01.03.2021, 10.45 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Auch auf Südhöhe gewesen: Missbrauchsvorwurf gegen Ex-Kaplan
Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, dessen Handhabung seit Wochen das Erzbistum Köln schwer erschüttert, hat nun auch den katholischen Südhöhen-Pfarrverband erfasst: Ein sogenannter Ruhestandsgeistlicher, der in den 1990er-Jahren auch in den hiesigen katholischen Gemeinden tätig war, hat sich Mitte Februar das Leben genommen. Gegen den 62-Jährigen bestand der Verdacht des sexuellen Missbrauchs: In den 1990er-Jahren soll er sich an einem damals minderjährigen Jungen vergangen haben.
Der Geistliche war 1992/93 für 13 Monate in den katholischen Südhöhen-Gemeinden als Kaplan tätig. Später, so berichtet Pastoralreferent Markus Boos weiter, sei er dann als Pfarrer zunächst nach Solingen und dann in eine Gemeinde in der Nähe von Bonn gewechselt, wo er schließlich 13 Jahre lang als Pfarrer tätig war. Zuletzt wirkte der Ruhestandsgeistliche als Subsidiar in einem Seelsorgebereich des Erzbistums.
Ende Dezember 2020 war der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs beim Erzbistum angezeigt worden. Im Januar 2021 wurde dann die vorgeschriebene kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet, am 3. Februar der Fall an die Staatsanwaltschaft Bonn weitergeleitet. Das Erzbistum hatte den Geistlichen schließlich vier Tage vor seinem Suizid von seinen Aufgaben entbunden. Alle Pfarrer der Pfarrgemeinden, in denen der Ruhestandsgeistliche während seines priesterlichen Dienstes tätig gewesen ist, wurden über die Vorwürfe informiert.
Hinweise auf mögliche Übergriffe auf den Südhöhen gibt es nach Angaben von Pastoralreferent Markus Boos keinerlei: Da die Amtszeit fast 30 Jahre her sei und auch nur kurz war, habe auch kaum jemand in der Gemeinde den damaligen Kaplan noch in Erinnerung: „Ich habe am Wochenende mit vielen gesprochen – nur wenige erinnern sich noch an ihn“, berichtet Markus Boos. Zugleich betont der Pastoralreferent, dass es sich bei dem betreffenden Geistlichen W. nicht um Pfarrer Wallraf handele, der lange Jahre im heutigen Pfarrverband tätig war.
In einer Mitteilung unterstreicht das Erzbistum, dass „jeden Fall oder Verdacht von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt sehr ernst“ nehme. Auch wenn der beschuldigte Pfarrer zwischenzeitlich Suizid begangen habe, werde man den Fall „vollumfänglich aufklären“. Für mögliche weitere Betroffene oder auch Zeugen von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt stehen folgende Ansprechpartner im Erzbistum zur Verfügung:
Petra Dropmann
Telefon 015 25 282 57 03
petra.dropmann@erzbistum-koeln.de
Dr. Hans Werner Hein
Telefon 015 20 164 23 94
hans-werner.hein@erzbistum-koeln.de
Ebenfalls ist auch Pastoralreferent Markus Boos unter Telefon 01 78 488 97 74 zum Gespräch erreichbar.
Wer an Suizid denkt, sich um jemanden diesbezüglich sorgt oder auch einen Menschen durch Suizid verloren hat, kann sich jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Diese bietet Gespräche, Hilfstellung sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung von Notsituationen unter den Telefonnummern 0800 111 01 11 und 0800 111 02 22 sowie im Internet unter www.telefonseelsorge.de.