20.09.2021, 12.21 Uhr   |   Marcus Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Lebenshilfe: „Sonnborn-Quartier“ ist noch nicht gescheitert

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Auf dieser Brachfläche wird ein inklusives Projekt geplant. | Foto: Marcus Müller

Ein ambitioniertes und zukunftsweisendes Vorhaben plante die Lebenshilfe Wuppertal in den vergangenen vier Jahren: Auf einer Brachfläche an der Kirchhofstraße neben der Sonnborner Hauptkirche sollte ein alternatives Wohnprojekt entstehen. Das „Sonnborn-Quartier“ bietet dabei nicht nur Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen eine Wohnmöglichkeit, geplant waren unter anderem auch eine Kindertagesstätte sowie Gemeinderäumlichkeiten in den Bauten. Über neun Millionen Euro wollte der Bauherren-Verbund in die Hand nehmen, um das Quartier zu realisieren. Der Bauantrag stand kurz vor der Genehmigung, auf Landesebene wurde das Inklusionsprojekt bereits mehrfach ausgezeichnet.

Doch soll all das nun am Kaufvertrag scheitern? „Anfang April dieses Jahres waren die langwierigen Verhandlungen mit der Kirchengemeinde Sonnborn dem Landeskirchenamt Düsseldorf und der Grundstückwirtschaft der Stadt Wuppertal nach vierzehn Monaten abgeschlossen“, berichtet Lebenshilfe-Vorsitzender Peter Plenker, „das Notariat hatte die Vertragstexte der drei Grundstückskaufverträge und andere Vereinbarungen unterschriftsreif formuliert, die korrigierten Lagepläne waren zwischen den Projektleitern und Architekten abgestimmt und ein Beurkundungstermin festgelegt.“

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Zu den Unterschriften sollte es bislang nicht kommen: Wenige Tage vor dem gemeinsamen Termin änderte die Stadt den Vertrag noch einmal. „Auf Verlangen der Unteren Denkmalbehörde wurde der Hinweis ergänzt, dass es sich bei dem Grundstück um ein eingetragenes Bodendenkmal handelt“, erklärt Plenker. Tatsächlich gibt es Bodendenkmäler, die waren allerdings nicht in der Denkmal-Liste der Stadt zu finden. Die Lebenshilfe stoppte daraufhin die weiteren Planungen für das „Sonnborn-Quartier“.

„Seit Jahrzehnten ist die unbebaute Brache ein Schandfleck für Sonnborn, den wir mit erheblichem Aufwand zu neuem Leben erwecken wollten“, erklärt Peter Plenker. Laut dem Lebenshilfe-Vorsitzenden ist die Stadt nicht bereit, Planungssicherheit zu gewährleisten. „Auf die Antwort der verantwortlichen Abteilungen warten wir bisher leider ohne Ergebnis.“ Bei eventuellen Funden während der Bauarbeiten müssten diese nämlich gestoppt werden. „Die lange Planungs- und Genehmigungszeit plus die neue Hürde verursachen immer höhere Baukosten“, mahnt Plenker.

Stadt-Sprecher: „Es gibt aktuell noch Gespräche“

Laut Stadt-Sprecher Thomas Eiting sind die Pläne des „Sonnborn-Quartiers“ aber alles andere als vom Tisch: „Es gibt aktuell noch Gespräche“, heißt es von der Stadt, man rede noch miteinander. Unter anderem soll auch noch ein Bodenschnitt vom Grundstück gemacht werden, um festzustellen, ob dort noch etwas Denkmalrelevantes liegen könnte. Dafür eine geeignete Firma zu finden sei jedoch in der derzeitigen Situation schwierig, so Eiting.

Ob der Verzögerungen holte sich der Lebenshilfe-Vorstand bei der Mitgliederversammlung im August allerdings die Zustimmung, das Projekt bei weiteren Unwägbarkeiten beenden zu können – auch wenn bislang bereits rund 600.000 Euro investiert wurden. „Wir sind alle sehr traurig über diese Entwicklung, das war nicht nur auf dem Papier ein gutes Projekt“, betont Plenker. Nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind soll nun über den Fortgang entschieden werden.