14.06.2016, 10.05 Uhr | Matthias Müller | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
TiC-Theater: Der „JugendClub“ glänzt mit dramatischer Komödie
Sie war von Anfang an Opfer, „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ (Luisa Laubenstein). Der JugendClub des TiC-Theaters brachte das Stück von Withold Gombrowicz am 5. Juni 2016 auf die Bühne, Sabine Henke und Kathrin Bonke hatten im Vorfeld viel geleistet, sodass die 13 Jungdarsteller an der Borner Straße eine perfekte Erstaufführung hinlegten.
Wir befinden uns in der Zeit des Rokoko im fiktiven Königreich Burgund. Alle Darsteller sind weiß gekleidet, tragen weiße Perücken und haben weiß geschminkte Gesichter – man ist uniform und trägt es nach außen. Die Bühne ist minimalistisch mit wenigen weißen Möbeln ausgestattet, ansonsten ist alles schwarz – wie die Handlung. Thronfolger Prinz Philipp (Erik Müller) trifft Yvonne, sie trägt als einzige ein buntes Sommerkleid, ist „fast“ ungeschminkt, wirkt abstoßend, langweilig, schüchtern, apathisch, ängstlich, schwächlich und stumm.#
Der Prinz kann sie einerseits nicht ausstehen, fühlt sich aber dennoch von ihr angezogen. Er will sie ändern und macht sie doch zum Spielball des Hofes. „Ich werde sie lieben“, gesteht der Prinz seinen Eltern, dem König (Antonia Jörns) und der Königin (Tine Freyschmidt), und verlobt sich mit ihr. Das Spiel beginnt: Yvonne wird am Hof ein zersetzender Faktor: Ihre Defekte, ihre stumme Gegenwart und ihre Mängel rufen Schmutzigkeiten und Mobbing-Attacken hervor. Dann verliebt sich der Prinz in Isa (Ronja Dittongo) – Yvonne ist nun abgemeldet, auch wenn sich zunächst noch der schüchterne Innozenz (Fabio Mauroschad) für sie interessiert.
Der Prinz trachtet nun danach, seine Schmach, sprich sein Interesse für Yvonne, auszulöschen und sie zu erdolchen. Noch ist man am Hof entsetzt, doch auch die Königin und der König haben ihre Pläne mit der „Burgunderprinzessin“… Das tragische Drama, das Autor Withold Gombrowicz selbst als Komödie bezeichnet, lässt sich getrost in die heutige Zeit übertragen. Es ist ein Spiel, wie es Katzen mit einer Maus treiben – auch die Burgunderprinzessin hat nie wirklich eine Chance.
Das Publikum zeigte sich von der Spiel-Leistung des Schauspiel-Nachwuchses des TiC-Theaters zurecht begeistert: Es feierte die Darsteller jubelnd, denn neben wenig Dekoration gab es viel Text, der mit Bravour gemeistert wurde. Der TiC-JugendClub hat nicht nur gezeigt, was er kann, sondern sich auch eines Themas angenommen, das an Aktualität nichts verloren hat.
Wer das sehenswerte Stück erleben möchte, hat am 19. Juni 2016 (15.30 Uhr) sowie am Mittwoch, dem 22. Juni (20 Uhr), und am Samstag, 25. Juni (20 Uhr), noch dreimal im TiC-Theater Gelegenheit dazu. Infos und Karten gibt’s unter Telefon 0202 47 22 11 oder im Internet unter www.tic-theater.de.