22.11.2018, 16.32 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

TiC-Theater: Tosender Applaus für „starkes Albee-Stück“

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Mit herausragenden Leistungen in dem Beziehungsdrama: André Klem, Chrisitian Minwegen, Beate Rüter und Yasemin Peken (v.l.). -Foto: Martin Mazur

Am 9. November 2018 feierte der amerikanische Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Premiere im TiC-Theater. Das Beziehungsdrama gilt als bekanntestes Werk des US-amerikanischen Autors Edward Albee und wurde Anfang der 1960er-Jahre am Broadway uraufgeführt. Sein Titel ist eine Anspielung auf das Kinderlied „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“.

Die Frage hier hätte eher lauten können: „Wer hat Angst vor Edward Albee?“ – diese Theaterkost in der TiC-Reihe „Starke Stücke“ ist alles andere als leichte Kost, weder für die Darsteller, noch für das Publikum. Geschichtsprofessor George (André Klem) und seine Frau Martha (Beate Rüter) sind seit 20 Jahren verheiratet. Sie kehren nachts von einer Feier heim. Martha eröffnet ihrem Mann, noch ein junges Paar eingeladen zu haben, und zwar den neuen Biologieprofessor Nick (Christian Minwegen), als Batman verkleidet, und seine Frau Putzi (Yasemin Peken), verkleidet als Minnie Mouse.

Marthas Vater, der Dekan der Universität, habe gemeint, es sei wichtig, sich gut mit ihnen zu verstehen. Aufgebracht darüber, dass seine Frau ihn vor vollendete Tatsachen stellt, zettelt George einen Streit mit ihr an. Martha und George sind kampferprobt, ihre Waffen sind Demütigungen, Sarkasmus, Provokation, vernichtender Witz und verletzender Intellekt, dazu auch dunkle Geheimnisse. Nick und Putzi sind zunächst nur Beobachter, geraten dann aber immer mehr in den Strudel der Auseinandersetzung. Brutalitäten, irre Ausbrüche, dramatische Situationen und ein zwei Stunden langer Alkohol-Exzess nehmen ihren Lauf und enden im Geständnis von George, einen Todesfall verursacht zu haben…

Stefanie Smailes mit Regie-Debüt

Stefanie Smailes, einst selbst zum TiC-Ensemble zählend und nach der Ausbildung an der renommierten Theaterakademie August Everding als Musicaldarstellerin, Schauspielerin und Sängerin auf den Bühnen quer durch die Republik zu Hause, gab mit dem „starken Stück Beziehung“ ihr Regie-Debüt. Smailes holt alles an Emotionen aus den vier Protagonisten heraus: Sie schreien sich fast die kompletten zwei Stunden an und kämpfen bis „aufs Messer“, was manche der Zuschauer zuweilen auch anwidert.

Die Kostüme von Mariola Kopczynski sind teils albern, die Bühne von Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig spartanisch: Ein paar Sitzgelegenheiten und sonst nur Flaschen und Gläser, eine komplett gelb-schwarz beschmierte Wand ohne Türen lässt keinen Raum zur Flucht – das ließ ahnen, was hier drohen würde. Darsteller, die gerade keinen Szenenauftritt hatten, verließen nicht die Bühne, sondern wurden „unsichtbar“, indem sie sich wie einst Schüler mit dem Gesicht zur Wand drehten – von A bis Z ein starkes (Beziehungs-)Stück, das wohl keinen der Zuschauer nicht aufwühlte.

Frenetischer Applaus für überragende Schauspiel-Leistungen

Der frenetische Applaus am Schluss galt dann vollkommen zurecht der überragenden Leistung aller vier Protagonisten: André Klem, Beate Rüter, Christian Minwegen und Yasemin Peken leisten geradezu Übermenschliches, Regisseurin Stefanie Smailes führt sie zu Aktionen und Emotionen, die man der legendären Lee-Strasberg-Schauspielschule nachsagt.

Wer diesen amerikanischen Klassiker sehen möchte, muss starke Nerven mitbringen und nicht allzu harmoniebedürftig sein – „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ reißt emotional absolut mit. Die nächsten Termine sind am heutigen 16. November sowie am 17. (20 Uhr) und am 25. November (19 Uhr). Karten gibt es unter www.tic-theater.de, im TiC-Büro an der Hauptstraße 3 oder unter der Telefonnummer (02 02) 47 22 11.