09.07.2013, 15.47 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Musik auf dem CronenBerg begeisterte auf der Pickbahn
Die Konzerte in der Reihe „Musik auf dem CronenBerg“ finden gewöhnlich in Gottesdienststätten auf den Südhöhen statt. Am vergangenen Samstag, 6. Juli 2013, war das anders: Zum letzten Konzert der CronenBerg-Saison 2012/13 lud Initiator Werner Dickel auf die Pickbahn „Grüne Eiche“ in Vonkeln ein. Dickel tat damit einen Glücksgriff: Ein lauer Sommerabend, virtuose Klassik und sommerlich-leichter Jazz vereinigten sich an dem „lauschig-idyllischen“ Ort mitten im Vonkelner Grünen zu einem ganz besonderen Konzert-Ereignis – inspirierend!
Das befand auch Florence Millet: Die Pianistin und Dozentin an der Musikhochschule Wuppertal/Köln war mit ihrem Lions Gate Trio am Vortag noch in einem Amphitheater im südfranzösischen Toulouse zu Gast, aber auch von der „Waldbühne“ im Süden Wuppertals zeigte sich die Klasse-Pianistin begeistert: Die Naturkulisse der Vonkelner Pickbahn erinnere sie an Bilder von Caspar David Friedrich, schwärmte Florence Millet gegenüber der CW: „Das hier bietet Platz für Gedanken und passt zur Musik sehr gut – ich finde es immer wieder sehr schön in Wuppertal“, so die in Paris wohnhafte Künstlerin.
„Very well“, kommentierte auch Violonistin Katie Landsdale die ihr bis dahin völlig unbekannte Pickbahn, über die sie sich allerdings bereits hatte aufklären lassen – eine Kurz-Demonstration des Pick-Spiels inklusive. Die Cronenberger Waldbühne, so die aus Connecticut an der US-Ostküste stammende Künstlerin, sei gemütlich und familiär – „beautiful“, attestierte Katie Landsdale. CronenBerg-Leiter Werner Dickel erinnerte in seiner Begrüßung der Gäste aus Nah und Fern („Hallo, Cronenberg!“) an den legendären Tango-Abend mit Pina Bausch-Tänzern vor etwa zehn Jahren – „ein herrlicher Abend“, erinnerte sich Werner Dickel.
Vogelkonzert und Top-Klassik – eine außergewöhnliche „Session“
Der wurde es auch am vergangenen Samstag: Nachdem sie sich unter einem Baum oder auch auf einer Holzbank eingespielt hatten, betraten Florence Millet, Katie Landsdale und Cellist Darrett Adkins (Ohio) die Pickbahn-Bühne. Zunächst brachte das Lions Gate Trio Tschaikowskys Klaviertrio a-moll zu Gehör: Beeindruckend wie das mehrfach preisgekrönte Trio in den lebhaften Passagen die Waldkulisse mit seinen meisterlichen Klängen ausfüllte, geradezu bezaubernd, wie sich in die graziösen Andante-Vorträge das Vonkelner Vogelkonzert mischte – eine wunderbare „Session“, ein außergewöhnliches „Zusammenspiel“; „the german birds are singing very well“, attestierte auch Katie Landsdale begeistert.
Nachdem sich die etwa 170 Zuhörer auf der sehr gut besuchten Pickbahn von den gastfreundlichen Helfern des Pickvereins mit Grillwurst, Salat, Bier, Wein und Sekt in der Pause hatten verwöhnen lassen, hieß es im zweiten Teil des Open air-Konzertes zusammenzurücken: CronenBerg-Leiter Werner Dickel nahm an der Seite des Lions Gate Trios Platz, um gemeinsam mit seinen musikalischen Gästen Brahms‘ Klavierquartett g-moll aufzuführen – ein zweites Gesamtkunstwerk für alle Klassik-Freunde, während die Sonne langsam zwischen den Bäumen unterging und die Vonkelner Vögel allmählich verstummten. Mit kräftigem Applaus bedankten sich die begeisterten Zuhörer denn auch am Schluss bei Gastgeber Werner Dickel sowie Forence Millet, Katie Landsdale und Darrett Adkins, aber sicherlich auch bei den Vonkelner Vögeln für das hochklassige Konzert.
„Kleine Jazz-Nachtmusik“ rundete den lauen Open air-Abend ab
In der Dämmerung betrat dann das „jaZZtrio“ die Waldbühne, um als als musikalisches „Betthupferl“ in die Vonkelner Nacht zu jazzen. Wer sich „das Kontrast-Programm“ nicht entgehen ließ, wurde vollauf belohnt: Obwohl Sängerin Birgit Pardun, bisher vor allem bekannt aus der Barmer Küchenoper, sowie Matthias Kurzhals (Saxophon) und Ulrich Rasch (Klavier) noch nie gemeinsam öffentlich aufgetreten waren und für das Vonkelner Konzert nur kurz geprobt hatten, begeisterten auch sie das Publikum im Schein von Kerzen und bunten Lichtern mit sommerlich-leichtem Jazz und ihrem sympathischen Auftritt.
„Die kleine Nachtmusik“ des jaZZtrios war das i-Tüpfelchen eines grandiosen CronenBerg-Abends in Vonkeln! Ohne Zugabe entließ das Publikum das Trio nicht von der Waldbühne – „great Job!“, klopfte denn auch Cellist Darrett Adkins im Anschluss Saxophonist Matthias Kurzhals auf die Schulter. Gemeinsam mit Florence Millet und Katie Landsdale hatte sich auch Darrett das Jazz-Schmankerl nicht entgehen lassen – auch das Lions Gate Trio genoss den CronenBerg-Abend bis zu den letzten Klängen…
Wiederholung dringend erwünscht, aber nicht erst in zehn Jahren!
Fazit: Dieser Open air-Abend schrie geradezu nach einer Wiederholung, aber bitte nicht erst in zehn Jahren, verehrter Herr Dickel! Ein begeisterter Ulrich Rasch jedenfalls äußerte sich im Anschluss an das Konzert spontan bereit, auf die Pickbahn-Bühne zurückzukehren – die Musik-Freunde würde es freuen, Herr Rasch!