02.06.2013, 11.56 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Zum Tal: „Stadt zwingt mich in Schulden, die ich nicht will!“

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Der Bagger steht schon in Sichtweite des Hauses von Christel Morgner. Allerdings wegen des Bau eines Regenrückhaltebeckens - noch!

Mitte April berichtete die CW im Zusammenhang mit umstrittenen Kanalisations-Plänen der Stadt an der Rather Straße von einem weiteren „Brandherd” in Cronenberg: Auch unter Anwohnern der Straße „Zum Tal” gibt es „Anschluss-Ärger”, denn auch hier planen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) einen Regen- und Schmutzwasserkanal. Zusätzlich war hier geplant, die Straße „in einem Aufwasch” auch erstmals “ordentlich” herzustellen, sprich mit Bürgersteigen und Straßenbeleuchtung auszustatten. Das alles würde für die Grundstücksbesitzer summa summarum zu einem teuren Vergnügen: Nach CW-Infos kämen allein auf einen Eigentümer von mehreren Grundstücken in der Straße „Zum Tal” Gesamtkosten bis zu 85.000 Euro zu!

Zwar soll der endgültige Straßenausbau zumindest zwischenzeitlich auf dem Prüfstand stehen, um die Anwohner finanziell zu entlasten (die CW berichtete ebenfalls); für Christel Morgner wären die drohenden Kosten aber auch so kein Pappenstiel: In einem Schreiben wandte sich die Betroffene nun hilfesuchend direkt an Oberbürgermeister Peter Jung. Darin schildert sie dem Stadt-Chef in streckenweise sehr persönlichen Worten, dass die Kanal-Pläne die Anwohner der Straße „Zum Tal” „in große Sorge und Not versetzt” habe. Ihre aus Ostdeutschland geflüchteten Eltern hätten sich ihr Cronenberger Häuschen vom Munde abgespart und sie habe das Haus nach dem Tode der Eltern, Mitte der 1990er Jahre, gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Schwester bezogen.

„Die Anwohner bekommen etwas aufs Auge gedrückt, was keiner will.“

Auf etwa 50.000 Euro schätzt Christel Morgner die Kosten, welche ihr und ihrer Familie durch die Kanal-Pläne drohen: „Nun muss ich Ihnen gestehen, dass ich so viel Geld nicht in der Sparsocke habe”, schreibt Christel Morgner an OB Jung. Sie müsse also einen Kredit aufnehmen und sich verschuldern. Und das, obwohl ihr Elternhaus doch in vier Jahren abbezahlt wäre, „worauf ich sehr stolz bin”: „Ich lebe meinen Verhältnissen angepasst und werde jetzt durch die Stadt in Schulden gezwungen, die ich nicht will”, fehlt Christel Morgner das Verständnis für die Pläne von Stadt und Stadtwerken: „Die Anwohner bekommen etwas aufs Auge gedrückt, das keiner braucht und keiner will.”

Kein Verständnis hat Christel Morgner auch für die Haltung der Stadt: Auf einer Bürgerversammlung habe die Stadt Anwohner-Vorschläge wie eine Sammelpumpe oder eine Bergab-Kanalisation ins Morsbachtal als zu teuer „abgeschmettert” – „ob aber wir die Mittel dafür haben, danach wurde nicht gefragt”; vor allem älteren Anwohnern werde eine Kreditaufnahme womöglich schwer fallen. Aber auch Christel Morgner und ihre Familie haben auch ohne die Ausbau-Pläne in ihrer Straße schon Sorgen genug: Sie selbst leidet an Multipler Sklerose, teilt sie OB Jung in ihrem Schreiben mit, ihre Schwester sei an Krebs erkrankt – „ich bitte sie inständig, sich dieses Vorhaben noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen”, appelliert sie daher abschließend in ihrem OB-Schreiben.

OB macht wenig Hoffnungen auf Änderung der Kanalbau-Pläne

Bereits drei Tage nach dem Schreiben unter der Überschrift „Bürger in Not” flatterte Christel Morgner eine Antwort von Peter Jung ins Haus: Darin merkt Peter Jung an, dass er mit den Kanal-Plänen vertraut sei, da sich bereits andere Anwohner an ihn gewandt hätten. Zugleich macht Peter Jung aber wenig Hoffnung auf eine Lösung im Sinne von Christel Morgner: Eine Schmutzwasser-Entsorgung über Gruben sei rechtlich nicht mehr zulässig, die weitere Einleitung von Regenwasser in den Rheinbach durch die Bezirksregierung bereits untersagt und durch die fortschreitende Bebauung entlang der Kemmannstraße ein Anschluss an die Regenwasser- und Schmutzwasser-Kanalisation erforderlich.