31.03.2017, 12.10 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Nicht generalisieren“: Alfred Grosser am Fuhlrott-Gymnasium
Wie berichtet, feiert das Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) das 60-jährige Bestehen des ältesten deutsch-französischen Schüleraustausches mit dem Lycée Dupuy-de-Lôme in Lorient (Bretagne). Dazu kam auch ein ebenso prominenter wie bemerkenswerter Besucher ins Schulzentrum Süd: Mit dem 92 Jahre alten Publizisten, Soziologen und Politikwissenschaftler Alfred Grosser konnte CFG-Leiter Reinold Mertens einen jahrzehntelangen Streiter für die deutsch-französische Aussöhnung sowie die internationale Verständigung begrüßen.
Im vollen Pausenzentrum sprach Grosser auch vor den Französisch-Kursen anderer Wuppertaler Gymnasien ebenso zu Europa und der Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für den Kontinent wie zu aktuellen Geschehnissen in der Welt oder auch seinem persönlichen Lebensmut. Alfred Grosser zog seine Zuhörer dabei mit seiner sehr menschlichen und zugleich bescheidenen Ausstrahlung geradezu in den Bann: Sehr zugewandt lauschte der prominente Zeitzeuge den Fragen der Schüler.
Bei seinen Antworten ließ Grosser nicht nur seinen reichen persönlichen Erfahrungschatz einfließen und viel Humor aufblitzen, er offenbarte auch ein erstaunliches Wissen zur Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. „Wissen, wissen, wissen und lernen, lernen, lernen“, riet der 92-Jährige seinen jungen Gesprächspartnern: Das seien die Grundlagen für kluge Lebensentscheidungen. Auf die Frage, wie sie sich engagieren könnten, antwortete Alfred Grosser den Jugendlichen: „Helft den Geflüchteten, da ist Euer Engagement gut aufgehoben.“
Einen Vergleich zwischen deutschen und französischen Jugendlichen verbat sich Grosser: „Das ist wieder ein ,DIE’, das darf es nicht geben“, apellierte Grosser, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen und nicht zu generalisieren: „Das ,DIE’ grenzt aus.“ Geduldig-freundlich signierte der große Europäer, Weltbürger und Menschenfreund zum Abschluss seines Küllenhahn-Besuches sein neues Buch „Le Mensch“, nach dem seine Zuhörer in der Schulbibliothek in langen Schlange standen.