26.02.2018, 19.05 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Tier-Drama: Die „Messie-Hölle“ liegt am Rande Cronenbergs

Artikelfoto

Unbeschreibliche Bilder wie dieses boten sich in der völlig verwahrlosten „Pflegestation“ am Rande Cronenbergs. Foto: Tierschutzverein Düsseldorf

Von „Messie-Hölle“ wurde geschrieben, von unfassbar beziehungsweise unsagbar erbärmlichen Zuständen hieß es in überregionalen Pressemeldungen zu einem gravierenden Fall des sogenannten „Animal Hoarding“ (zwanghaftes Tierhorten), der vor wenigen Tagen in Wuppertal aufgedeckt wurde: 54 Hunde und drei Katzen wurden im Rahmen einer Tierschutz-Kontrolle durch das Bergische Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt (BVLA) aus zwei offenbar völlig zugemüllten Gebäuden gerettet.

Der Ort des Tier-Dramas liegt am Rande Cronenbergs: Durch eine Beschwerde bei einer Tierschutz-Organisation war das Veterinäramt offensichtlich auf das abseits gelegene altbergische Wohnhaus und ein ehemaliges Fabrikgebäude daneben aufmerksam geworden. Als die Kontrolleure die Räumlichkeiten betraten, bot sich ihnen buchstäblich ein Bild des Schreckens: Wie Fotos des Tierschutzvereins Düsseldorf zeigen, waren die Innenbereiche der Gebäude nicht nur total vermüllt und mit Gegenständen zugestellt, sondern auch vollkommen verkotet.

„Selbst hartgesottenen Mitarbeitern wurde es schlecht“

„Viele Hunde saßen in kleinen Transportboxen ohne Bewegungsspielraum. Viele Hunde saßen im Dunkeln. Viele Hunde waren offensichtlich erkrankt (Hauterkrankungen, verschiedene parasitäre Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, systemische Erkrankungen, Tumorerkrankungen, neurologische Erkrankungen etc.)“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Wuppertal –„selbst einigen hartgesottenen Mitarbeitern wurde es schlecht“, berichtet der Tierschutzverein Düsseldorf.

Helfer nach der Evakuierung der völlig verwahrlosten Cronenberger Hunde-„Pflegestation“. -Foto: Tierschutzverein Düsseldorf

Helfer nach der Evakuierung der völlig verwahrlosten Cronenberger Hunde-„Pflegestation“. -Foto: Tierschutzverein Düsseldorf

Allerdings: Zwar soll Wasser nur in schmutziger Form vorhanden gewesen sein, alle Hunde schienen aber gut genährt. Kein Wunder: Die Besitzerin und ihr Partner waren nämlich alles andere als Tierquäler. Im Gegenteil: Aus Tierliebe hatte das Cronenberger Paar immer mehr Tiere, die offenbar in Mazedonien aufgelesen worden waren, in ihrer Pflegestelle aufgenommen. Statt einem besseren Leben in Cronenberg kamen die am Ende 54 Hunde und drei Katzen aber vom Regen in die Traufe – die Tierschützer waren mit Haltung und Versorgung ihrer Schützlinge offenbar schlicht überfordert. „Sie haben den Überblick verloren“, berichtet Sabine Rische, Sprecherin der Stadt Solingen, gegenüber der CW.

Liebevolle Hände für aufgepäppelte Tiere gesucht

Während ein derartig extremer Fall von „Animal Hoarding“ dem Bergischen Veterinäramt bislang noch nicht untergekommen ist, zeigte sich Frank Gassmann weniger überrascht: „Das ist leider im Grunde nichts Außergewöhnliches“, berichtet der Düsseldorfer Tierheim-Leiter von Fällen, in denen 113 Pudel in einem Einfamilienhaus gehalten oder 140 Katzen aus einer 40-Quadratmeter-Wohnung herausgeholt wurden. Zum Zustand der Cronenberger Tiere hat Gassmann indes frohe Kunde: Zwar musste ein Hund zwischenzeitlich eingeschläfert werden, „alle anderen Tiere sind aber auf dem Weg, munterer zu werden“, so der Tierheim-Leiter zur CW. Die Düsseldorfer Einrichtung hat 26 der Tiere aufgenommen.

Tierschutzverein: Neue Halter gesucht

Sobald es den Hunden und Katzen wieder gut geht, sollen sie in liebevolle Hände vermittelt werden. Das Veterinäramt hat den schockierenden Fall derweil an die Staatsanwaltschaft übergeben, damit ein Tierhalte- und Betreuungsverbot für beide Tierhalter ausgesprochen wird. Frauchen und Herrchen, die einem der Tiere ein gutes Zuhause geben würden, können sich mit dem Tierheim Düsseldorf unter Telefon (02 11) 65 18 50 in Verbindung setzen. Mehr Infos unter www.tierheim-duesseldorf.de.