27.03.2012, 09.34 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Grundschule Rottsiepen: Zugabe-Rufe für Pausen-Flashmob

Artikelfoto

Alles kleine und große Künstler: EFG-Schüler Christian Rüsseler (hi. li.), Klassenlehrerin Ute Rath und die "Flashmob"-Klasse 4 der Gemeinschaftsgrundschule Rottsieper Höhe.

„Zugabe! – Zugabe! – Zugabe! -…“ hallte es in der letzten Woche am Ende einer Pause über den Schulhof der Grundschule Rottsieper Höhe. Damit gemeint war allerdings nicht die Pause an sich, sondern vielmehr der außergewöhnliche „Pausenfüller“: ein „Flashmob“ an der Dörper Grundschule.

Verantwortlich für den „kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf“, wie Wikipedia „Flashmob“ definiert, war jedoch keine „Online-Community“, über die sonst allgemein zu solchen Spontan-Aktionen aufgerufen wird – Initiator war der Cronenberger Christian Rüsseler: Der 19-jährige Schüler der Erich-Fried-Gesamtschule inszenierte den Rottsieper Flashmob im Rahmen seiner Projektarbeit im Leistungskurs Kunst; das Thema: „Soziale Plastik“. In Anlehnung an eine These des legendären Aktionskünstlers Josef Beuys, nach der ein jeder Mensch Künstler sein kann, wollte Christian Rüsseler mit seinem Grundschul-Flashmob unter Beweis stellen, dass die Beuys-These auch für Grundschüler gilt.

Um die (Kunst-)Aktion einzustielen, handelte Christian Rüsseler allerdings alles andere als spontan: Bereits sechs Wochen zuvor begann der 19-Jährige mit der Klasse 4 die Vorbereitungen für den Grundschul-Flashmob; übrigens in der Klasse von Ute Rath, seiner ehemaligen Klassenlehrerin. „Ich wollte zeigen, dass auch Grundschüler das können“, erklärt der Gesamtschüler seine Motivation. Und der Kunst-Impuls fiel auf fruchtbaren Boden: Wurde die Frage: „Wer unter euch ist ein Künstler?“, zunächst nur von einem der Rottsieper Viertklässler bejaht („Ich male gerne“), so ließen sich alle begeistert auf die Flashmob-Aktion ein – „das hatte ich auch nicht gedacht, es waren sofort alle begeistert dabei“, berichtet Christian Rüsseler. Auch sein Lied-Vorschlag für den geplanten „Pausen-Tanz“ stieß auf volle Zustimmung – mit „Ai Se Eu Te Pego“ („Nossa, Nossa“) von Michel Teló hatte der Gesamtschüler ja auch einen top-aktuellen Hit ausgeguckt.

Während der Flashmob-Tanz jeweils wöchentlich in einer Stunde einstudiert wurde, galt höchste Geheimhaltungsstufe – keiner der weiteren rund 180 Grundschüler sollte schließlich von der geplanten Pausen-Aktion etwas ahnen. Als Christian Rüsseler dann seine Musik-Anlage auf dem Pausenhof aufbaute, zeigte sich, dass die Viertklässler „dicht gehalten“ hatten: „Was machst du da?“, lautete die Frage – „Das ist für ein Konzert am Abend“, stahl sich der Gesamtschüler aus der Affäre. Nachdem dann aber die ersten „Nossa, nossa“-Töne über den Pausenhof gehallt waren, strömten die (geplant) in alle Ecken verstreuten „Flashmobber“ nach und nach zusammen und schlossen sich den drei „Start-Tänzern“ an.

Wie würden die anderen Grundschüler auf das merkwürdige Tun reagieren, würden sie mitmachen? Sie taten es, bis auf wenige einzelne Schüler strömten alle hinzu und spätestens als Christian Rüsseler den Teló-Hit das dritte Mal abspielte, tanzte nahezu die gesamte Grundschule Rottsiepen, inklusive der Lehrer – der Flashmob funktionierte! „Es waren sehr, sehr schöne Tage mit Christian“, befand am Pausen-Ende Ben (10); „ich habe gelernt, dass jeder ein Künstler sein kann – auch wenn man nicht so gut malen kann“, lautete das Fazit von Becki (10). Und Judith, die zuvor noch nie etwas von „Flashmob“ gehört hatte, stellte fest: „Das war eine schöne Pause – nur zu kurz!“ Begeistert zeigte sich auch Klassenlehrerin Ute Rath: Die Schüler hätten sich in der Entwicklungszeit des Tanzes sehr gut auf das Projekt eingelassen, attestierte die Lehrerin ihren Schülern: „Sie hatten viele Ideen und waren sehr kreativ!“

Keine Frage: Da er eine ganze Grundschule zum Tanzen brachte, dürfte die „soziale Plastik“ aus 206 Grundschul-Künstlern auch für Christian Rüsseler ein Erfolg werden – eine gute Projekt-Note müsste vorprogrammmiert sein!