01.04.2022, 13.28 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Stadt Cronenberg statt Wuppertal? Formfehler von 1929 entdeckt
Update (2. April, 10.45 Uhr):
Bei unserem gestrigen Bericht zu dem Überraschungsfund Cronenberger Hobby-Historiker in Archiven handelte es sich natürlich um einen April-Scherz. Auch wenn mancher im Dorf sich das anders wünschte: Es fand sich kein historischer Formfehler rund um die Eingemeindung Cronenbergs von 1929. Die Zugehörigkeit zur Stadt Wuppertal steht also nicht zur Disposition – zumindest nicht insofern…!
Wuppertal wird daher nicht bald ohne Müllverbrennungsanlage dastehen, die Stadtwerke werden ihre Wasserstoffbusse auch weiterhin ohne „Cronenberg-Aufschlag“ auf Korzert betanken können, die Stadt muss keine Gewerbesteuer-Rückzahlungen an Dörper Unternehmen befürchten und auch die BUGA-Gegner können aufatmen: Am 29. Mai wird es – neben dem geplanten Bürgerentscheid für beziehungsweise gegen die BUGA 2031 in Wuppertal – keinen zweiten Entscheid zur Selbstständigkeit Cronenbergs geben. Das Pro und Kontra zur Hängebrücke & Co. wird also von daher nicht zu einer Hängepartie…!
Wir danken Wolfgang Molkenthin für seine Anregung zu dem April-Scherz: Die immer wieder neuen Enttäuschungen aus dem Rathaus Barmen (siehe Erstbericht) ließen das engagierte Mitglied des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV) und der Patenschaft Kaltenbachtal auf die Idee zu dem vermeintlichen Sensationsfund kommen. Insofern handelte es sich dabei um einen April-Scherz, aus dem schon „die Wahrheit pfiff“. Nicht wenige Dörper sind vom Stadt-Handeln nachhaltig frustriert und wünschen sich nach dem Motto „Cronenberg statt Wuppertal“, dass das Dorf nie seine Selbstständigkeit verloren hätte.
So weit würden Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) und ihre Stellvertreterin Regina Rorth (Grüne) zwar nicht gehen. Aber „wir fühlen uns als Stadtteil schon ungeliebt von der Stadt“, unterstrich Vize-Bürgermeisterin Orth, dass sie Cronenberger Interessen im Rathaus Barmen alles andere als bedingungslos unterstützt sieht.
Natürlich geht unserer abschließender Dank fürs „Mitspielen“ auch an Miriam Scherff und Regina Orth. Zudem hoffen wir, dass der April-Scherz 2022 bei den (Cronenberger) CW-Lesern nicht allzu starke Hoffnungen geweckt und somit für letztlich umso größere Enttäuschungen gesorgt hat…!
Erstnachricht:
Ob die seit Jahren schleppende Umsetzung der Ortsmitte-Umgestaltung oder auch des Neubaus des Löschhauses Cronenberg, ob die fehlende Perspektive für die Schule Berghauser Straße und nicht zuletzt das jüngste Stadt-Vorhaben zur Schließung des Bürgerbüros Cronenberg und, und, und… – „wir fühlen uns von der Stadt nicht geliebt“, stellen Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) und ihre Stellvertreterin Regina Orth (Grüne) fest. Dennoch knallten gestern die Sektkorken in Cronenberg, denn die Cronenberg-Spitze hatte aus dem NRW-Innenministerium die Bestätigung erhalten: „Bei der kommunalen Neugliederung im Jahre 1929 sind die durch den Rheinischen Provinziallandtag am 23. Oktober 1856 verliehenen Stadtrechte für die Stadtgemeinde Cronenberg urkundlich nicht aufgelöst worden.“ Damit könnte Cronenberg seine Selbstständigkeit zurückgewinnen!
Historisch interessierte Mitglieder des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV), des Fördervereins Manuelskotten sowie der Bezirksvertretung (BV) hatten den Formfehler entdeckt, als sie in Archiven die Geschichte der „Bürgermeisterei Kronenberg“ durchforsteten. In einer vertraulichen Anfrage hatten sich Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff und ihre Stellvertreterin Regina Orth dann zunächst an das Justizministerium in Düsseldorf gewandt, abschließend wurde der vermeintliche Formfehler bei der Eingemeindung von 1929 auch von dem für Gemeindeordnungsfragen zuständigen NRW-Innenministerium abgeklopft – und nun bestätigt.
