03.03.2015, 20.20 Uhr   |   Marcus Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Kremendahl: Erinnerungen an ein „politisches Ausnahmetalent“

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Oberbürgermeister Peter Jung bei der Trauerfeier für seinen Amtsvorgänger Hans Kremendahl.

„Die Stadt Wuppertal hat einen ihrer Besten verloren“, erinnerte Wuppertals SPD-Chef Dietmar Bell am vergangenen Freitag, 27. Februar 2015, im Barmer Ratssaal an Hans Kremendahl. Dort fand die Trauerfeier der Stadt für den ehemaligen Oberbürgermeister statt, der am 10. Februar 2015 im Alter von 66 Jahren gestorben war. „Wir gedenken der vielen Begegnungen, der vielen großartigen Reden, die er gehalten hat“, zollte auch Kremendahls Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters, Peter Jung, vor über 200 geladenen Gästen, darunter auch die Familie des Verstorbenen, seinen Respekt. „Er ist dieser Stadt auch nach seiner Amtszeit ganz eng verbunden geblieben.“

Jede politische Karriere habe ihm nach seinem Studium in Berlin offen gestanden, er habe sich als Staatssekretär in der Senatsverwaltung im Jahre 1996 aber für Wuppertal entschieden, erinnerte Jung. „Er ist in seine Heimat zurückgekehrt und hat sich wieder mit Wuppertal identifiziert.“ Besonders sein Cronenberg habe ihm am Herzen gelegen – dort, wo er behütet aufgewachsen war und in ganz jungen Jahren eigentlich ein Leben als Landwirt anstrebte. „Beneidet habe ich ihn, dass er nach seiner Berliner Zeit das Cronenberger Platt noch so gut drauf hatte“, stellte OB Jung heraus. „Ich habe den Umgang mit ihm immer als vertraulich und fair empfunden, wir haben einen guten Freund verloren und jemanden, der sich um diese Stadt verdient gemacht hat.“

Korruptionsaffäre: Entschuldigung vom SPD-Chef für das Erlebte

„Seine Reden waren inhaltliche Meilensteine“, lobte auch Wuppertals SPD-Vorsitzender Dietmar Bell. Kremendahl sei stets davon überzeugt gewesen, dass Politik gestalten könne und müsse. „Auf ihn wurde gehört“ – er sei nicht zuletzt beim schweren Schwebebahn-Unglück des Jahres 1999 der richtige Mann am richtigen Ort gewesen, als er die Presse so weit zurechtgewiesen habe, dass seine Besuche bei den Verletzten im Krankenhaus eine „Privatsache“ gewesen seien. „Er fehlt uns und wird uns in Zukunft fehlen“, erklärte ein sichtlich bewegter Dietmar Bell hinsichtlich Kremendahls Ratschlägen. Der Sozialdemokrat entschuldigte sich bei dessen Witwe in seiner Rede im Namen der Partei auch für all das, was das damalige Stadtoberhaupt und seine Familie im Rahmen der Korruptionsaffäre hatte durchmachen müssen.

Einer, der all das „hautnah“ miterlebte, war Ernst-Andreas Ziegler. Der damalige Presseamtschef von Hans Kremendahl würdigte ihn als „grandiosen belesenen Intellektuellen“ und ein „politisches Ausnahmetalent“, der sich als OB um alles gekümmert habe – „auch wenn ihn jemand abends angerufen habe, dass die Mülltonne nicht geleert sei“. Der ehemalige Oberbürgermeister sei ein „Fels in der Brandung“ und nicht beratungsresistent gewesen, vielmehr „beratungssüchtig, aber nur hinter verschlossenen Türen“, plauderte Ziegler aus dem Nähkästchen. Kremendahl habe höchste moralische Vorstellungen gehabt und sei nach den – letztlich haltlosen – Korruptionsvorwürfen getroffen gewesen, weil er diesen nicht entsprochen habe. „Da bin ich mir sicher: Er ließ es laufen gegen seine eigene Überzeugung“, erklärte Ex-Presseamtschef Ernst-Andreas Ziegler. „In Wirklichkeit war er auch ein Seelchen und brauchte Pausen für sein eigenes Schneckenhaus.“