24.09.2021, 11.23 Uhr | Martin Hagemeyer | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Startup Teens“: CFG-Jungunternehmer heute im Bundesfinale
Mit ihrem Ehrenamt-Tool „Volontoolo“ kämpfen Startupler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums heute um 10.000 Euro Preisgeld.
„Marktanalyse“, „Schlüsselpartner“ oder auch „Finanzplan“: Große Worte für ein Schülerprojekt? Eigentlich nur angemessen, geht es doch um eine Menge Geld: Satte 10.000 Euro winken dem Team vom Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) für den Fall, dass es beim Wettbewerb „STARTUP TEENS“ auf Platz 1 landet. Mit seinem Beitrag „Volontoolo“ steht es am heutigen Freitag im Bundesfinale.
Zweck des „Tools“, eines Software-Werkzeugs also, ist es, ehrenamtliche Tätigkeiten digital zu hinterlegen, um sie bei Bedarf dokumentieren zu können. Der Einfall kam bei einem Abiball: Im Gespräch mit einer Schülerin fiel CFG-Lehrerin Stefanie Grote auf, dass diese zwar viel unbezahltes Engagement leistete, das aber nicht auf dem Abschlusszeugnis auftauchte – anders als etwa Kenntnisse in den „MINT“-Fächern oder Fremdsprachen. Wo etwas fehlt, lässt sich’s ja ändern, dachten sich zehn SchülerInnen und ein Ehemaliger.
Neben Stefanie Grote begleitete von Lehrerseite Kollege Mathias Pfeiffer das Projekt. Auch einige Eltern förderten es, weil sie große Stücke auf solch ein Hilfsmittel hielten: Klar und zuverlässig würde es anzeigen, was ein Stellenbewerber schon so alles an Ehrenamt hinter sich hat.
Wie das geht, erklärt Lasse Dahlmann (16), der das Team zusammen mit Mitschülerin Thuy-Duong Nguyen beim heutigen Finale vertritt: „Die Kern-Zielgruppe sind Schüler von sieben Jahren bis zum Abitur“, sagt der 16-Jährige, der wie seine MitstreiterInnen selbst ehrenamtlich engagiert ist – bei ihm sind es Aktivitäten bei der Grünen Jugend sowie bei kirchlichen Gruppen. Durch ihr ganzes Schulleben also können Nutzer derlei Tun in dem „Tool“ speichern, damit es bei Bewerbungen kompakt greif- und belegbar ist. Verbunden mit einem kleinen Geldbetrag: Je einen Euro, so das Modell, würde jeder Nutzer in der ersten Klasse zahlen, zwei weitere Male in der 5. und 10. Klasse. Man ahnt es schon: Ein klarer Plan, der auch auf dem Weg ins Finale offenbar Eindruck machte.
Ein Vorteil gegenüber anderen Versuchen, Ehrenämter zu erfassen: Bei „Volontoolo“ wären es LehrerInnen oder eine Organisation, die Zertifikate ausstellen und so das Engagement belegen. Weitere Vorzüge wären demnach: Anders als oft bei Online-Formularen für Bewerber gibt es keine Maximalzahl für angefügte Zeugnisse – und keine zeitliche Begrenzung. Lasse: „Vielleicht war jemand in der achten Klasse in der Umwelt-AG… .“ Beim Start ins Berufsleben fällt so ein frühes „grünes Talent“ nun nicht „unter den Tisch“.
Durch Markt-Argumente Startgeld einheimsen, mit einem „Geschäftsmodell“ bei Jurys punkten: All das erinnert an TV-Formate wie „Die Höhle der Löwen“. Sicher auch, wenn Thuy-Duong und Lasse nun bei der Final-Präsentation (neudeutsch „Pitch“) vor geheim gehaltenen Startup-Experten das Konzept anpreisen (übrigens vom Schulraum aus – wegen Corona findet es nicht vor Ort in Berlin statt). Der Unterschied dazu: „Volontoolo“ hilft nicht nur Ehrenamtlern, es ist auch nicht profitorientiert. Der 10.000-Euro-Gewinn, sollte er heute an den Jung-Stilling-Weg gehen, würde dazu verwendet, einen „echten“ Prototyp des „Tools“ zu programmieren; einen Fachmann dafür hat man im Team.
Und in puncto Bezahlung denken die jungen EntwicklerInnen sogar noch weiter: Langfristiger Plan ist, den Nutzern auch den erwähnten Obolus von einigen Euro zu ersparen und von der öffentlichen Hand bezahlen zu lassen. Dafür müssten Lasse, Thuy-Duong und Co. „nur noch“ das Bildungsministerium zum „Fan“ ihrer Erfindung machen – was sie als Fernziel in der Tat schon jetzt im Blick haben. Nur keine falsche Bescheidenheit, mag man da ermuntern – Ehrgeiz und Ehrenamt passen wohl doch zusammen.