07.08.2024, 18.19 Uhr   |   Marion Heidenreich   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Gelpetal: Ein Wasserrad „klappert“ nun wieder am Käshammer

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Nun wieder mit Wasserrad: Der historische „Käshammer“ im Gelpe-Saalbachtal. | Foto: Marion Heidenreich

Die Nutzung von Wasserkraft durch Wasserräder ist seit 5.000 Jahren belegt. Sie wurden zum Schöpfen von Wasser, zur Feldbewässerung, in Mühlen, Sägewerken, Schmieden und seit der Industriellen Revolution auch zum Maschinenantrieb eingesetzt. So gab es auch entlang des Gelpe- und Saalbaches eine Vielzahl von Schleifkotten und Hammerwerken zur Metallbearbeitung. Eine der früheren Produktionsstätten in dem industriehistorisch bedeutsamen Bachtal erhielt jetzt ihr Wasserrad zurück: Am umfangreich restaurierten „Käshammer“ „klappert“ es wieder. Die Geschichte der alten Produktionsstätte wollte der heutige Eigentümer Lothar Stücker mit der Installation eines neuen Wasserrades wieder in Erinnerung rufen. Dabei ging es Stücker zunächst nur um das Erscheinungsbild – schließlich waren am „Käshammer“ zu Schmiedehammer-Zeiten sogar drei oberschlächtige Wasserräder in Betrieb.

Erstmals urkundlich 1607 erwähnt, diente der „Käshammer“ zunächst als Knochenmühle, ab 1829 als Raffinierschmiede und ab 1896 dann als Seidenweberei. Ebenso wie die Nutzung änderte sich auch der Name im Laufe der Jahrhunderte, erst seit 1824 ist das Gelpetal-Kleinod als „Käshammer“ bekannt – wegen des dort verkauften landwirtschaftlichen Nebenproduktes „Klatschkäs“. Als zusätzliche Einnahmequelle wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert auch das bis 2005 betriebene Ausflugslokal im Verwaltungsgebäude gegenüber eröffnet. Denn auch der aufgestaute „Hammerteich“ konnte die benötigte Wassermenge zum Antrieb der Maschinen in den Sommermonaten nicht gewährleisten – versprach dagegen aber Badefreuden und Sommerfrische für Ausflügler.

Die Uni „klapperte“ mit Begeisterung mit

Dass mit der Installation des neuen Wasserrades nun auch Strom erzeugt wird, das hatte Eigentümer Lothar Stücker zunächst gar nicht im Sinn: „An Energiegewinnung hatte ich dabei gar nicht gedacht,“ verrät Stücker: „Die Idee dazu kam von der Stadt.“ Das stieß auch bei Peter Gust, Professor am Maschinenbau-Lehrstuhl der Bergischen Universität, auf Begeisterung. Im Rahmen eines von Gust betreuten Ingenieursprojektes berechnete Niklas Alteköster zunächst Maße und mögliche Leistungserzeugung des Wasserrades. Dabei berücksichtigte der Student auch die Unterschiede zwischen einem Wasserrad aus Holz und Blech in der Kilowattstunden-Jahresleistung sowie den Instandhaltungsbedarf, bei dem das Blechwasserrad zwar klar im Vorteil war: „Für ein hölzernes Wasserrad spricht die Wiederherstellung des historischen Standorts am Käshammer.“ Auch optisch, so urteilt Niklas Alteköster, passt ein Holz-Wasserrad besser zum Gebäudestil. 

Größtes Wasserrad in Puerto Rico

Letztlich entschied sich „Käshammer“-Herr Stücker für eine Kombination aus beiden Materialien bei seinem Wasserrad. Gebaut hat es Martin Impler, der Lothar Stücker vom Förderverein Manuelskotten empfohlen wurde. Mehr als 100 Wasserräder hat der bayerische Schreiner bisher zur denkmalgeschützten Sanierung und regenerativen Energieerzeugung gebaut. Das derzeit größte Impler-Wasserrad misst acht Meter im Durchmesser und dient in Puerto Rico als Freizeitpark-Attraktion. Neben dem Wasserrad liegt auch der Bau der Stromerzeugungsanlage in Martin Implers Händen, die Ende August am Käshammer vollständig fertig sein wird. Lob gab es von Lothar Stücker für die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Denkmalschutzbehörde – aus der zuvor rauschenden Wasser-Rinne am restaurierten Hammerwerk ist bereits ein idyllisches Wasserrad-Klappern zu vernehmen…

Energie durch Wasserrad

Das neue Wasserrad, so schätzt Martin Impler, wird eine Jahresleistung von rund 16.000 kwh erzeugen – das entspricht dem Jahresbedarf eines Einfamilienhauses. Besonders in trockenen Sommermonaten und wegen tagesbedingter Schwankungen im Wasserdurchfluss wird der Käshammer damit allerdings nicht völlig autark sein. Zusätzlich zum Wasserrad plant Lothar Stücker übrigens eine zweite Schleuse am „Hammerteich“, die zum verbesserten Hochwasserschutz beitragen soll. Der Teich selbst steht ebenfalls unter Denkmalschutz, und wird überdies auch gerne von Eisvögeln und Blauflügel-Prachtlibellen besucht…