29.06.2013, 14.56 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Stadt Wuppertal will geplante Spielplatz-Flächen streichen

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"Hier darf nicht gebaut werden!", lautete die einhellige Meinung der Anwohner, welche die Grünen-Ratsherren Peter Vorsteher (li.) und Paul-Yves Ramette (2.v.r.) am Hipkendahl trafen.

Im Zuge der Sanierung ihres Haushaltes will sich die Stadt von Spielplatz-Flächen trennen: Flächen, wohlgemerkt, die noch gar keine Spielplätze sind, sondern vielmehr im Flächennutzungsplan (FNP) für den Bau von Spielplätzen reserviert sind, sollen in ganz Wuppertal entwidmet und dann in einem zweiten Schritt verkauft werden – wenn möglich. Im Rahmen ihres Haushaltssicherungsplans kalkuliert die Stadt mit Verkaufserlösen von mindestens 2,5 Millionen; alles, was mehr in die Stadt-Kasse kommt, soll für die Sanierung von bestehenden Spielplätzen verwendet werden. So heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt, die am Mittwoch, 12. Juni 2013, in der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg Thema war.

Zuvor hatte die Grünen-Fraktion in der Dörper BV eine „Cronenberg-Rundfahrt“ zu den sieben Dörper Spielplatz-Flächen gemacht, welche die Stadt aus dem FNP streichen möchte. Zum Startpunkt am Hipkendahl trafen die Cronenberger Ratsherren Paul-Yves Ramette und Peter Vorsteher sowie Dagmar Liste-Frinker von der Grünen-Stadtteilgruppe auf eine ganze Reihe von Anwohnern. Einhelliger Tenor: Ein Spielplatz muss auf der idyllischen Wiese oberhalb der Hofschaft nicht gebaut werden, aber das Areal darf auf jeden Fall nicht verkauft und bebaut werden!

Anwohner-Aufregung am Hipkendahl und am Wilhelmring

Die Kinder aus dem Umfeld, so berichteten die Anwohner, nutzten die Fläche auch ohne Spielgeräte & Co. zum Schlittenfahren, Drachensteigen oder zum Budenbau – das müsse auch so bleiben. Paul-Yves Ramette und Peter Vorsteher erläuterten den Interessierten, dass hinter der Streichung der Wiese aus dem FNP ihrer Ansicht nach die Stadt-Absicht stecke, das Areal für eine Bebauung zu veräußern – als Einstieg in eine weitere Bebauung des oberen Hipkendahls.

Geradezu auf einen „Menschenauflauf“ stießen die grünen „Tourer“ an ihrer nächsten Station: Aufregung herrschte im Bereich der Straße „Am Köhler“ über die städtischen Absicht im Hinblick auf eine 2.265 Quadratmeter große Fläche an der Sambatrasse. Aufregung auch deshalb, weil verschiedene Anwohner die betreffende Fläche nach eigenen Angaben einst an die Stadt abgetreten hatten – für den Bau eines Spielplatzes.

Regenrückhaltebecken gebaut: Verkauf überhaupt möglich?

Wie ein Vertreter es auch in der Juni-Sitzung der BV zum Ausdruck bringen durfte, betrachten die Anwohner vom Wilhelmring die städtischen Entwidmungspläne als Vertragsbruch, den sie nicht hinnehmen wollen: „Die Anwohner sind stinkesauer“, bringt es Peter Vorsteher nach dem Ortstermin auf den Punkt. Wie die Stadt die Fläche „Am Köhler“ allerdings vermarkten könnte, ist ohnehin fraglich: Auf einem Teil des Areals befindet sich nach Worten von Peter Vorsteher mittlerweile ein Regenrückhaltebecken…

Fragezeichen stehen indes aber auch hinter weiteren der sieben Cronenberger Spielplatz-Flächen. So könnte der Bolzplatz in der Kohlfurth überhaupt nicht verkauft werden, da er einer benachbarten Firma gehört. Und diese will, wie der Firmeninhaber der CW gegenüber bestätigte, aktuell überhaupt nichts am „Status quo“ verändern. An der Friedensstraße soll sich nach Worten von Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky ebenfalls ein Regenrückhaltebecken befinden, die Fläche „Neukuchhausen/Paulussenstraße“ wird womöglich für den Bau einer Kindertagesstätte benötigt und an der Oberheidter Straße fehlt weit und breit ein Spielplatz –  zumal, wie Grünen-Ratsherr Paul-Yves Ramette und Linke-Bezirksvertreter Hartmut Kissing in der BV betonten, der Spielplatz-Bedarf im Stadtteil Cronenberg nur zu zwei Dritteln gedeckt sei. Hier gab die BV den Prüfauftrag für eine Spielfläche an die Verwaltung.

Bezirksvertretung streicht „Spielplatz-Streichliste“ radikal zusammen

Von den sieben Flächen hielt die Bezirksvertretung letztlich lediglich eine einzige im Hinblick auf die Verkaufsabsichten nicht für unmöglich: Für die 1.500 Quadratmeter an der Hohlenscheidter Straße wurde ebenfalls ein Prüfauftrag an die Verwaltung gerichtet. Nach Ansicht von Grünen-Ratsherr Peter Vorsteher ist allerdings auch hier eine Vermarktung kaum möglich: Die Fläche sehr schwer zu erschließen, steil gelegen und befinde sich zudem in einem Quellgebiet.

Die „Streich-Flächen“ in der Südstadt

Übrigens, in der Südstadt sollen folgende Spielplatzflächen im FNP entwidmet werden: Jung-Stilling-Weg, Carl-Schurz-Straße, Ferdinand-Schrey-Straße, Osterberg, Von-der-Heydt-Park, Hatzenbecker-Straße sowie Cronenberger Straße/Röntgenweg.