden Honorarsituation würde das die Existenz vieler weiterer Apotheken massiv gefährden. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein fordert Politik und Krankenkassen daher zum Handeln auf: „Nur wirtschaftlich stabile Apotheken können weiterhin ein flächendeckendes Netzwerk bilden.“ Die Apothekenzahl sei ohnehin im Sinkflug: Allein in NRW schließen in diesem Jahr 65 Apotheken, darunter immerhin acht in Wuppertal.