16.03.2015, 10.34 Uhr | Marcus Müller | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Rainer Schmidt: Dem „Phänomen Behinderung“ gewidmet
„Als rheinischer Pfarrer genieße ich eine gewisse poetische Freiheit“, stellte Rainer Schmidt direkt zu Beginn klar. Und diese bekam das darüber höchst erfreute Auditorium den ganzen Abend auch zu Gehör. Auf Einladung des Fördervereins „Freunde der Kirchenmusik und Jugendarbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg“ (FKJC) war der Theologe und Referent nämlich mit seinem aktuellen Kabarett-Programm „Däumchen drehen“ im Zentrum Emmaus zu Gast.
Anekdoten aus Schmidts Leben standen dabei im Mittelpunkt: Von seiner Geburt über seine Schul-„Karriere“ bis hin zur Teilnahme an sechs Paralympics im Tischtennis spannte der 50-Jährige einen großen Bogen. Und widmete sich dabei natürlich dem „Phänomen Behinderung“: Vermutlich wegen des Femur-Fibula-Ulna-Syndroms fehlen Schmidt beide Unterarme, nur am linken Oberarm sitzt ein kleiner Daumenansatz – der manchmal durchaus (auf lustige Art) „leiden” muss, wie einige Fotos belegten. Auch sein rechtes Bein ist verkürzt, hier trägt er eine Orthoprothese.
Offen und herzlich trat er dem Publikum im vollbesetzten Zentrum Emmaus gegenüber. Scherzte mit Jung und Alt, zeigte keine Berührungsängste. „Geben Sie mir mal die Hand“, forderte er die Besucher zwischendurch auf. Bevor diese sich Gedanken machen konnten, wie das geht, stürzte er schon auf das Publikum zu, streckte seinen Arm entgegen, sodass man intuitiv das Richtige tat. „Man sollte seine Verunsicherung zugeben“, gab Rainer Schmidt den Cronenbergern als Tipp für den Umgang mit Menschen mit Behinderung mit auf den Weg. „Zack, ham se heute Abend wat gelernt…“