21.02.2024, 09.47 Uhr | Martin Hagemeyer | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
David Grashoff: Tagsüber Feinkost – abends (deftig-)feiner Spaß…!
„Dinge, die man einer Frau beim Sex nicht sagen sollte“, hieß noch zu Stefan Raabs Zeiten eine Nummer bei „TV total“. Es trat auf: David Grashoff. Der Cronenberger war jahrelang erfolgreicher Poetry-Slammer, seit 2015 macht er nun Stand Up-Comedy. Beim Poetry Slam tragen Autoren eigene Texte vor Publikum vor, das dann per Abstimmung einen Sieger kürt. In Wuppertal hat Grashoff über Jahre auch einen eigenen Slam moderiert: in der Südstädter „börse“, zusammen mit dem inzwischen verstorbenen André Wiesler.
Übrigens hat Grashoff einen „normalen“ Beruf, in der Logistik eines Feinkosthandels; als er im Slam startete, war er Spediteur. In der überregionalen Slam-Welt hat es Grashoff bis zur National-Meisterschaft in Hamburg 2011 gebracht. Seit dem Wechsel ins Comedy-Fach war er im TV außer bei Stefan Raab etwa auch beim „Quatsch Comedy Club“ zu erleben. War nicht der erste Auftritt vor Fernsehkameras ein „großes Ding“, verglichen mit Slams? „Zuvor war ich aufgeregt, ja“, meint er im CW-Gespräch: „Aber eigentlich war der Unterschied gar nicht so groß.“
„Mir ist ganz lieb, wenn ich in Cronenberg nicht erkannt werde…“
Als „direkt und authentisch“ beschreibt Grashoff selbst seinen Stil; wer seine Texte kennt, könnte „frech“ sagen, auch „derb“ oder „unter der Gürtellinie“. Als Gegenüber wirkt der Bühnen-Rabauke freundlich und zugewandt. Dazu passt, dass Grashoff im Dorf nicht den Star markiert – und hier auch nicht arg präsent ist. Dabei lebt der Familienvater hier seit Jahren mit Frau und Nachwuchs; seine Gattin Daniela engagiert sich im Kinder- und Jugendhaus. Einmal ist Grashoff in Christoph Kuberkas „QB’s Musikcafé“ aufgetreten, bevor es umzog, aber ein lokaler Star hier oben ist er sicher nicht: „Mir ist ganz lieb, wenn ich nicht erkannt werde“, meint er, auch wenn es durchaus vorkomme.
Was auch in der Comedy für den Erfolg wichtig ist, da hat der Cronenberger keinen Zweifel: „Man braucht Talent. Man braucht eine Attitüde. Aber es ist auch ein Handwerk.“ Beim Treffen in einem Dörper Café gibt er spontan ein Beispiel: „Eben habe ich hier einen Wortwechsel von Eltern mit Kindern erlebt“, sagt er und fährt fort: „Ein Text könnte jetzt im ersten Schritt davon handeln, wie süß doch Kinder sind. Im zweiten dann dagegenhalten: Sie können ganz schön nerven.“ Bei beidem könne man sicher sein: Das kommt den Zuhörern bekannt vor.
„Nicht mehr sein Ding“: Absetzbewegung von der Slam-Szene
Solch ein erprobter Aufbau macht es zumindest wahrscheinlicher, dass ein Beitrag beim Publikum ankommt. Beim Slam vielleicht am klarsten, wo an dessen Gunst der Sieg hängt – aber „funktionieren“ (das Wort fällt mehrmals) sollen Texte für Grashoff auch bei Comedy: „Der Zuschauer hat ja eine Erwartungshaltung.“ Sprich: Man kommt, weil man gute Unterhaltung sucht. Zu typischen Grashoff-Gags gibt es genug Beispiele auf Youtube, nicht alle sind so recht zitabel… Mit seinem speziellen Humor hat es auch zu tun, dass Grashoff der Slam-Szene fast den Rücken gekehrt hat. Heute sind diese Wettbewerbe oft ziemlich politisch: Menschen nutzen sie als Forum für Botschaften (vor einer Weile machte etwa eine Pflegerin per Slam auf Missstände aufmerksam…).
„Manches könnte man heute nicht mehr machen…“
Grashoff findet das nicht schlecht und ist Profi genug, solche Entwicklungen gelassen zu sehen – „sein Ding“ sind sie aber nicht. Auch empfindlicher scheint man dort geworden zu sein; pragmatisch urteilt der Dörper über manche seiner früheren Texte: „Das könnte ich heute nicht mehr machen.“ Dabei hatte Grashoff schon als Slammer stets auch weiche Seiten. Schon sein alter Text „Nerdmädchen“ hat aufgezählt, was er alles für eine Frau tun würde, die seine Hobbys teilt: „Ich würde durch die Zeit reisen und mit der Digitalkamera den echten Untergang der Titanic filmen. Ich würde mir ihren Namen am offenen Herzen tätowieren lassen.“
Nächste Gelegenheiten, David Grashoff in der Nähe live zu erleben, sind am 6. März beim „Comedy Punch Club“ im Walder Stadtsaal in Solingen-Wald oder auch am 26. April bei der Jubiläumsgala zum 50-jährigen Bestehen der „börse“ Wuppertal. Mehr zu dem Cronenberger Comedian sowie seine Auftrittstermine sind online via www.david-grashoff.de abrufbar.