21.01.2013, 13.14 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Über 50 Jahre praktische Hilfe: Verdienstkreuz für Erika Wilhelm
„Du bist einfach ein toller Mensch“, sagte Oberbürgermeister Peter Jung am Freitagmittag, 18. Januar 2013: „Der Bundespräsident hat dir völlig zurecht das Bundesverdienstkreuz verliehen.“ Adressat dieser lobenden Worte anlässlich der Überreichung des Ordens im Rathaus Barmen war Erika Wilhelm: Die Cronenbergerin wurde allerdings nicht für ihre tolle Art und ihren Humor geehrt, die OB Jung ebenso unterstrich; Erika Wilhelm erhielt das Verdienstkreuz am Bande vielmehr für ihr jahrzehntelanges Engagement für Bedürftige beziehungsweise für diverse Einrichtungen und Organisationen.
Im Jahre 1961 war es, als ihr zwischenzeitlich verstorbener Ehemann Klaus Wilhelm, in den 1950er Jahren übrigens Torwart des Wuppertaler SV, den Anstoß zu dem sozialen Engagement seiner Frau gab: Wilhelm bat seine Ehefrau, einem mittellosen Mann unter die Arme zu greifen, auf den er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei der Stadt aufmerksam geworden war. „Damit kam eine Lawine ins Rollen“, blickte Erika Wilhelm auf die vergangenen 52 Jahre zurück: „Seitdem habe ich pausenlos gesammelt.“ Zunächst nahm sich die heute 73-Jährige bedürftiger Mitglieder verschiedener katholischer Gemeinden an; später konzentrierte sich die Rottsieperin auf ihre Cronenberger Heimatgemeinde Hl. Ewalde.
Mehr als ein halbes Jahrhundert Hilfe für Bedürftige
Im vergangenen halben Jahrhundert sammelte Erika Wilhelm dabei nicht nur Kleider, Hausrat und Möbel; um an Sachspenden zu gelangen, organisiert die Dörperin bis heute auch Haushaltsauflösungen – Kleiderspenden sortiert und wäscht sie selbst, Möbel & Co.lagert Erika Wilhelm in einer eigens angemieteten Garage ein: „Die Zahl der Säcke vor der Haustür wuchs exponentiell an“, sagte Schwiegersohn Dr. Ludger Feldhues mit einem Schmunzeln zum Sammel-Eifer seiner Schwiegermutter. Damit nicht genug des Engagements: Daneben hilft Erika Wilhem bei der „Kirchenwäsche“ in ihrer Gemeinde, hilft ehrenamtlich bei der Verwaltung des katholischen Friedhofes an der Hauptstraße, betreut auf den alljährlichen Ewalde-Pfarrfesten das „Pfarrcafé“ oder steht auch bedürftigen Senioren zur Seite, wenn es um eine Heimunterbringung geht. Überdies setzt sich Erika Wilhelm für das Deutsche Rote Kreuz ein, seit dem Jahr 2009 steht sie zudem an der Spitze des Fördervereins des Städtischen Altenheims Cronenberg.
Cap Anamur-Flüchtlinge betreut: „Aus allen ist etwas geworden!“
Schwiegersohn Ludger Feldhues benannte in seiner Rede im Rahmen der Feierstunde auch ein ganz konkretes Beispiel der Hilfe von Erika Wilhelm: Als der Vietnam-Krieg eine achtköpfige Familie, die von dem Rettungsschiff „Cap Anamur“ aufgenommen worden war, nach Cronenberg „spülte“, nahm sich Erika Wilhelm der Flüchtlinge an. Ob Wohnung, Möbel oder Kleidung – Wilhelm half nicht nur bei der Ausstattung, sie nahm sich auch nachhaltig der Flüchtlinge an: Sie wurden ins „Haus Wilhelm“ eingeladen, bekocht, die Tochter gab den Kindern Nachhilfe – „sie hat sie auch emotional aufgenommen“. Schwiegersohn Ludger Feldhues weiter: „Aus allen Acht ist etwas geworden, alle sind integriert – darauf kannst du stolz sein!“
Erika Wilhelm bezeichnete sich in ihrer Dankesrede als Frau von Taten, nicht der großen Worte; gleichwohl bekannte sie, dass sie die Ehrung mit dem Verdienstkreuz mit Stolz erfülle: „Als ich darüber informiert wurde, ist mir das Herz schon in die Hose gerutscht!“ Die 73-Jährige vergaß allerdings auch nicht, sich bei ihren Unterstützern zu bedanken: Bei ihrer Familie, bei der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin Ingeborg Alker („Sie steht in allen Lebenslagen zur Verfügung“), bei Gerd Ackermann, der seit Jahren Spendengüter für sie transportiert, oder auch bei Ewalde-Pfarrer Winfried Breidenbach – „ohne seinen Segen und Zuspruch würde ich das nicht schaffen“.
Schon vor neun Jahren mit dem städtischen Ehrenamtspreis ausgezeichnet
Im Mittelpunkt der Feierstunde stand natürlich jedoch Erika Wilhelm: „Du hast es verdient!“, unterstrich Schwiegersohn Ludger Feldhues zu der Auszeichnung und Oberbürgermeister Peter Jung bekannte, er sei stolz, dass die Stadt das Engagement von Erika Wilhelm bereits im Jahre 2004 mit dem Ehrenamtspreis „Wuppertaler“ gewürdigt habe.