Selbstständigkeit: Wohl zunächst Bürgerentscheid nötig
Geleert werden können die Sektflaschen aber noch nicht, denn: Dass sich Cronenberg von der Stadt Wuppertal lösen kann, ist laut Innenministerium nicht zwingend. Vielmehr setzt Düsseldorf auf einen Bürgerentscheid. Bereits am heutigen 1. April trifft sich die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg daher nicht-öffentlich zu einer Sondersitzung, um einen Termin für diesen Bürgerentscheid zu beraten. Im Gespräch ist der 29. Mai, für den bereits der Entscheid zur BUGA 2031 anberaumt ist – würde gleichzeitig auch der Cronenberg-Entscheid durchgeführt, könnten Kosten gespart werden.
Bürgerentscheid: BUGA-Gegner befürchten Verwechslung
Allerdings hat die Initiative „BUGA – SO NICHT“ schon Bedenken angemeldet: Cronenberger BUGA-Gegner befürchten, die Wähler könnten die Entscheide durcheinanderbringen und womöglich für die BUGA, aber gegen eine Cronenberger Ausgemeindung abstimmen. Die Stadt wollte sich auf CW-Nachfrage zu den Neuigkeiten aus Düsseldorf nicht äußern. Der interne Klärungsbedarf sei noch zu groß.
„Dann sind wir die Querulanten endlich los“
Ein hoher Stadt-Vertreter, so hieß es aber hinter vorgehaltener Hand aus dem Rathaus in Barmen, soll in einer eilends anberaumten Sitzung des Krisenstabes, der neben Corona und den Folgen des Ukraine-Krieges nun auch die Cronenberg-Krise übernommen hat, gesagt haben: „Dann sind wir die Querulanten von den Südhöhen endlich los.“ Diese Hoffnung könnte allerdings zum Bumerang werden, denn die Folgen der Abspaltung Cronenbergs könnten für die „Rest-Stadt“ Wuppertal immens sein. Und zwar nicht nur, weil Cronenberger Unternehmen rückwirkend Gewerbesteuer-Rückzahlungen zu erwarten hätten.
MVA, Wasserstoff, SSLZ & Co: Abspaltung könnte teuer werden
Teuer zu stehen könnte dem „Wuppertal-Rest“ auch kommen, dass das Müllheizkraftwerk auf Cronenberger Gebiet gelegen ist. Zwar gehört die MVA der städtischen Tochter AWG, die müsste jedoch zukünftig Gewerbesteuer auch an Cronenberg entrichten. Ein ähnliches Szenario könnte für die Wasserstoff-Tankanlage auf Korzert eintreten: Dass die Wuppertaler Stadtwerke hier weiter ihre Wasserstoff-Busse betanken dürfen, wird sich Cronenberg sicherlich ebenso entgelten lassen, ganz zu schweigen von wahrscheinlich geringeren Zuweisungen des Landes für die dann geschrumpfte Stadt…
„Cronenberg hat eine gut florierende Industrie und solide Handwerksbetriebe, somit ist der Haushalt durch die dann im Ort verbleibenden Steuergelder gesichert“, zeigt sich Wolfgang Molkenthin insofern überzeugt, dass die mögliche Wiedererlangung der Selbstständigkeit Bestand haben würde: „Endlich könnte dann die Instandsetzung der vielen maroden Straßen und die bisher immer wieder verschobene Ortskernplanung in Angriff genommen werden“, so das Mitglied des CHBV und des Fördervereins Manuelskotten, der die Sensation mit in den Archiven „ausgrub“.
Großes Interesse in Ronsdorf und Langerfeld-Beyenburg
Bürgermeisterin Scherff und Stellvertreterin Orth haben zwischenzeitlich ihre Bezirksbürgermeister-Kollegen über die Entdeckung des historischen Formfehlers von 1929 informiert. Nicht nur bei den Südhöhen-Nachbarn in Ronsdorf sei die Nachricht auf großes Interesse gestoßen: „Auch im Stadtbezirk Langerfeld-Beyenburg wird die Geschichte der Eingemeindung nun eventuell neu aufgerollt“, berichtet Vize-Bürgermeisterin Regina Orth.