19.05.2015, 19.50 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Kritik an Polizei: Stunden im Stau am gesperrten Burgholztunnel

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Am vergangenen Samstagabend, 16. Mai 2015, kam es gegen 18.45 Uhr zu einem Brandmelde-Alarm im Tunnel Burgholz (die CW berichtete kurz). Während sich die Meldung (zum Glück) schnell als Fehlalarm entpuppte, ging es mit den Folgen nicht so rasch: Weil die Leitzentrale des Landesbetriebs Straßenbau NRW die Vollsperrung des Tunnels nicht aufheben konnte, saßen Autofahrer im Stau vor den Tunnelportalen zum Teil stundenlang fest.

In Leserbriefen zu unserer Online-Meldung äußerten Betroffene vor allem Kritik am Verhalten der Polizei: Sie hätte die Zufahrten zum gesperrten Tunnel an beiden Portalen nicht gesperrt und auch nichts unternommen, um die Staus wieder abzuleiten. Die Leserbrief-Verfasser fühlten sich von den Ordnungshütern buchstäblich sitzen gelassen – in ihren Autos im Stau.

„Es wäre so einfach gewesen“: „Warum keine Wendemöglichkeit geschaffen?“

So schreibt Cengiz Özdemir, dass er mit seiner Familie etwa 1,5 Stunden lang fest saß: „Ich frage mich, warum es für solche Situationen keine Wendemöglichkeiten in die Gegenfahrbahn vor der Tunneleinfahrt gibt?“ Als „viel wichtiger“ bezeichnet es Cengiz Özdemir aber, wenn auf die Sperrung an den Zufahrten aufmerksam gemacht worden und somit keine weiteren Fahrer mehr in die Staus geraten wären. Daher die Bitte des Lesers an die Verantwortlichen: „Nicht lange warten bis es Tote oder Verletzte gibt, sondern sofort reagieren.“

Cornelia Engel war sogar 2,5 Stunden im Stau „gefangen“ – mit Kleinkindern. „Warum gab es nicht viel eher eine Wendemöglichkeit“, fragt auch sie sich und appelliert ebenso für die Zukunft, die Gegenfahrbahn zu öffnen, um die Möglichkeit zum Wenden zu geben: „Wir wären dann in zehn Minuten in Cronenberg gewesen“, kritisiert Cornelia Engel eine viel zu langsame Reaktion der Verantwortlichen: „Es wäre so einfach gewesen – soetwas sollte nicht passieren!“

„Dass Polizei oder Feuerwehr was regeln, war nicht zu erwarten…“

„Nur wer sich selbst hilft, kommt weiter“, lautet das Fazit von Martina Flick, nachdem sie am Samstagabend eine Stunde im Stau vor dem Burgholztunnel zubrachte. Von der Polizei sei weder etwas zu hören noch zu sehen gewesen, sodass man sich dann im Rückwärtsgang auf den Weg zur A 46 gemacht habe – „dass Feuerwehr oder Polizei den Verkehr regeln, war nicht zu erwarten!“ Die Selbsthilfe“, berichtet Martina Flick weiter, habe „einwandfrei funktioniert“, es habe keine brenzligen Situationen gegeben: „Mit Warnblinkanlage und im funktionierenden Reißverschluss reihten wir uns alle in den fließenden Verkehr der Autobahn ein. Danke, an alle rückwärts fahrenden Autofahrer!“

Laut Markus Niesczery von der Pressestelle der für die L418 und den Burgholztzunnel zuständigen Autobahnpolizei Düsseldorf führte eine Verkettung unglücklicher Umstände zu dem Chaos rund um den Tunnel. So sei man erst eine Stunde nach der Sperrung unterrichtet worden, dass es sich dabei um einen Fehlalarm handelte. Eine Rückführung der wartenden Pkw an den beiden Portalen war laut Polizei-Sprecher Niesczery gefahrlos nicht möglich – auf der betreffenden Strecke hätten sich bereits mehrere Unfälle ereignet.

Polizei: „Nicht gedacht, dass die Freigabe so lange dauern würde…“

Und schließlich habe man ja auch damit gerechnet, dass der Tunnel minütlich wieder freigegeben werden würde. Dass der Landesbetrieb das erst gegen 21.20 Uhr schaffte, davon sei man selbst überrascht worden, so Markus Niesczery abschließend. Wobei: Bei der letzten Störung der Brandmeldeanlage vor rund einem halben Jahr (die CW berichtete), bekam die Tunnel-Leitzentrale in Duisburg den Fehler auch erst nach Stunden in den Griff.

Andreas Zenz vom Landesbetrieb Straßenbau NRW bedauert die lange Wartezeit. Gleichwohl verneint Zenz, dass es im Burgholz-Tunnel ein grundsätzliches technisches Problem mit der Wiederfreigabe gebe. Im Unterschied zu dem Vorfall im Oktober 2014 sei diesmal ein Bauteil defekt gewesen, das erst einmal ausgemacht werden musste. In einer hochkomplexen technischen Anlage wie dem Burgholztunnel sei das nicht gänzlich auszuschließen. Zumal der Tunnel, so Zenz, bald zehn Jahre alt sei: „Irgendwann werden wir hier planmäßig in die Erneuerung einsteigen müssen.“

Die Staus kontrolliert über die Überfahrten an den Portalen abzuleiten, bezeichnet der Tunnel-Experte des Landesbetriebs als nicht möglich. Diese seien Rettungsfahrzeugen vorbehalten und nicht, um Verkehrsströme umzulenken: „Es gibt keine echte Möglichkeit zum Drehen“, betont Andreas Zenz, „wenn auf einer Autobahn ein Unfall passiert, muss man leider auch warten“. Gleichwohl versprach Zenz, dass der Vorfall genau analysiert werde: „Das wird ein Einzelfall bleiben.“