27.02.2015, 16.33 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Spurensuche: Gedenken zum 70. Jahrestag des Burgholz-Massakers
Zum 70. Mal jährt sich das so genannte „Burgholz-Massaker“. Ende Februar/Anfang März 1945, also nur wenige Wochen vor der Befreiung Wuppertals durch amerikanische Truppen am 16. April 1945, richteten Mitglieder der Gestapo und Kripobeamte 30 russische Zwangsarbeiter auf dem damaligen Polizei-Schießplatz im Burgholz hin.
Die Erschossenen wurden zunächst in einem Massengrab im Wald an dem Schießplatz, der in der Nähe des Zimmerplatzes auf Küllenhahn lag, verscharrt. Im September 1945 wurden die 30 Leichen dann exhumiert. In einem Leichenzug, zu dem Anwohner auf Geheiß der Besatzungstruppen entlang der Straße Spalier stehen mussten, wurden die Ermordeten dann nach Cronenberg gebracht, wo sie auf dem Friedhof an der Schorfer Straße bestattet wurden – heute eine Gedenkstätte.
Zum 70. Jahrestag des Burgholz-Massakers führte Historiker Stephan Stracke vom Verein „Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e.V.“ ein Projekt mit Jugendlichen durch. Dazu machte der Historiker mit Projekt-Teilnehmern auch eine Exkursion an den Tatort im Burgholz. Ziel war es dabei, den Standort des Massengrabes zu finden, um dort Gedenk-Tafeln aufzustellen. Im Wald direkt neben dem ehemaligen Schießplatz-Gelände stellte sich nach Worten von Stephan Stracke heraus, dass sich in der Nähe des einstigen Massengrabes weitere ähnliche Gruben befinden.
Anzeige erstattet: Weitere Erschießungen im Burgholz?
Gibt es in der Nähe des früheren Polizei-Schießplatzes also womöglich noch nicht entdeckte Massengräber? Wurden im Burgholz vielleicht mehr Menschen ermordet als bislang bekannt? Für Stephan Stracke ist das vorstellbar. So habe es während der Nazi-Zeit in Wuppertal keine Gestapo-Hinrichtungsstätte gegeben, weiß Stracke. Zudem nähren Aufzeichnungen aus historischen Personalakten von Polizisten den schrecklichen Verdacht.
So sei in der Personalakte des Kriminalpolizisten Wilhelm Orber, dem Vater von „Spurensuche“-Mitglied Lieselotte Bathia, ein Gespräch dokumentiert, dass es Erschießungen von Russen gegeben habe und weitere geplant gewesen seien. Anfang Februar 1945 habe es zudem Ausschachtungsarbeiten für eine etwa zwölf Meter lange Grube gegeben, die zwei bis drei Wochen gedauert haben sollen – außergewöhnlich lange, findet man beim Verein „Spurensuche“. Andere Täterberichte weisen zudem darauf hin, dass nach Erschießungen die Grube mit einer Holzwand abgesteckt und nur auf einer Länge von sechs Metern zugeschaufelt worden sei.
„Burgholz-Massaker“: Nach sechs Jahren waren die Täter wieder frei
Der Verein „Spurensuche“ erstattete daher zwischenzeitlich bei der Sonderstaatsanwaltschaft für NS-Verbrechen in Dortmund Anzeige, um weitere Ermittlungen hinsichtlich weiterer Gruben im Burgholz anzustoßen. Übrigens: Die Täter des Massakers im Frühjahr 1945 wurden später von der britischen Militärjustiz in Hamburg im sogenannten „Burgholzcase“ verurteilt. Dabei wurden sechs Todesurteile verhängt, die meisten weiteren Angeklagten wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Todesurteile wurden jedoch nie vollstreckt und keiner der Täter war länger als sechs Jahre in Haft.
Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag
Anlässlich des 70. Jahrestages des Burgholz-Massakers organisieren das Regionalbüro Arbeit und Leben DGB/VHS Berg-Mark und der Verein „Spurensuche“ am morgigen Samstag, 28. Februar 2015, zwei Gedenk-Veranstaltungen. Um 15 Uhr lädt „Spurensuche“ zunächst zu einer besonderen Gedenkfeier ins Burgholz ein. Treffpunkt zu der Wanderung zu dem vergessenen Massengrab ist an der Bushaltestelle „Obere Rutenbeck“ in der Küllenhahner Straße.
Im Anschluss an die kurze Wanderung gibt es um 17 Uhr eine Gedenkfeier am Denkmal für die ermordeten Zwangsarbeiter auf dem Friedhof an der Schorfer Straße. Hier wird unter anderem Andrey Zaykov, Attaché des russischen Generalkonsulates in Bonn, sprechen. Über die weitere Gedenk-Arbeit zu der Gräueltat im Burgholz, die (wahrscheinlich) der einzige NS-Massenmord auf Wuppertaler Stadtgebiet war, soll dann nach der Gedenkfeier im „Café vom Cleff“ beraten werden.