22.02.2013, 16.40 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
CDU-Aschermittwoch: Zwischen Forensik und Frikadellen
Im Rahmen des Politischen Aschermittwochs der CDU Cronenberg verliehen die Dörper Christdemokraten am 13. Februar 2013 nicht nur ihre Kanzler-Medaillen (die CW berichtete); es wurden auch politische Reden gehalten – wie es sich für einen Politischen Aschermittwoch gehört.
Der „Spaßfaktor“ der Polit-Reden im Lebenshilfe-Saal hielt sich in Grenzen. Den größten Lacher konnte noch Michael Müller landen! Mit den Worten: „Sie glauben jetzt, ich stehe zwischen Ihnen und dem Heringsstipp“, trat der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion als letzter Redner ans Mikrofon, bevor es an die obligatorische Essenspause ging. Das sei falsch, klärte Müller, seines Zeichens Inhaber eines Imbissbetriebs und daher vielleicht eher dem Fleisch statt Fisch zugeneigt, auf: „Ich stehe hier vielmehr zwischen mir und den Frikadellen.“ Die Zuhörer lachten und der Südstädter Metzger Frank Uhlemeyer, der die „Klopse“ spendiert hatte, hörte es sicherlich gern…
„Beschwipste Zahlenspiele” zur Bundestagswahl
Nach der Eröffnung durch Cronenbergs CDU-Chef Thomas Gaffkus-Müller schritt zunächst Bundestagsabgeordneter Jürgen Hardt in die nicht vorhandene „Bütt“: Klar, worauf der CDU-Politiker an der Spree zunächst blickte – auf die Bundestagswahl. Mit einem Zahlenspiel offenbarte Hardt den karnevalistischen Hintergrund des Wahldatums am 22. September: In 222 Tagen sei Wahltag, wusste Hardt – diese „jecke“ Zahl passte.
Ebenso passte zum Karnevals-Kehrhaus, dass Hardt bekannte, er könnte beschwipst sein. Allerdings nicht ob des Kölschs oder des Weizenbiers, zu dem die CDU einlud; in „Laune“ versetzten den CDU-Bundestagsabgeordneten vielmehr jüngste Umfragewerte. Ob die Zustimmung für die Bundes-CDU oder Kanzlerin Merkel, alles „top“ – „das tut mir leid“, sagte Jürgen Hardt karnevalistisch-süffisant an die Adresse der anwesenden SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Ursula Abé und ihres Mannes Hans-Peter Abé, der die SPD-Fraktion in der BV Cronenberg führt.
Zum Trost für die Abés: Im Anschluss bekamen auch Grüne, Gregor Gysi und die FDP ihr Hardt-Fett ab, bevor der Bundestagsabgeordnete bekannte, dass er erneut im Mischwahlkreis Remscheid-Solingen-Cronenberg/Ronsdorf gewählt werden wolle: „Ich möchte die vier Bergischen Großstädte wieder erobern“, sagte Hardt und gab damit Cronenberg und Ronsdorf die Stadtrechte zurück – der Karneval macht’s möglich…
Thema „Forensik“: „Politik nach Gutsherrenart”
Ernsthaft wurde es im Anschluss, CDU-Landtagsabgeordneter Rainer Spiecker beschäftigte sich auch mit der Diskussion um eine Forensik in der Stadt. Wuppertal habe seine Hausaufgaben gemacht, kritisierte Spiecker die Handlungsweise der rot-grünen Landesregierung als „schändlich“: Man sage nicht genau, welche Forensik-Standorte man prüfe – „das ist Politik nach Gutsherrenart“, so Spiecker. Nach weiterer Kritik am NRW-Nichtrauchergesetz oder an den Grünen sowie Dank für ehrenamtliches Engagement schlug Spiecker den (weiten) Bogen zur Cronenberger Forderung nach einer neuen Sporthalle: „Wir Langerfelder kriegen jetzt nach 21 Jahren eine Sporthalle“, stellte Spiecker fest und die Zuhörer konnten sich denken, was Spiecker damit für eine Perspektive für die Dörper Halle aufzeigte…
Bevor es dann an den Heringsstipp oder/und an die Frikadellen ging, trat Michael Müller ans Mikrofon. Der Chef der CDU-Ratsfraktion sagte zum Hallen-Thema die Bereitstellung von Planungsgeldern zu; insbesondere aber würdigte Müller die Arbeit der CDU-SPD-Ratskooperation. Man habe viele Opfer bringen müssen, aber nun sei das Ziel erreicht und Wuppertal habe wieder eine Haushalts-Perspektive. Müller: „Wir können jetzt wieder entscheiden.“
Statt „Kleiner Feigling”: „Mutmacher” für Wuppertal
Die geplanten Projekte Ikea und ECE-Erweiterung benannte der CDU-Fraktionschef als Positiv-Beispiele für die Aufwärtstendenz in der Stadt: „Wir sind in Wuppertal gar nicht so schlecht wie wir immer sagen“, machte Müller den Zuhörern Mut. Der Appell des Fraktionschefs zum Schluss: Er hoffe, dass man den Bundestagswahlkampf aus der Stadt-Politik heraushalten könne. Nun war nichts mehr zwischen den Zuhörern und dem Stipp beziehungsweise zwischen Müller und den Frikadellen – sieht man von der Schlange an der Ausgabe-Theke ab…